witten. . Witten hat zwar keinen Strand, dafür aber einen zumindest bei dieser Bullenhitze äußerst beliebten Fluss. Baden verboten, viele tun’s trotzdem.

Bei über 30 Grad lechzt ganz Witten nach Abkühlung. Wer da vor den Gefahren beim Baden in der Ruhr warnt, gilt schnell als Spaßverderber. Wir sprachen mit Michael Vogel (54), Leiter „Einsatz“ der DLRG im Bezirk Witten und im Hauptberuf Feuerwehrmann, über das eigentlich verbotene Vergnügen.

Mussten Sie in diesem Supersommer schon Menschen aus den Fluten retten?

Vogel: Ja, ich habe gerade drei Wochen ehrenamtliches „Baywatching“ an der Ostsee hinter mir. Vater und Sohn, die ihre Kräfte in den hohen Wellen der Ostsee überschätzt hatten, wären zu 100 Prozent ertrunken. Wir haben sie mit dem Rettungsbrett, einer Art Surfbrett, herausgeholt. Sie hatten zu viel Wasser geschluckt, so dass sie selbst nicht mehr koordiniert schwimmen konnten. Sie kämpften nur noch um ihr Überleben.

In Witten gab es in diesem Jahr zum Glück noch keine schlimmen Bade-Unfälle?

Nein, hier gibt es ja auch keine Brandung und keine Wellen. Die Ruhr führt im Moment Niedrigwasser, da ist auch nicht viel Strömung. Das Baden in offenen Gewässern ist aber immer gefährlich. Ich hoffe nur, dass die Leute vernünftig sind. Probleme habe ich gerade mit denen, die Party machen.

Gefährlich ist was genau?

Sie springen in den Fluss und können auf einem Fahrrad oder einem Einkaufswagen landen. Die Stadt hat überall an den Rusis-Standorten (Ruhrstandortinformationssystem, Anm.d.Red.) „Baden verboten“-Schilder aufgestellt. Aber bei diesem Wetter sind Stellen wie an der Nachtigallbrücke, der großen Wiese an der Uferstraße bei Wieshoff oder weiter oben bei Steger natürlich stark frequentiert.

Was kann noch passieren?

Strömungen gibt es überall. Bei Steger sind’s die Inseln, woanders fährt die Schwalbe und bei Lohmann, wo Energie produziert wird, gibt’s eine sehr starke Strömung. In den Kanal dort neben der Schleuse würden Schwimmer regelrecht reingezogen. Das ist lebensgefährlich. Auch oberhalb und unterhalb der Schleuse gab’s schon Unfälle, im letzten Jahr mit massivsten Verletzungen, gerade wenn dort ungeübte Kanufahrer kentern. Auch durch Einbauten in der Ruhr wie Mauern oder Buhnen können Strömungen entstehen.

Wo ist am meisten los?

An der Uferstraße 23 ist immer die Hölle los. Die Leute lassen sich 100, 150 Meter ruhrabwärts treiben. Die Ruhr ist hier 25 bis 30 Meter breit und drei bis vier Meter tief. Die Leute treiben mit der Strömung und gehen dann am Schwalbe-Anleger wieder an Land, also nicht da, wo sie reingegangen sind. Dafür ist die Strömung meist viel zu stark.