Witten. . Entspannte Gespräche bei Häppchen und Live-Musik: Die Wittener genossen die Atmosphäre bei der 12. Tafelmusik.

Likör und Frikadellen reicht Resi Hoffmann den Gästen an ihrem Tisch. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Vereins Reha-Aktiv-Sport Witten hat sie gekocht und eingekauft, damit sie bei der Tafelmusik ordentlich auftischen können. Ein großes Picknick, um ins Gespräch zu kommen. „Die Gemeinschaft ist das Wichtigste“, sagt die 79-Jährige.

Die lustigen Damen vom „Flamingotisch“ erwiesen sich wieder als Feierbiester.
Die lustigen Damen vom „Flamingotisch“ erwiesen sich wieder als Feierbiester. © Fischer

Von 17 bis 24 Uhr waren die Tische vom Berliner Platz bis zur Stadtgalerie aneinandergereiht. „Nächstes Jahr geht es wieder rüber in die Ruhrstraße“, sagt Thomas Schmidt vom Stadtmarketing. Die Idee des großen Sommerpicknicks: gemeinsam schlemmen und feiern, alte Freundschaften pflegen oder auch neue schließen.

SPD spielt Kummerkasten

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Und das geht sehr schnell, wie sie am Tisch vom Reha-Aktiv-Sport erzählen. „Man trifft andere Vereine und knüpft Kontakte“, sagt Ulla Heinrichs-Gertlowski. „Die Wittener kommen hier zusammen und diskutieren.“ Die 72-Jährige hakt gleich mal am Nachbartisch nach. Dort hat die SPD aufgeschlagen, Erdbeerkuchen und Erdbeerlikör sind auf einem roten Tuch aufgetischt. Die Gäste dürfen zugreifen. „Wir wollen der Bevölkerung die Möglichkeit bieten, ihre Sorgen auszudrücken“, erläutert Martin Kuhn, Ratsmitlied für die SPD aus Buchholz. „Wir sind da so eine Art wandernder Kummerkasten.“

Beim Sprachcafé haben sie am Samstag auf das Kochen verzichtet. „Heute möchten wir einfach Leute treffen und reden“, sagt Alhammvieh Moafh. Der 25-Jährige steht sonst im Alten Fritz in der Küche, um syrische Gerichte zu kochen. „Das ist ein Geben und Nehmen“, erläutert Andreas Quell. „Wir lernen die syrische, die anderen die deutsche Kultur kennen.“

Selbstgebastelte Fotobox kommt gut an

Kreativität darf bei diesem Picknick nicht fehlen. Thomas Grabosch hat sich selbst ein Geschenk gemacht: eine Fotobox, die er stolz präsentiert. „Die habe ich zu meinem 50. Geburtstag gebaut“, erzählt das Mitglied der freikirchlichen Gemeinde in Oberdorf. Bis zum Abend haben sich bereits knapp fünfzig Menschen vor seinem Fotokasten ablichten lassen. Mini-PC und mobiler Hot-Spot sind miteingebaut, so dass Grabosch die Fotos direkt per Mail verschicken kann.

„Mein kleiner grüner Kaktus“: Der „Swing Kabaret Revue“ hörten viele begeistert zu. Ihr Megaphon war nach dem Geschmack einiger Besucher leider etwas zu leise.
„Mein kleiner grüner Kaktus“: Der „Swing Kabaret Revue“ hörten viele begeistert zu. Ihr Megaphon war nach dem Geschmack einiger Besucher leider etwas zu leise. © Fischer

Nostalgische Mode und Töne der Zwanziger bringt die „Swing Kabaret Revue“ mit. Die Band aus Wuppertal spielt Jazz, Dixieland oder Tonfilmschlager. Zur lebensfrohen Musik lassen am Abend Tafelgäste die Hüften kreisen. Auch zur Freude der Band: „Wir sind schon zum zweiten Mal hier und genießen die bunte Atmosphäre“, sagt Posaunist Mike Rafalczyk.

Ein Selfie mit dem „Ruhr-Piper“

Dudelsackspieler Björn Frauendienst hat sich in die typische schottische Tracht geworfen. Mit seinem Rock ist der „Ruhr-Piper“ an diesem Abend ein beliebter Partner für Selfies. Siggi und Ehefrau Gerdie brauchen dagegen nicht mal den Zettel mit dem Text, als am Vorplatz der Stadtgalerie das Bergmannslied angestimmt wird. „Singen Sie doch mit“, fordert er seine Nebenleute auf. Die lassen sich nicht lange bitten: „Glück auf, glück auf, der Steiger kommt!“

Ein musikalisches Highlight war das Duo Chistopher Cassidy und David Minchin am Stand der Lions. Bei den Allzeit-Hits der Beatles von „All My Loving“ bis „Hey Jude“, die der Ire und der Australier vortrugen, sangen die Gäste bis 23 Uhr inbrünstig mit.

Etwa 800 bis 1000 Teilnehmer

Kirchengemeinden, Vereine, Initiativen oder Freundeskreise hatten insgesamt 75 Tische reserviert und zugewiesen bekommen. Mitgebrachte Picknicktische waren nur vereinzelt zu sehen – etwa ein halbes Dutzend

Bis zum Abend kamen nach Stadtmarketing-Schätzung 800 bis 1000 Bürger zur Tafelmusik.