Witten. . Der Rotary-Club Witten-Hohenstein unterstützt Wasser-Projekte in Äthiopien. Jörg Dehne war mit Ex-BVB-Spieler Neven Subotić vor Ort in Afrika.

Jörg Dehne, Chef des gleichnamigen Wittener Handwerksbetriebes, hat im Juni eine neuntägige Reise unternommen, die er nie vergessen wird. Der 52-Jährige, zu dem Zeitpunkt Präsident des Rotary-Clubs Witten-Hohenstein, flog auf eigene Kosten nach Äthiopien und hat dort Kinder, Männer und Frauen getroffen, denen die Neven-Subotic-Stiftung zu Wasser verhilft. Sauberes Wasser rettet Leben. Zwei Drittel der Bevölkerung in den ländlichen Regionen Äthiopiens verwenden Wasser aus verunreinigten Quellen. Der Wittener Rotary-Club unterstützt seit drei Jahren die Arbeit der Stiftung von Ex-BVB-Spieler Neven Subotić. Ein Gespräch über gute Taten und andere Welten.

Der Rotary-Club Witten-Hohenstein lädt jährlich zur Oldtimer-Rallye ein. Die Start- und Sponsorengelder der vergangenen drei Rennen – rund 65 000 Euro – ließen die Rotarier der Subotic-Stiftung zukommen. Wie kam der Kontakt zustande?
Dehne: 2015 über Mark Warnecke (Schwimm-Weltmeister, Olympiasieger, Arzt und Unternehmer), der auch Rotarier ist. Beim BVB hat er Neven kennengelernt. Die von ihm 2012 gegründete Stiftung sorgt dafür, dass äthiopische Schulen auf dem Land Brunnen und damit sauberes Trinkwasser bekommen, außerdem Toiletten und – ganz wichtig für die Hygiene und die Vermeidung von Krankheiten – Waschgelegenheiten. Auch dortige Gemeinden erhalten durch die Stiftung Brunnen. Sauberes Wasser ermöglicht Kindern – vor allem den Mädchen – den Schulbesuch. Sie sind sonst dafür zuständig sind, Wasser für die Familien von Wasserstellen zu holen.

Ex-BVB-Spieler Neven Subotić mit äthiopischen Kindern und Jugendlichen und dem Kaffeeunternehmer Frank Epping (3.von re.), der sich auch für die Stiftung engagiert. Foto: Patrick Temme Photographie Sie wollten sich vor Ort über die Stiftungsarbeit informieren. Waren Sie alleine unterwegs?
Nein, das war eine 15-köpfige Gruppe von Unterstützern, Vertretern der Stiftung und Medien-Leuten. Auch BVB-Spieler Nuri Şahin ist mitgereist, der mit Neven Subotić befreundet ist (Subotić spielt heute für den französischen Erstligisten AS Saint-Étienne). Wir sind nach Addis Abeba geflogen, Äthiopiens Hauptstadt. Von dort ging es am zweiten Tag weiter nach Mekele, der Hauptstadt der Region Tigray im Norden des Landes. Dort ist die Stiftung tätig. Von Mekele aus haben wir Gemeinden und Schulen besucht, in denen die Stiftung sich engagiert. Neven ist zwei Tage zu uns gestoßen. Wenn er in Äthiopien ist, arbeitet er immer für seine Projekte.

Kinder gehen zwei Stunden zu Fuß zu ihrer Schule

BVB-Spieler Nuri Şahin trägt Wasserkanister beim Besuch der äthiopischen, noch wasserlosen Gemeinde „Tsaedat Hamlo“. Foto: Patrick Temme Photographie Wie setzt er diese um? Um dort tätig zu werden, benötigt man auch Kontakte im Land.
Vor Ort gibt es den Partner REST (Relief Society of Tigray), eine Nichtregierungsorganisation. Dies gibt es seit rund 40 Jahren. Ihre Arbeit wird ausschließlich aus Spenden finanziert. Vor Ort betreuen Mitarbeiter das Bohren nach Grundwasser, den Bau der Brunnen und der sanitären Anlagen.

Durch das Geld der Wittener Rotarier werden drei äthiopische Schulen Zugang zu sauberem Trinkwasser, Latrinen und Waschgelegenheiten bekommen.
Ein Projekt ist schon umgesetzt worden: Die 20 000 Euro aus der Oldtimer-Rallye 2016 kamen der ,Adi Kebero School’ zugute. Die Schule hatte vorher kein Wasser. Sie wird von 522 Kindern zwischen sechs und 15 Jahren besucht. Die Mädchen und Jungen laufen bis zu zwei Stunden zu Fuß, um zum Unterricht zu kommen. Wenn man dann ihre Freude darüber sieht, überhaupt eine Schule besuchen zu können! Sie begreifen das als eine große Chance. Auf einer Plakette am Schulbrunnen steht, dass die Wittener Rotarier ihn ermöglicht haben.

Endlich Wasser! Ein Bohr-Team ist im äthiopischen Norden auf Grundwasser gestoßen. Die Fontäne macht die Kinder nass. Die Freude darüber ist ihnen anzusehen. Foto: Patrick Temme Photographie Hat die Äthiopien-Reise Ihre Sicht auf die Welt verändert?
Ja. Ich war in den 90er-Jahren einmal als Tourist in Kenia. Wenn man in Äthiopien auf dem Land sieht, aus welchen dreckigen Tümpeln, in denen Würmer schwimmen, sich Menschen mit Wasser versorgen müssen. Wasser, das krank machen kann. Frauen sind jeden Tag fünf bis sechs Stunden mit Wasserschleppen beschäftigt. Wir waren dabei, als nach einer Bohrung Grundwasser wie eine Fontäne aus dem Boden schoss und die Menschen überglücklich darüber waren. Ein großes Zukunftsziel der Stiftung für die Region Tigray ist: Niemand soll mehr weiter als 500 Meter zu einem Brunnen mit sauberem Trinkwasser laufen müssen. Bis das erreicht ist, werden aber sicherlich noch 15 bis 20 Jahre vergehen.

„Vor Ort wird einem klar: Wir sind eine Welt!“

Die Neven-Subotic-Stiftung betont, dass Wasser Bildung ermögliche.
Ja. Mit weitreichenden Folgen. Ein Beispiel: In Äthiopien sind Beschneidungen von Mädchen heute unter Strafe verboten. Aber in Dörfern geschieht dies immer noch. Wenn Menschen gebildet sind, wird so etwas nicht mehr passieren.

Ein Wasserloch, für diese Äthiopier bislang die einzige Wasserquelle. Foto: Patrick Temme Photographie Wer sorgt dafür, dass errichtete Brunnen funktionstüchtig bleiben?
In den Dörfern werden Menschen zu Brunnenwärtern ernannt und auch darin unterwiesen. Den Leuten wird auch gezeigt, wie man mit sauberem Wasser kocht, wie man ein Plumpsklo benutzt. Es wird erklärt, warum es aus hygienischen Gründen wichtig ist, sich nach dem Toilettenbesuch die Hände zu waschen. Die Menschen müssen übrigens für die Nutzung des sauberen Trinkwassers einen minimalen Obolus entrichten. Es ist wichtig, dass es nicht ganz umsonst ist. So werden die Brunnen noch mehr wertgeschätzt.

Welche Eindrücke bleiben nach dieser Äthiopien-Tour?
Ich habe in Äthiopien viel Armut gesehen, aber kein Elend. Auch unter diesen schwierigen Lebensbedingungen strahlen die Kinder, sind fröhlich. Vor Ort wird einem klar: Wir sind eine Welt! Und wir können unheimlich glücklich sein, in Mitteleuropa zur Welt gekommen zu sein.

>>> Mehr Informationen über die Arbeit der Neven-Subotic-Stiftung: nevensuboticstiftung.de

>>> OBERMEISTER JÖRG DEHNE

Jörg Dehne im Materiallager seiner Firma im Gewerbegebiet Wullener Feld. Der 52-Jährige und sein Bruder Volker mussten schon als junge Männer den Betrieb führen, nachdem der Vater 1986 verstorben war.Foto: Jürgen Theobald / FUNKE Foto Services Jörg Dehne ist Heizungsbaumeister und Installateurmeister. Mit seinem Bruder Volker führt er seit 1986 die 1963 vom Vater in Heven gegründete Firma Dehne, einen Fachbetrieb für Bad, Heizung und neue Energien.

Jörg Dehne ist Obermeister der SHK-Innung für den Ennepe-Ruhr-Kreis. Er sitzt in den Vorständen der Kreishandwerkerschaft Ruhr und der Handwerkskammer Dortmund.