Witten. . Podologin Sigrid Boueke hat nach 53 Berufsjahren ihre Praxis an Tochter Britta übergeben. Eine Wittener Fußpfleger-Familie mit Tradition.

Sigrid Boueke und ihr Team haben dafür gesorgt, dass Wittener schöne und gesunde Füße haben. Die 71-jährige Podologin war mit ihrer Praxis auf der Hauptstraße eine der medizinischen Fußpflegerinnen in der Stadt. Aber eine mit einer besonderen Familiengeschichte: Bouekes Großvater, Paul Arendt, hatte sich in der Stadt als Schuhmacher auf der Haupstraße 9 einen Namen gemacht. Sigrid Bouekes Tochter Britta hat im Sommer die Praxis und das Team ihrer Mutter übernommen, die sich nach 53 Berufsjahren in den Ruhestand verabschiedet hat.

Schon Sigrid Bouekes Mutter Ruth, eine Tochter des Schuhmachers Paul Arendt, war Fußpflegerin. Ihre Ausbildung – und die zur Kosmetikerin – machte sie während des Zweiten Weltkriegs in Berlin. Dort lernte sie als Patienten ihren späteren Mann kennen – Sigrid Bouekes Vater Gerhard. Der Berliner zog der Liebe wegen nach Witten und erlernte bei seiner Frau die Fußpflege. Sigrid Boueke: „Er war ein begnadeter Fußpfleger!“

Eine Kellerwohnung auf einem Trümmergrundstück

Weil das Geschäft von Paul Arendt an der Haupstraße während des Krieges ausgebombt wurde, zog das junge Paar auf ein Trümmergrundstück am Rathausplatz, „dorthin, wo früher das Café Marx war“. Eine Kellerwohnung mit Praxis. In dieser Zeit kam Tochter Sigrid zur Welt. Die erinnert sich: „Nach dem Wiederaufbau zogen meine Eltern mit ihrem Geschäft wieder in die Hauptstraße. Außer der Fußpflege und einem Schuhverkauf gab es dort übrigens auch Wittens erste Sauna!“

1949 wurde diese wieder geschlossen. Sigrid Bouekes Eltern wechselten mit ihrer Fußpflege und dem Schuhverkauf ins Eckhaus am Markt 1. „Hier findet man heute die Rathaus-Apotheke. Das Gebäude galt nach dem Krieg als Wittens erstes Hochhaus.“ Nach ihrer Schulzeit lernte Tochter Sigrid dort die medizinische Fußpflege und machte eine Ausbildung zur Schuhfachverkäuferin. Eigentlich wollte sie nicht im elterlichen Betrieb arbeiten. „Meine Mutter sagte aber: ,Geschmack kommt beim Essen.’ So war das eben damals.“

Als junge Mutter arbeitete sie in Berliner Kliniken

In den 60er Jahren zogen Gerhard Schulze-Arendt und seine Frau Ruth mit ihrem Geschäft in die Steinstraße 3 um. Tochter Sigrid bekam mit 20 Jahren einen Sohn. „Meinen Mann hatte ich in der Tanzschule Feldmann, heute Feldmann-Hartmann, kennengelernt.“ Als junge Mutter machte sie als Fußpflegerin Hausbesuche und half den Eltern als Urlaubsvertretung im Geschäft. Bis sie mit ihrem Mann nach Berlin ging, der dort eine Stelle gefunden hatte. „Wegen der Kinder habe ich in Berlin als ambulante Fußpflegerin in verschiedenen Krankenhäusern gearbeitet. Da konnte man sich die Arbeitszeit einteilen.“

Mitte der 70er Jahre kehrte Sigrid Boueke mit ihren drei Kindern nach Witten zurück und arbeitete in der Steinstraße im Geschäft ihres Bruders Guido Schulze-Arendt mit, der den Betrieb der Eltern übernommen hatte. „1991 habe ich mich dann als Fußpflegerin an der Hauptstraße 20 selbstständig gemacht.“ Wichtig sei ihr immer die Ausbildung von Nachwuchs und die Mitarbeit im Berufsverband gewesen, betont die 71-Jährige.

Britta Boueke baute ihre Praxis fürs neue Team um

Ihre Tochter Britta, die ihre Fußpflegepraxis in der Körnerstraße hat, hat eine Weile überlegt, ob sie die Mitarbeiterinnen und Patienten der Mutter übernehmen soll, als diese ihr sagte, dass sie sich zur Ruhe setzen möchte. Die 48-Jährige: „Chefin eines Teams zu sein, das bringt eine andere Verantwortung mit sich, als wenn man alleine arbeitet.“ Sie sagte aber schließlich ja, baute ihre Praxis für ihre zusätzlichen Kräfte um und hat ihre Entscheidung, Chefin zu werden, nicht bereut.

>>> WAS DIE PODOLOGIN RÄT

Tipps der Podologin Britta Boueke: Beim Kürzen der großen Zehennägel die Nägel möglichst immer gerade abschneiden. „Nie die Ecken herausschneiden, sonst kann dort der Nagel einwachsen.“

Kleine Zehennägel können mit der Nagelfeile abgerundet werden. Täglich die Schuhe wechseln, damit diese lüften können.