Witten. . Eine Frau und zwei Jugendliche haben in Bommern einem Mann geholfen, der beim Einsteigen in den Bus zusammenbrach. Der Busfahrer reagierte nicht.

Ein Mann mittleren Alters, an Krücken gehend, will nachmittags am Bodenborn in Bommern in den Bus einsteigen. Plötzlich bricht er am hinteren Teil des Fahrzeugs zusammen, schlägt auf den Gehsteig auf. Der Busfahrer kümmert sich laut Zeugen nicht um den Kollabierten, bleibt auf seinem Fahrersitz sitzen. Ein Erlebnis, das die Bommeranerin Dr. Julia Soldat schockierte, die am vergangenen Donnerstag als Fahrgast mit der Linie 379 unterwegs war.

Die 31-Jährige und zwei Jugendliche, ebenfalls Fahrgäste, halfen dem kranken Mann. Soldat erhebt gegenüber unserer Zeitung schwere Vorwürfe gegen den Fahrer des Busses. Ein Jugendlicher und sie seien sofort zu dem zusammengebrochenen Mann geeilt, hätten versucht, ihm aufzuhelfen. Soldat: „Das war sehr schwierig, da er extrem geschwächt war und auch blutete. Es war nicht einfach, ihn aufzurichten und in den Bus zu bringen.“ Obwohl sie den Fahrer energisch um Hilfe gebeten habe, sei dieser weiterhin „seelenruhig“ hinterm Steuer sitzen geblieben.

Fahrgast hatte im Bus Krampfanfälle

In einem pampigen Ton habe er entgegnet, „er würde sicherlich nicht helfen, er hätte es am Rücken und der Mann wäre bestimmt eh nur betrunken“. Im Bus sei der Fahrgast dann erneut zusammengeklappt – „diesmal sogar mit Krampfanfällen auf dem Rücken liegend“. „Ich habe den Busfahrer in meiner Verzweiflung angeschrien. Erst dann rief er einen Krankenwagen“, sagt Julia Soldat.

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Der Bus hat nach ihrer Darstellung die ganze Zeit am Bodenborn an der Haltestelle „Denkmal Bommern“ gestanden. Ein Mann sei dort ausgestiegen, „weil er offenbar keine Lust hatte, auf die Weiterfahrt zu warten“. Die anderen Fahrgäste hätten nicht helfen können. „Es war noch eine Seniorin im Bus und eine Frau mit zwei kleinen Kindern.“

Bogestra: „Das war ein völlig falsches Verhalten“

Worüber Julia Soldat besonders entsetzt ist: „Nicht nur, dass der Busfahrer nicht bereit war, Erste Hilfe zu leisten. Er vertrieb sich die Wartezeit auf den Rettungswagen entspannt beim Rauchen, ohne auch nur einmal nach seinem Fahrgast zu schauen.“ Dieser habe geklagt, er könne nicht mehr richtig sehen. Dem Notarzt habe er gesagt, dass er früher schon einmal einen Herzinfarkt hatte. „Er wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht. Ich bin geschockt, dass der Busfahrer, der ohnehin Verantwortung für seine Fahrgäste übernehmen sollte, ohne Aufforderung rein gar nicht reagiert hat“, so Julia Soldat.

Sie hat sich deswegen nicht nur an diese Zeitung, sondern auch an die Bogestra gewandt. Sprecherin Sandra Bruns betont, dass man mit dem Busfahrer gesprochen habe. Es handele sich um einen älteren, erfahrenen Kollegen, der tatsächlich Rückenprobleme habe. „Aber das war ein völlig falsches Verhalten.“ Bruns bedankt sich für die Zivilcourage, die die drei Fahrgäste in Bommern bewiesen hätten. Grundsätzlich sei es so, dass Busfahrer in Notsituationen per Digitalfunk Kontakt zur Bogestra-Leitstelle in Bochum aufnehmen würden. „Die steht in direkter Verbindung mit der Polizei und Feuerwehr.“

Im Namen der Bogestra möchte Bruns die drei Helfer gerne einladen. „Auch, um über das Erlebte zu sprechen. Sie sollen sich mit uns in Verbindung setzen. Wir wollen das nicht so stehen lassen.“