Witten. . Die Historiker Dr. Dietrich Thier und Dr. Stefan Pätzold planen ein Buch über die Lebensgeschichten der Grafen von der Mark.

Die Grafen von der Mark zählten im Mittelalter zu den einflussreichsten Regenten im damaligen Heiligen Römischen Reich. Ihr Name lebt weiter in den Bezeichnungen Märkischer Kreis und Märkisches Sauerland. Was es noch nicht gibt, ist ein biografisches Handbuch über die Grafen von der Mark, durch das Interessierte die einstigen Herrscher näher kennenlernen können. Ein solches planen die Historiker und Archivare Dr. Dietrich Thier, Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark mit Sitz in Witten, und Dr. Stefan Pätzold, stellvertretender Leiter des Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte.

Thier, ehemaliger EN-Kreisarchivar: „Trotz ihrer Bedeutung sind die Lebensgeschichten und die familiäre sowie die Herrschaftsentwicklung der Grafen des 13. und 14. Jahrhunderts bisher nicht umfassend dargestellt worden.“ Diese Lücke wollen Thier und Pätzold, unterstützt durch weitere Historiker, schließen. Jeder wird die Biografie eines Märkers verfassen. Zu den Autoren gehören die neue EN-Kreisarchivarin Stephanie Pätzold sowie Prof. Gerhard E. Sollbach vom Historischen Institut der TU Dortmund.

Grafschaft Mark ging ans Haus Kleve

Das Herrschaftsgebiet der Märker erstreckte sich laut Stefan Pätzold „östlich von Essen und westlich von Soest beiderseits der Ruhr – von Lünen und Hamm an der Lippe bis nach Neustadt südlich der Agger“. Die damaligen Grafschaften Dortmund und Limburg zählten nicht zu ihrem Einflussbereich. Der erste bekannte Märker war Graf Adolf I. (gest. 1249), der nach der Burg Mark benannt wurde, die damals im Dorf Mark bei Hamm lag. Pätzold: „Diese Burg steht nicht mehr, aber man kann dort noch Reste von Wällen sehen.“

Der letzte Graf von der Mark war Engelbert III.. „1391 starb er im Alter von 61 Jahren am ersten Weihnachstag auf der Burg Wetter. Er hatte eine Tochter. Mit ihm erlosch die männliche Linie der Grafen von der Mark“, erklärt Dietrich Thier. Die Grafschaft Mark sei dann ans Haus Kleve gegangen, dem man durch Heiratspolitik verbunden war. „Engelberts erste Frau war Ricarda von Jülich, sie war älter als er. Seine zweite Frau, Elisabeth von Sponheim, hat er 1381 geheiratet. Die Ehe blieb kinderlos.“

Die Burg Wetter war eine märkische Gründung

© Hans Blossey

Der Graf sei nachweislich ein Draufgänger gewesen. Thier: „Er hatte noch einige Frauen nebenbei.“ Auch streitlustig soll der Mann gewesen sein, „der keiner militärischen Auseinandersetzung auswich“. Engelbert III. habe die damalige Reichsstadt Dortmund in seinen Besitz bringen wollen. 1340 war deren soziale Führungsschicht laut Thier wirtschaftlich in der Lage, den englischen Staatshaushalt von Eduard III. zu finanzieren.

Seien die Grafen von der Mark früher von Residenz zu Residenz gezogen, so habe Engelbert III. in seinen letzten Lebensjahren von der Burg Wetter aus regiert. „Die Herren von Witten gehörten zur märkischen Ritterschaft.“ Der Graf sei hochgebildet gewesen, sagt Thier. „Er hat eine Schulausbildung in Lüttich genossen.“ Sowohl die Burg Wetter wie auch die Burg Blankenstein seien märkische Gründungen gewesen. „Auf der Burg Altena haben die Märker lange Zeit residiert.“

Die Burg Volmarstein wurde 1324 von dem Märker Graf Engelbert II. und seinen Bündnispartnern – darunter der König von Böhmen – zerstört.

>>> BUCH SOLL ENDE 2019 ERSCHEINEN

Das von Dr. Dietrich Thier und Stefan Pätzold als Herausgeber geplante biografische Handbuch soll Ende 2019 erscheinen. Bisheriger Arbeitstitel: Die Grafen von der Mark.

Das Buch soll flüssig geschriebene Lebensgeschichten enthalten, die sich nicht nur an einen kleinen Kreis von Wissenschaftlern richten, sondern Lesestoff für eine breite Schicht historisch interessierter Menschen bieten.