Witten. . Am Ruhr-Gymnasium erleichtern selbstgebastelte Boxen Fünftklässlern den Start in der neuen Klasse. Projekt läuft an allen städtischen Schulen.

Die Schüler der Klasse 5a des Ruhr-Gymnasiums springen auf, laufen zur Fensterbank und schnappen sich ihre selbst gestalteten bunten Boxen. Den Inhalt ihrer „Schatzkisten“ zeigen sie ihren Sitznachbarn oder stellen sie in der Klasse vor. Das Gymnasium in Mitte macht, wie alle weiterführenden Schulen, beim städtischen Schatzkistenprojekt mit. Damit soll Schülern der Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule erleichtert werden.

In ihrer Grundschule gestalten die Kinder die Kisten, verstauen private Sachen in ihnen und bringen sie dann zunächst mit zu den zwei Kennenlernnachmittagen an der weiterführenden Schule. Kommt ein Schüler aus einer anderen Stadt, haben die Eltern die Möglichkeit eine Box abzuholen und in den Sommerferien, bevor die Schule beginnt, mit ihren Kindern zu gestalten.

Boxen auch im Unterricht benutzt

Für Charlotte Buch, Klassenlehrerin der 5a, ist das Projekt sehr wertvoll, da sie so jedes Kind individuell kennenlernen kann. Die Kisten werden auch in den Unterricht eingebunden, zum Beispiel indem jedes Kind seinen Steckbrief noch einmal auf Englisch verfasst.

Schülerin Malin hat ihre Box bunt angemalt und ihren Namen darauf geschrieben. „In meiner Schatzkiste ist ein Steckbrief, meine Wünsche und Gedanken, ein Wutmonster, ein Glückstierchen und vieles mehr. Etwa meine Facharbeit aus der Grundschule. Die habe ich zum Thema Ernährung geschrieben“, erzählt Malin. Sie ist froh, dass es diese Kisten gibt. „Mir fiel es so viel leichter mich den Klassenkameraden vorzustellen, da man schon einen Steckbrief hatte und man sich über den Inhalt der Kiste unterhalten konnte.“ Mitschülerin Helen hat in ihre Box einen Zeitungsartikel geklebt, auf dem sie beim Judo zu sehen ist. „Das war mein erster Wettkampf mit der Mannschaft“, erzählt sie.

Kiste gibt Kindern anderes Selbstwertgefühl

Schulleiterin Kerstin Peters ist ebenfalls begeistert: „ Ich habe das Gefühl, das Projekt gibt den Kindern ganz viel. Sie kommen auf eine neue Schule, sind die jüngsten und müssen sich erst zurecht finden. Mit den Kisten haben sie dann schon etwas eigenes dabei, das gibt ihnen ein ganz anderes Selbstwertgefühl.“

Schatzkisten-Projekt ging 2014/15 an den Start

Das Schatzkisten-Projekt startete als Pilotprojekt im Schuljahr 2014/15. Seit 2015/16 machen allen öffentlichen Schulen in Witten mit.

17 Grundschulen, neun weiterführende Schulen und eine Förderschule nehmen in diesem Schuljahr daran teil. Finanziert wird das Projekt von der Sparkasse.

Zirka 750 Schüler wechseln jedes Jahr in Witten auf eine weiterführende Schule.

Bis zu den Winterferien befüllen die Kinder die Schatzkisten weiter, etwa mit Fotos von Ausflügen. Vor den Ferien nehmen die Schüler die Box dann mit nach Hause. Dann ist die Eingewöhnungsphase offiziell vorbei und die Kinder können den Schulalltag auch ohne Box bewältigen.