witten. . War das ein toller Tag: Dank des Bilderbuchwetters war die Innenstadt rappelvoll. Davon profitierten Zwiebelkirmes und vor allem die Gastronomie.
Wo sich die Kundschaft während der Hitzewochen fast die Hand geben konnte, drängten sich gerade am Sonntag (2.9.) die Massen. Schon lange war die Innenstadt nicht mehr so voll wie an diesem ersten Wochenende nach den Sommerferien. Traumwetter, Zwiebelkirmes, verkaufsoffener Sonntag und Oldtimertreffen – besser ging’s gar nicht.
„Überwältigt von der Superstimmung“ zeigt sich die Vize-Vorsitzende der Standortgemeinschaft, Angelika Hafer. Die Werbegemeinschaft zeichnet für den zweiten verkaufsoffenen Sonntag in diesem Jahr verantwortlich. Zwar hält sich der Ansturm in den Läden wegen des fast schon zu schönen Wetters in Grenzen. Dafür ist draußen um so mehr los. Ob vor’m Extrablatt oder im Eiscafé: überall besetzte Tische und zufriedene Gesichter. Dass viele länger bleiben, dafür sorgen auch die vielen schönen, auf Hochglanz polierten Fahrzeuge aus den Sechzigern und Siebzigern. Hier ein zitronengelber Opel GT, dort ein knallroter Buckelvolvo – Autos gehen halt immer.
Dass Witten und das Ruhrgebiet einst Opel-Land waren, ist nicht zu übersehen. Am Berliner Platz versucht Rüdiger Dähne (67) seinen roten Ascona A – Baujahr 1973 und mit Breitreifen – zu verkaufen. „Unverschweißt, unverbastelt und nie restauriert“, sagt der Liebhaber. Ein paar Meter weiter gucken sich Günter und Brigitte Arnold „Steffi’s Cadillac“ an, eine charmante Umschreibung für den himmelblauen Kadett, der noch in Bochum vom Band gerollt sein dürfte. Da werden schnell Erinnerungen an den einstigen Familienurlaub wach. „Wir hatten einen orangenen Ascona mit schwarzen Streifen“, sagt der 71-jährige. Seine Frau (68) ergänzt: „Und ein silbergraues Opel Rekord Coupé. Da passte jede Menge rein, wenn wir in den Urlaub fuhren.“
Nun, Tüten bepackte Menschen sieht man an diesem Sonntag weniger. Entsprechend mäßig ist die Stimmung gerade in den Schuh- oder Modegeschäften, etwa in der Stadtgalerie. „Wir hatten uns mehr erhofft“, sagt eine Verkäuferin. Dafür erlebt die 595. Zwiebelkirmes ihren besten Tag. Wobei Begeisterung anders aussieht. Gefragt, wie es läuft, sagen die Schausteller: „Ist in Ordnung.“ Nur das wohl spektakulärste Karussell, der „Booster“ aus den Niederlanden, macht keine Luftsprünge – obwohl sein langer Stahlarm die Menschen in gerade mal zwei Kabinen 40 Meter hoch in den Himmel dreht. Vielleicht ist es Höhenangst, vielleicht auch der Fahrpreis von fünf Euro – der Mann an der Kasse ist nicht zufrieden. Ganz anders die Reaktionen der Besucher.
Claudia (51) schleckt gerade ein Schaumeis („superlecker“), während Heidi (69) und ihre Tochter Manuela (45) aus Wetter dem Backfisch entgegenfiebern. „Da freuen wir uns am meisten drauf!“