Witten. . Die Geschäftsführung setzt auf einen Neuanfang, doch der Weg dorthin scheint beschwerlich zu sein. Völker-Mitarbeiter sollen auf Lohn verzichten.

Keine gute Stimmung herrscht bei Völker, der einstigen Weltmarke aus Witten für Spezialpflegebetten. Gespräche über Lohnverzicht stocken, jetzt hat das Unternehmen im Wullen Kurzarbeit angemeldet. Optimistischeres hört man von der Firma PZW in Heven, die am 10. August Insolvenz angemeldet hatte. Dort soll es zahlreiche Interessenten für eine Übernahme geben.

Die Völker GmbH ging einst aus einer Tischlerei hervor und stieg zu einem weltweit renommierten Pflegebettenhersteller auf. Das Unternehmen war etwa bekannt für den „Rolls Royce“ der Branche und fertigte sogar ein Krankenbett für Papst Benedikt an. Die „Völkelaner“ waren eine stolze Truppe, die nichts auf ihr Unternehmen kommen ließen. Doch seitdem Heinrich Völkel die Firma mangels Nachfolger 2012 an die US-Holding Hill-Rom verkauft hatte, ging es bergab.

Kritiker: Vertrieb ist massiv geschwächt

Kritiker werfen Hill-Rom vor, den Vertrieb massiv geschwächt zu haben. Dafür verantwortliche Mitarbeiter seien zur Konkurrenz gewechselt und hätten lukrative Aufträge mitgenommen. Wie die Produktion wurde auch die Belegschaft in Witten halbiert. Der erneute Verkauf 2017 an die New Yorker Investmentfirma CoBe Capital konnte Völker offenbar nicht wirklich stabilisieren.

Aktuell wird über einen Sanierungstarifvertrag für die noch rund 200 Beschäftigten verhandelt. So nennt es die Gewerkschaft, während die Geschäftsführung Wert auf den Begriff „Haustarifvertrag“ legt. Es geht – je nach Sichtweise – um Lohn- und Gehaltseinbußen von 15 bis 20 Prozent für die Dauer von 24 Monaten. Die IG Metall war nach eigenen Angaben zu zehn Prozent bereit. Das Unternehmen fordert eigenen Aussagen zufolge 15 Prozent. Es wolle momentan keine weiteren Gespräche führen, so die Gewerkschaft.

Völker-Geschäftsführung: Wir brauchen Zeit

Die Völker-Geschäftsführung sagte am Mittwoch (5.9.) zu dieser Zeitung, „weitere Verhandlungstermine bei der Tarifkommission“ angefragt zu haben. Wegen des schlechten Absatzes gerade im Sommer wurde ab dieser Woche für drei Monate Kurzarbeit vereinbart. „Wir haben viele Maßnahmen angestoßen, um uns als eigenständiges Unternehmen am Markt neu zu etablieren“, so die Geschäftsführer Yvonne Risch und Jörg Waldeyer. Dafür brauche man aber Zeit.

Die benötigt auch der Insolvenzverwalter bei der PZW Press- und Zerspanungstechnik in Heven, die am 10. August überraschend zahlungsunfähig war. Nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen sieht der Insolvenzverwalter aber gute Chancen für die Übernahme durch einen Investor. Es gebe eine Reihe von Interessenten.

Die Auftragsbücher bei PZW sind voll

Auch die Kunden – darunter Weltmarken wie ZF oder VW – hätten großes Interesse an dem Erhalt des Presswerks für Getriebeteile. „Ein tolles Unternehmen mit tollen Produkten“, sagt ein Branchenkenner. Und die Auftragsbücher seien – anders als damals bei der Galladé-Insolvenz – „bis an den Rand voll“.