Witten. . Die Musikschule erfüllt bei JeKits 95 Prozent der Erstwünsche. In Klasse drei machen nur wenige Kinder aus sozial schwachen Familien weiter.
„Dieses Jahr haben wir es geschafft, 95 Prozent der Kinder ihre Erst-Musikwünsche zu erfüllen“, freute sich Musikschulleiter Michael Eckelt. Nachdem die Wittener Erstklässler im vergangenen Schuljahr mit den unterschiedlichen Saiten-, Tasten-, Schlag- und Blasinstrumenten Bekanntschaft schließen konnten, lernen sie im zweiten Schuljahr im Grundschulunterricht ihr Lieblingsinstrument spielen.
2007 wurde das Projekt JeKi (Jedem Kind ein Instrument) von der städtischen Musikschule in Witten ins Leben gerufen. Zum Schuljahr 2015/16 wurde aus dem Ruhrpott-Projekt ein Projekt für alle Grundschulen in NRW. Seitdem heißt das Programm JeKits. Die Grundschulen müssen sich nun entscheiden, ob sie den Kindern den Zugang zu Instrumenten ermöglichen oder ob sie den Schwerpunkt auf Tanzen oder Singen legen.
Musikunterricht kann sofort beginnen
Pünktlich zum Schuljahresbeginn können die Zweitklässler das von ihnen ausgewählte Instrument im Kellergewölbe von Haus Witten abholen. Bis heute (31.8.) läuft die Ausgabe. „Montag kann es schon den ersten Unterricht geben und Donnerstag wird in mancher Wittener Grundschule schon im Orchester zusammen musiziert“, erklärt Michael Eckelt den Grund für die Eile.
Brenschenschülerin Samaya (7) holt mit ihrem Vater ihre Querflöte ab. Samaya möchte gern den Sommerhit „Despacito“ spielen lernen. Wenn ihr das Flötenspiel Spaß macht, könne sie nach JeKits gerne bei der Musikschule mit dem Musizieren weitermachen, sagt ihr Vater.
Keyboard steht oben auf der Wunschliste
Anders ist es bei Andrea (7). Auch sie ist jetzt Zweitklässlerin. Sie nimmt freudestrahlend ihr Keyboard entgegen und liegt damit voll im Trend. „Die meisten JeKits-Schüler wollen Klavier spielen lernen. Weil wir keine Klaviere verleihen können, verleihen wir Keyboards“, sagt Eckelt. Andrea ist mit ihrer Familie vor zweieinhalb Jahren aus Rumänien nach Witten gekommen. Sie werde nach diesem Schuljahr nicht mit dem Klavierspielen weitermachen können, das steht für ihre Mutter bereits fest.
Für viele Kinder aus ärmeren Haushalten bleibt von JeKits nur ein kurzes Anbandeln mit einem Instrument. Während im zweiten Schuljahr noch ein Sozialberechtigungsschein ausreicht, um sie ganz vom Monatsbeitrag (23 Euro) freizustellen, wird es danach komplizierter. Die Eltern müssen für das Anschlussangebot „Grundschulmusizieren“ neben dem Sozialhilfebescheid auch einen Eigenbeitrag von 15 Euro beibringen. Diesen können sie mit einem Gutschein aus dem Bildungspaket auf fünf Euro senken. Allerdings müssen sie diesen erst einmal in Anspruch nehmen und sich dann noch zwischen Sport, Leseförderung, Nachhilfe oder Musikunterricht entscheiden.
Manche Eltern nutzen die Förderung nicht
Die Freude am Instrument und die musische Förderung bleiben dabei in Regel auf der Strecke. „Das tut mir in der Seele weh“, sagt Musikschulleiter Michael Eckelt, „die Kinder sind so voller Elan.“ Die Schulen gäben die nötigen Informationen an die Eltern weiter, „aber die Eltern kümmern sich oft einfach nicht.“
>> Musikalische Förderung in der Grundschule
Im Programm JeKits (Jedem Kind Instrumente – Tanzen – Singen) machen 2018 in Witten im ersten Schuljahr alle 750 Erstklässler mit. Im zweiten Schuljahr haben sich 300 Kinder für ein Instrument entschieden. Das sind 1050 JeKits-Schüler. 70 Kinder sind vom Beitrag für den Musikunterricht im zweiten Jahr (23 €/Monat) befreit.
In der dritten und vierten Klasse schließt sich dass Programm „Grundschulmusizieren“ der Musikschule an. Darunter sind nur noch wenige Schüler mit finanzieller Förderung. Dann musizieren Schüler schon in kleinen Gruppen (30 €/Monat). Einschließlich JeKits erreicht die Musikschule damit 1400 Grundschüler.