Witten. . Die nächste Phase der Rathaussanierung läuft. Das Dach wird für 580 000 Euro erneuert, die Außenfassade bekommt 133 neue Fenster.

Der Südflügel des Rathauses ist zurzeit fast komplett eingerüstet. Das riesige Staubschutznetz an der Fassade liefert einen ersten Hinweis darauf, wie umfangreich die Sanierung und der Umbau ausfallen. Richtig spannend wird es erst bei einem Blick hinter die Kulissen, in den noch tristen Innenhof.

In den 1920er Jahren schafften eine extra gebaute Feldbahn und Pferdewagen die Steine, Holzbalken und Dachziegel für den Rathausneubau heran. Bei der laufenden Sanierung sorgen Lkw und ein großer Spezialkran für Nachschub an Baumaterial. Unablässig hebt der Kranarm Dachziegel aufs Gebälk. Aufgrund des guten Wetters wurden die Arbeiten in luftiger Höhe vorgezogen. Für das Umdecken der Dachfläche wurden 1600 Quadratmeter Unterspannbahn verlegt. Mehr als drei Fußballplätze könnte man damit bedecken. Tonziegel um Tonziegel verlegen die Spezialisten darauf nun unter der sengenden Sonne. Ein echter Knochenjob, auch aufgrund der riesigen Fläche. „Das Material haben wir zusammen mit dem Denkmalschutz ausgesucht“, sagt Udo Klapp, städtischer Bauleiter bei der Rathaussanierung. Man wolle den ursprünglichen Charakter des Gebäudes erhalten.

Wolfgang Abend hievt mit dem Kran die Dachpfannen hoch. Die Einbauten des Innenhofs (rechts) werden abgerissen.
Wolfgang Abend hievt mit dem Kran die Dachpfannen hoch. Die Einbauten des Innenhofs (rechts) werden abgerissen. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Im Inneren liegt meterweise noch aufgerollte Wärmedämmwolle, die dem Rathausdach eine bessere Energiebilanz verleihen soll. Dafür wird der Dachboden zuerst komplett entkernt. „Nur die alten Holzbalken bleiben, die sind noch gut“, so Klapp. Rund 580 000 Euro kostet nur das neue Rathausdach.

Innenhof wird komplett umgebaut

In den leergeräumten Büros der Etagen darunter werden sämtliche, zum Teil asbestbelastete Fensterbänke und Fenster zum Innenhof ausgebaut und erneuert. Ebenso wie die rund 133 Fenster der Außenfassade. „Die neuen Fenster sind nach historischem Vorbild gestaltet“, so Restaurator Ralf Stark. Auch hier steht die Renovierung im Zeichen des Denkmalschutzes. Kostenpunkt: zirka 228 000 Euro.

Gleiches gilt für den frischen Anstrich von Außen- und Innenhoffassade. Der Rathausturm erstrahlt schon im ursprünglichen, etwas helleren Gelb. Nach den Fenster- und Dacharbeiten bekommt auch der Südflügel sein neues Gewand.

Der Innenhof wird dabei komplett umgestaltet. Die alten Untersuchungsräume des Gesundheitsamtes dort werden dem Erdboden gleich gemacht. Dieser wird dann um zweieinhalb Meter abgetragen, um Platz für die neue „Bürgerhalle“ zu machen. Die soll künftig alle wichtigen Dienststellen mit Publikumsverkehr vereinen, u.a. die Bürgerberatung. Ein eingezogenes Glasdach wird sie mit Licht fluten und die Wittener vor Regen schützen. Eine komplett neue Lüftungsanlage sorgt dafür, dass es nicht stickig wird. Auch an die Barrierefreiheit wurde gedacht. Künftig kann man alle fünf Geschosse des Traktes – eines wird über dem Glasdach liegen – mit dem Aufzug erreichen.

Neue Bürgerhalle vereint viele Dienste

Noch sind die Sanierungsarbeiten am Südflügel des Rathauses in vollem Gange. Doch in ein bis eineinhalb Jahren, so der Plan, soll sich der noch triste Innenhof in eine lichtdurchflutete und regengeschützte „Bürgerhalle“ verwandelt haben, die vor allem wichtige Dienststellen mit Publikumsverkehr vereint.

So soll der Innenhof später aussehen: Unter dem Glasdach entsteht eine neue Bürgerhalle.
So soll der Innenhof später aussehen: Unter dem Glasdach entsteht eine neue Bürgerhalle. © Stadt Witten/Repro: Zabka

„Wer nach Witten zieht, der muss nur einmal hierher kommen und kann alle wichtigen Dienste an einem Ort in Anspruch nehmen. Zum Beispiel einen Kita-Platz beantragen oder sich ummelden“, sagt Stadtsprecher Helmut Sonder. Der Südflügel soll das Schmuckstück beim Rathausumbau werden. Die Bürgerberatung, das Standesamt, das Ordnungsamt, das Amt für Wohnen und Soziales sowie das Amt für Jugendhilfe und Soziales sollen hier untergebracht werden. Unten in der Bürgerhalle wird es eine zentrale Info-Theke für die Besucher geben. Dort sind gleich in der Nähe auch die Beratungsplätze der Bürgerberatung. Halboffene Raumwürfel sollen hier dafür sorgen, dass die Privatsphäre der Besucher geschützt bleibt. Gleichzeitig gibt es dahinter ein „Backoffice“. Dort können die Mitarbeiter interne Arbeiten erledigen und sich besprechen.

Bürgerhalle dient auch als Veranstaltungshalle

Mit Hilfe einer mobilen Bühne, die bei Bedarf eingesetzt wird, will die Stadt unten in der Bürgerhalle einen neuen Veranstaltungsort schaffen.

Für diesen haben kreative Köpfe auch schon einen Namen gefunden, der zur Marke werden soll: Man trifft sich oder spricht, singt, eröffnet und feiert künftig im „Rathausforum“.