Witten. . Bei Wittens Autozulieferer PZW ist der Schock groß, nachdem keine Löhne gezahlt und gleich Insolvenz angemeldet wurde – trotz guter Aufträge.
Der Schock ist groß bei Betriebsrat und Belegschaft. Eigentlich sollten am Freitag wie üblich zum 10. eines Monats die Löhne beim Automobilzulieferer PZW ausgezahlt werden. Doch es gab kein Geld und plötzlich hieß es: PZW hat Insolvenz angemeldet!
Was zur überraschenden Zahlungsfähigkeit der Firma für Antriebstechnik (einst Galladé) geführt hat, ist dem Betriebsratsvorsitzenden Dirk Melches ein Rätsel. „Wir verkaufen so viele Teile wie noch nie, die Bücher sind voll“, sagt er. Und fragt sich: „Warum bleibt dann nicht genug über?“ Nun, es gibt eine Reihe von Fragen an die Geschäftsführung, die den Betriebsrat erst nach der Anmeldung der Insolvenz informiert hatte. PZW gehört der Familie Uhe, die in Solingen eine Gesenkschmiede betreibt und 2010 das damals insolvente Unternehmen Galladé aus der Krise geführt hatte.
Beschäftigter bricht Urlaub mit Familie ab
Die Hiobsbotschaft trifft die Belegschaft noch mitten in der Ferienzeit. Es soll Beschäftigte geben, die ihren Urlaub mit der Familie abgebrochen haben, weil kein Lohn für die 170 gewerblichen Kräfte überwiesen wurde. Am Mittwoch konnte der Betriebsratsvorsitzende die Belegschaft zumindest in dieser Hinsicht beruhigen.
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Der Insolvenzverwalter habe ihm zugesichert, dass die Löhne gestern rausgehen sollten, sprich die Arbeitsagentur das Insolvenzgeld zahlt. Insolvenzverwalter Dr. Markus Wischemeyer bestätigte am Mittwoch gegenüber der WAZ die Zahlung der Juli-Löhne. Warum das Unternehmen nicht mehr flüssig ist,vermochte er nicht zu sagen. Er muss erst die Zahlen prüfen.
Die Produktion läuft unterdessen weiter. Die Hoffnung ist groß, dass die insgesamt 270 Arbeitsplätze (inklusive 50 Leiharbeitern) gerettet und ein Investor gefunden wird. Dieses Ziel verfolgt auch der Insolvenzverwalter. Die Kunden – darunter Weltmarken wie VW und Daimler – sollen in jedem Fall weiter beliefert werden. Betriebsratsvorsitzender Melches: „Wir können die nicht hängen lassen.“
„Abwarten und hoffen“, sagt ein Mitarbeiter auf dem Weg zur Mittagsschicht
Mittwochmittag Schichtwechsel am Werkstor „Im Esch“. Mitarbeiter geben sich wortkarg. Ein Gabelstaplerfahrer fährt übers Gelände. Vor der Verwaltung stehen mehrere Herren in weißen Hemden und stecken die Köpfe zusammen, während Arbeiter zu den Hallen gehen. Ja, das mit der Insolvenz sei ganz plötzlich gekommen, sagt einer der wenigen, die reden. „Erfreut sind wir natürlich nicht darüber.“ Immerhin, „die Löhne sollen in zwei Werkstagen da sein. Alles andere muss man abwarten und hoffen“.