Witten. . Nach Minus-Jahren beschäftigt DEW wieder 1800 Menschen und steuert in die Gewinnzone. Die Stahlwerker verzichteten zwei Jahre auf Weihnachtsgeld.
Die Krise ist überwunden, das Unternehmen befindet sich im Aufwind, arbeitet aber noch nicht so wirtschaftlich, wie das Management an der Auestraße und die Holding in der Schweiz (Schmolz & Bickenbach) sich das wünschen. Auf diese Formel lässt sich die aktuelle Lage bei Wittens größtem Arbeitgeber, den Deutschen Edelstahlwerken, bringen.
2016 standen die Zeichen auf Alarm: An den NRW-Standorten hatte sich das Jahresminus in den fünf Jahren davor auf fast 100 Millionen Euro summiert. „Der Standort Witten war nicht in seiner Existenz gefährdet, aber wir hatten schon die Sorge, dass wir das Heft irgendwann vielleicht nicht mehr selbst in der Hand halten würden“, sagt Arbeitsdirektor Michael Leßmann (61) im Rückblick.
Weihnachtsgeld wurde auf 25 Prozent gekürzt
Das Unternehmen zog die Notbremse – und nahm die 3600 Mitarbeiter in NRW und die IG Metall mit ins Boot. Sie akzeptierten einen zweijährigen Sondertarifvertrag, verzichteten 2016 und 2017 auf 75 Prozent des Weihnachtsgeldes. Das verbesserte das Jahresergebnis um jeweils 15 Millionen Euro. Entlassen wurde keiner, das war so ausgehandelt. DEW bot verstärkt die Rente mit 63 an, fuhr die Leiharbeit stark herunter und ließ 2016 während einer völligen Auftragsflaute drei Monate kurzarbeiten.
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Mehr Ausbildungsplätze als vor der Krise
Inzwischen ist die Wende geschafft. Auch bei der Beschäftigung: Aus den 1600 Wittener Mitarbeitern zum Tiefpunkt wurden inzwischen wieder 1800, jeweils einschließlich der Leiharbeiter (jetzt 200). Eine „zweite Supernachricht“ gibt es laut Leßmann bei den Lehrstellen. Früher stellte DEW jährlich in NRW 75 Azubis ein, zwischenzeitlich dann nur 50 Azubis. 2019 werden jetzt aber sogar 90 Plätze angeboten, um eigenen Nachwuchs zu qualifizieren.
2018 zum ersten Mal wieder im Plus
In Witten sind die Auftragsbücher für die nächsten Monate voll. Und beim NRW-Gesamtergebnis mit einem Jahresumsatz von 1,5 Milliarden Euro und 770 000 Tonnen Edelstahl stimmt jedenfalls der Trend: Nach einem Ende 2016 „nur noch leicht negativen Ergebnis“, war es 2017 schon fast ausgeglichen. Das Jahr 2018 verspricht nach den bisherigen Zahlen einen zweistelligen Millionengewinn.
„Ohne die Hilfe der Belegschaft hätten wir das nicht geschafft“, sagt der Arbeitsdirektor. Man habe aber nicht nur bei den Mitarbeitern gespart, sondern rund 500 Maßnahmen umgesetzt, um Kosten zu senken, Prozesse zu optimieren und kundenorientierter zu werden. „Wir stellen hervorragende Produkte her, aber haben bei der eigenen Wirtschaftlichkeit noch Luft nach oben“, sagt Leßmann. „Wir sind in den letzten beiden Jahren große Schritte gegangen. Aber wir haben auch noch große Schritte vor uns, um dorthin zu kommen, wohin wir wollen und wohin wir müssen.“
Fernwirkungen des „Handelskriegs“ befürchtet
Was der DEW-Führung im laufenden Zoll- und Handelskrieg „große Sorgen“ bereite, seien „die Nebeneffekte.“ Die USA erheben einen Sonderzoll von 25 Prozent auf Alu- und Stahlimporte. Die Branche befürchtet, dass die Hersteller aus Asien jetzt noch stärker versuchen werden, billigen Stahl und auch Edelstahl auf den europäischen Markt zu werfen: „Das kann auch DEW morgen oder übermorgen treffen.“