Witten. . Im neuen Schuljahr gibt es an Wittener Grundschulen keine Unterrichtsausfälle, weil es zu wenig Pädagogen gibt – heißt es vom Schwelmer Schulamt.

In NRW gibt es einen massiven Lehrermangel. Die Zahlen hat Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag (24.8.) in Düsseldorf vorgestellt. Am stärksten seien die Grundschulen betroffen: Jede zweite offene Stelle in Nordrhein-Westfalen konnte bis kurz vor dem Start des neuen Schuljahres am kommenden Mittwoch (29.8.) nicht besetzt werden. Vor allem im Ruhrgebiet fehlen Lehrkräfte, so die Ministerin. Laut Schwelmer Schulamt sind Wittens Grundschulen hiervon nicht betroffen. Amtsleiter Jürgen Niederheide, zuständig für den Bereich Verwaltung, betont, dass die 17 Wittener Grundschulen mit einer ausreichenden Zahl an Lehrkräften ins neue Schuljahr starten können.

Rund 10 000 Kinder besuchen im EN-Kreis die Grundschulen, davon rund 3000 Kinder in Witten. Niederheide: „Eine seit Jahren relativ konstante Zahl.“ 700 Grundschüler hätten eine ausländische Nationalität. Die größte Gruppe stellten hierbei türkische Mädchen und Jungen (132), gefolgt von 105 syrischen Kindern und 85 polnischen. Wittens Grundschüler würden von 241 Lehrkräften unterrichtet. „Darunter sind nur elf Männer!“

Jede zweite Lehrkraft hat eine Teilzeitstelle

Für die Organisation an den Schulen wichtig zu wissen: Jede zweite Lehrerin arbeitet in Teilzeit. Dies bedeute aber nicht, dass an Wittener Grundschulen Unterricht ausfalle, weil es zu wenig Lehrer gebe, so Niederheide. „Zu Unterrichtsausfall kann es kommen, wenn Lehrkräfte erkranken oder Lehrerinnen schwanger werden.“

Wie oft Unterrichtsstunden deswegen gestrichen werden, weiß man beim Schulamt nicht. „Das wissen nur die Schulen.“ Dies möchte die NRW-Schulministerin ändern. Die öffentlichen Schulen im Land müssen ihre Unterrichtsausfälle jetzt digital erfassen. „Statistik allein bekämpft keinen Ausfall, aber wir brauchen verlässliche Daten”, betonte Yvonne Gebauer am Freitag in Düsseldorf.

Mehr Pensionierungen als Neueinstellungen

Wenden sich Wittener Schulen ans Schwelmer Schulamt, weil sie aufgrund von Ausfällen zusätzliches Personal benötigen, habe man diesen bis vor etwa zwei Jahren immer mit voll ausgebildeten Lehrkräften helfen können, sagt Schulamtsleiter Niederheide. Derzeit sei es so, dass es keine freien Lehrkräfte für Grundschulen auf dem Markt gebe. Jahrelang seien keine Pädagogen eingestellt worden. Junge Menschen seien auch nicht zu einem Lehramtsstudium animiert worden. „Für Vertretungen wegen Krankheit oder Schwangerschaft können wir heute in der Regel nur Seiteneinsteiger gewinnen. Etwa den Musiklehrer, der sonst an der Musikschule unterrichtet, oder den Diplom-Sportlehrer.“

Dazu gebe es im Kreis viele Pädagogen im Pensionsalter. „Es scheiden mehr Lehrkräfte durch Pensionierung aus als neue eingestellt werden.“ Lehrer könnten sich heute – im Unterschied zu früheren Zeiten – die Schulen aussuchen, an denen sie unterrichten wollen. Hier stehe der EN-Kreis aber noch ganz gut da. „Wir punkten mit einer hohen Lebensqualität und einer guten Verkehrsanbindung. Da haben Städte wie Duisburg andere Probleme.“

Neue Leitung für Pferdebachschule gesucht

Eine Wittener Grundschule, die Pferdebachschule, sucht im neuen Schuljahr nach einer neuen Leitung. Die bisherige Rektorin Gisela Schott habe sich entschieden, für zwei Jahren nach Ungarn zu gehen, um dort an einer deutschsprachigen Schule zu unterrichten, so Schulamtsleiter Niederheide.

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Seit Jahresanfang konnten sich die Wittener Schulen über bislang 36 neu eingestellte Lehrkräfte freuen. Dies geht aus am Freitag (24.8.) veröffentlichten Zahlen des NRW-Schulministeriums hervor, die die Bezirksregierung Arnsberg online gestellt hat. Die Wittener Grundschulen bekamen demnach mit zwölf Kräften die meisten neuen Lehrer. Elf neue Pädagogen gingen an die Gesamtschulen, sechs an die Gymnasien.

An den öffentlichen Schulen im Bereich der Bezirksregierung Arnsberg wurden seit Jahresbeginn insgesamt 120 Seiteneinsteiger eingestellt. Davon die meisten an Gesamtschulen (24), Grundschulen (22), Berufskollegs (22) und Hauptschulen (18).

In den nächsten zehn Jahren fehlen 15 000 Lehrkräfte

Am kommenden Mittwoch (29.8.) startet das neue Schuljahr. Vor einigen Tagen hatte der Deutsche Lehrer-Verband Alarm geschlagen: Bundesweit fehlten 40 000 Pädagogen. Besonders betroffen seien Grund- und Förderschulen.

Laut Schulministerin Yvonne Gebauer werden in den nächsten zehn Jahren an allen Schulformen – außer den Gymnasien – rund 15 000 Lehrkräfte in NRW fehlen.

An Gymnasien werde es rund 16 000 Bewerber zu viel geben. Künftig können sich Fachhochschulabsolventen mit einem Masterabschluss als Lehrer bewerben.