Witten. . Im Burg-Kino blieben in diesem Sommer viele Zuschauer aus. Das Wetter war zu gut. Und es fehlten gute Filme, sagt Kino-Chef Joachim Schumacher.

Diesen Sommer hätten sich Filmemacher nicht besser ausdenken können: Sonne satt und Temperaturen, die den Besuch im Freibad oder am Badesee fast schon unumgänglich machen. Worüber sich andere freuen, macht Kinobetreibern Probleme. Denn viele Menschen zieht es bei schönem Sommerwetter ins Freie und nicht in den dunklen Kinosaal. Das bekam „Die Burg“ an der Ruhrstraße 13 in diesem Sommer besonders deutlich zu spüren.

„Wir haben im Vergleich zum Vorjahr derzeit einen Besucherrückgang von rund 17 Prozent zu verzeichnen“, stöhnt Joachim Schumacher über den Supersommer 2018. Seit 15 Jahren ist er Betreiber des Burg-Kinos. In Moers (Niederrhein) und Delmenhorst (Niedersachsen) hat er noch zwei weitere große Filmtheater. Dort ist die Situation ähnlich. Die Besucher bleiben aus.

Warmes Wetter und Kino vertragen sich nicht

„Warmes Wetter und Kino vertragen sich ungefähr so gut wie der Teufel und das Weihwasser“, sagt er. Vor allem die bei Kindern beliebten Nachmittagsvorstellungen würden bei Sonnenschein kaum angenommen. Gerade in den Schulferien mache sich das doppelt bemerkbar.

Allerdings sei das schöne Wetter nur ein Grund für die leeren Kinosäle. „Die Leute gehen nicht für Popcorn und Cola ins Kino, sondern um gute Filme zu sehen“, so Schumacher. „Fifty Shades of Grey und Black Panther liefen ganz gut. Mamma Mia läuft noch, da ist die Resonanz okay. Aber ein richtiger Brüller war in diesem Jahr nicht dabei.“ Einen Blockbuster habe es noch nicht gegeben, meint der 59-Jährige, der seit über 30 Jahren im Kinogeschäft tätig ist.

Das Hauptpublikum der 16- bis 24-Jährigen schrumpft

Joachim Schumacher erinnert sich gerne an die Veröffentlichung des ersten Otto-Films 1985. „Der wurde im Sommer herausgebracht und die Kinos waren trotzdem voll. Wenn die Filme gut sind, kommen die Leute eher“, so seine Erfahrung.

Eine weitere Entwicklung, die den Lichtspielhäusern das Leben schwer macht, sind Netflix und Konsorten. Warum für die Filme einzeln im Kino zahlen, wenn sie kurz darauf für wenige Euro gesammelt im Internet abrufbar sind? Und dies auch noch überall. Auf Smartphone oder Tablet in der Bahn oder abends ganz gemütlich vor dem internetfähigen Fernseher auf der Couch. „Unser Hauptpublikum der 16- bis 24-Jährigen schrumpft durch Netflix und Amazon Prime erheblich“, betont der Geschäftsführer des Burg-Kinos. Den Teufel an die Wand malen möchte er aber dennoch nicht. „Das wird sich schon einspielen“, sagt Schumacher. Als VHS-Kassetten und Videotheken aufkamen, sei es ähnlich gewesen.

Kino wurde vor zwei Jahren generalüberholt

Vor zwei Jahren erst wurde das Burg-Kino aufwendig renoviert. Böden, Decken, Sessel, Technik – alles wurde generalüberholt. Denn Witten wird Kinostadt bleiben, da ist sich der 59-Jährige sicher: „Um das Burg-Kino muss man sich erst einmal keine Sorgen machen.“ Überhaupt blickt Kino-Mann Schumacher recht optimistisch auf die Zukunft der Filmtheater. „Kino hat es schon immer gegeben und wird es auch immer geben. Denn Kino ist einfach ein Erlebnis.“

>>> FILMROLLEN GAB ES GESTERN

Die Digitalisierung hat auch im Kino Einzug gehalten. Die alten Filmrollen haben längst ausgedient, wie Joachim Schumacher erzählt. Inzwischen laufe alles digital ab. „Selbst die ganz alten Filme sind fast alle digitalisiert.“

Derzeit läuft im Burg-Kino ein Film in 3D: Mission Impossible Fallout mit Tom Cruise in der Hauptrolle. Außerdem laufen die Filme Christopher Robin, Mamma Mia, Ant-Man und Hotel Transsilvanien III.