Witten. . So viel lässt sich bei der Aktion der Polizei gegen Handys am Steuer schon sagen: Witten fällt nicht negativ auf. Es gibt aber tolle Ausreden...
Bei der landesweiten Polizeiaktion gegen Handys am Steuer wurde gestern auch in Witten kontrolliert. Das vorläufige Ergebnis fällt eher mager aus. Zumindest bis zum früheren Nachmittag verhielten sich viele Autofahrer diesmal vorbildlich. Nur vier wurden erwischt.
Dass das Telefonieren oder Schreiben von Whatsapps kein Kavaliersdelikt ist, zeigen schon die Bußgelder: 100 Euro und ein Punkt bekommen alle, die bis zum Mittag auf frischer Tat ertappt wurden. Denn es können schlimme Unfälle passieren. Übrigens auch mit Fußgängern. Ein 19-Jähriger wurde 2015 an der Friedrich-List-Straße von der Straßenbahn erfasst und getötet. Er soll sie nicht gehört haben, weil er durchs Handy oder Ohrstöpsel abgelenkt gewesen sei.
15 Meter Blindflug in einer Sekunde
„Pro Sekunde Unaufmerksamkeit legt ein Autofahrer zirka 15 Meter zurück“, sagt Hauptkommissar Thomas Hettinger (48), Leiter des Schwerpunktdienstes, der an diesem Donnerstagmittag mit drei uniformierten Kollegen am Crengeldanz steht. „Blindflug“ nennt das Theo Graf (58), Hauptkommissar aus seinem Team. „Dann kann man die Augen auch zumachen.“
Diesmal richten die meisten Autofahrer ihre Blicke vorschriftsmäßig auf die Straße. Jedenfalls muss Andreas Härtel (57), der dritte Beamte im Bunde, am Vormittag nur selten die Kelle zücken, um ein Auto herauszuwinken. Vermutlich ist es die deutlich sichtbare Präsenz der Polizei, vielleicht liegt es auch den Vorankündigungen: Im Gesamtbezirk Bochum, Witten, Herne werden bis 14 Uhr nur 16 Autofahrer erwischt, davon zwei an der Crengeldanzstraße, einer an der Hörderstraße in Stockum, einer an der Annenstraße.
„Eine Dame musste hier bei Rot halten. Sie hat mich gar nicht gesehen, weil sie auf ihr Handy geguckt hat“, sagt Hauptkommissar Härtel, der in seiner Uniform eigentlich unübersehbar ist, wie er da an der Ecke Jahnstraße steht. Wer meint, die Benutzung des Mobiltelefons sei erlaubt, wenn der Wagen stoppt, irrt. Härtel: „Sie stand zwar, aber der Motor lief.“ Und es gibt keine Ausrede, die es nicht gibt.
„Ich habe doch nicht telefoniert“, bekommen die Beamten im Alltag oft zu hören. Aber: Das Tippen einer Whatsapp ist genauso strafbar. Denn: „Benutzung und Handhabung elektronischer Geräte“ sind nun mal beim Fahren verboten. Gerade die schnell geschriebene Nachricht ist immer mehr im Kommen, während das Telefonieren etwas zurückzugehen scheint. „Furchtbar“, sagt Andreas Härtel.. „Die Leute gucken mehr nach unten als auf die Straße.“
Was oft fehle, sei ein Unrechtsbewusstsein, sagen die Beamten. Dabei dürfe nicht einmal der Navibei der Fahrt vom Fahrer bedient werden. Die dreisteste Ausrede, die die Polizisten vom Schwerpunktdienst bisher gehört haben: „Ich habe Zahnschmerzen. Mein Zahnarzt hat mir empfohlen, meine Backe mit dem Handy zu kühlen.“