Witten. . Die Jugendfeuerwehr probte den Ernstfall. Sie beseitigte eine Ölspur, löschte einen Waldbrand und holte Eingeschlossene aus dem Gästehaus.

Alarm ertönt an der Feuerwehrwache der Freiwilligen Feuerwehr der „Hölzer“ an der Kämpenstraße in Durchholz. Aus dem Keller des ehemaligen Gästehauses Bommerholz steigt Rauch auf, wird gemeldet. Mindestens zwei Menschen harrten noch im Dachgeschoss aus und säßen dort fest.

Alle drei Einsatzfahrzeuge rücken aus. In den Mannschaftskabinen werden auf dem Weg Helme und Rauchmasken verteilt. Nach der Ankunft auf dem Geländes des Gästehauses werden die Teams eingeteilt. Eine Gruppe hievt eine große Leiter vom Wagen und lehnt diese an den Balkon im ersten Stock an. Eine andere Gruppe rollt die Schläuche aus und schließt sie an. Eine dritte eilt in voller Montur – mit Atemschutzmaske, Sauerstoffflasche und Gasmessgerät – in das Treppenhaus. Vorsichtig tasten sich die Einsatzkräfte mit einer Axt durch den langen, „verrauchten“ Flur. Dann Erleichterung. Eine jugendliche Stimme sagt ins Mikrofon: „Gruppenführer Rauchtrupp, wir haben die Person gefunden.“ In der Hand hält Jolina Rudloff eine kleine, blaue Puppe.

Adrenalinschub beim Einsatz

Alles nur eine Übung. Trotzdem schnauft die 16-jährige Retterin draußen durch. „Das ist schon ein bisschen Adrenalinschub.“ Der Einsatz am Samstagnachmittag war nicht der erste: Der Morgen begann mit einem simulierten Waldbrand, später musste eine Ölspur auf der Straße beseitigt werden. Rund 24 Stunden haben Freiwillige der Jugendfeuerwehren aus Bommern, Buchholz und Herbede den Ernstfall geprobt.

Aus das zweite Team ist erfolgreich: Die eingeschlossene Person, symbolisiert durch die blaue Puppe, wird ins Freie getragen. Der Kollege meldet die Rettunge. Foto: Carsten Klein / Funke Foto Services
Aus das zweite Team ist erfolgreich: Die eingeschlossene Person, symbolisiert durch die blaue Puppe, wird ins Freie getragen. Der Kollege meldet die Rettunge. Foto: Carsten Klein / Funke Foto Services © Carsten Klein

Weit entfernt von den Übungen der Berufsfeuerwehr sei das nicht, versichert deren Pressesprecher Uli Gehrke. Alles geht ein bisschen langsamer über die Bühne und ohne Blaulicht. Aus Sicherheitsgründen. Doch die 21 Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren sollen an diesem Wochenende an den Alltag der Freiwilligen Feuerwehr herangeführt werden. Dabei stehen die schon erfahreneren Kollegen den anderen mit Rat und Tat zur Seite, wie die für die Langzeitübung mitverantwortliche Jugendgruppenleiterin Meike Meyer auf der Heide erläutert: „Wir haben heute sowohl die Älteren als auch die ganz Jungen dabei.“

Waren auf den nächsten Einsatz

Und die Jüngsten lernen den ganzen langen Tag über, mit den Anforderungen umzugehen: mit der Warterei und der unterschwelligen Aufregung zwischen den Einsätzen oder wenn schließlich der Lautsprecher ertönt und die Ansagen erfolgen.

„Dann sind natürlich alle angespannt und man merkt sofort, dass alle ruhig werden“, sagt Kevin Ribeiro-Welter. Der 18-Jährige gehört bereits zu den alten Hasen. Der Schüler hat diesen Sommer ein „Modul“ – also eine Schulungseinheit – abgeschlossen. Eine Prüfung fehlt noch. „Wenn alles gut läuft, dann bin ich Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr.“ Sein Plan A ist zwar, Pilot zu werden. Trotzdem kann sich Kevin später aber auch einen Einstieg bei der Berufsfeuerwehr vorstellen.

Mädchen bewahren kühlen Kopf

Seine jüngere Schwester Hannah ist dagegen felsenfest davon überzeugt, dass sie Feuerwehrfrau werden will. Hürden oder gar Benachteiligungen für Frauen hat die 15-Jährige bisher nicht festgestellt: „Man muss sich da nichts anhören.“ Im Gegenteil: Oft hätten sich Kolleginnen als besser darin erwiesen, in brenzligen Situationen besonnen zu agieren, beteuern alle. Etwa wenn ein Kind irgendwo festsitzt. Und Hannah ist auch an vorderster Front mit dabei, als der erste Angriffstrupp am Einsatzort in das ehemalige DRK-Schwesternheim vorrückt, das 2015/2016 als Flüchtlingsunterkunft gedient hatte und zur Zeit nicht bewohnt ist.

Gerade solche Einsätze schweißen zusammen, egal ob Frau oder Mann, wie Hannah versichert: „Auch die Gemeinschaft ist wichtig, das ist wie eine Familie“. Daher möchten die jungen Retterinnen und Retter den Abend mit gemeinsamen Grillen und Wandern ausklingen lassen. Die letzten Einsätze. Falls nach dem Trainingsmarathon nicht alle zu müde dafür sind.

>> Ansprechpartner

Jugendliche aus Witten können jederzeit bei der Freiwilligen Feuerwehr mitanpacken. Wer Interesse hat, kann sich bei Host Böth unter 581-3722 melden oder eine Mail schreiben an feuerwehr@stadt-witten.de.

Ab 16 Jahren können Interessierte eine Schulung machen. Wer diese erfolgreich absolviert, ist ab 18 Jahren aktives Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr.