Witten. . Rund 3000 Besucher bestaunten die vielen Oldtimer auf dem Gelände der Zeche Nachtigall. Die Besitzer erzählen gern von ihrer Leidenschaft.

Ein Mercedes 170 Cabrio von 1948 in der Polizeiausführung, ein Jensen Healey von 1972, eine BMW Isetta von 1959 – die verschiedensten Modelle präsentierten sich am Wochenende den etwa 3000 Besuchern auf Zeche Nachtigall.

„Der Fiat Topolino von 1936 ist wohl das älteste Fahrzeug diesmal“, sagt Michael Kuhlmann vom Ersten Wittener Oldtimer-Stammtisch, der dem Stadtmarketing bei der Veranstaltung beratend zur Seite steht. Diese zehnte Veranstaltung sprenge alle Rekorde, so Kuhlmann. Etwa 400 Besitzer präsentieren ihre Schätzchen, aber über eine Strecke von etwa 300 Metern stehen noch viel mehr alte Autos Stoßstange an Stoßstange vor dem Zechengelände an der Nachtigallstraße. „Das Gelände wird einfach zu klein“, sagt Thomas Schmidt vom Stadtmarketing. Doch Überlegungen, den Standort zu wechseln, gebe es nicht. Denn die Zeche habe einfach Charme.

Autos spiegeln immer den Zeitgeist wider

Die Schau der Schönen: Oldtimer auf Zeche Nachtigall.
Die Schau der Schönen: Oldtimer auf Zeche Nachtigall. © Fischer

Diesmal sind unter den Oldtimern auch einige, die gerade mal 30 Jahre alt sind. Kuhlmann deutet auf einen Ford Sierra aus den späten 1980ern. „Diese Autos sind vielleicht nicht so spektakulär, doch sie spiegeln immer auch den Zeitgeist wider. Dieses entspringt einem Zeitalter der Vernunft.“

Kuhlmann erkennt noch einen anderen Trend: „US-Autos boomen.“ Tatsächlich: Corvette Stingray, Pontiac, Cadillac – da stehen die Chromkästen. Jörg Ißelmann ist mit seinem Mustang Coupé von 1965 dabei. „Den hatte ich früher als Kind auf der Carrera-Bahn. Seitdem wollte ich schon immer einen echten haben“, erzählt der Dortmunder. Sie teile die Leidenschaft ihres Mannes, gesteht Ehefrau Elke. Am Sonntag halten ihre beiden Hunde Wache auf dem Rücksitz.

Wagen ist 46 Jahre auf Sizilien gefahren

Elke Ißelmann mit ihren Hunden auf der Rückbank des Ford Mustang, Bj. 65.
Elke Ißelmann mit ihren Hunden auf der Rückbank des Ford Mustang, Bj. 65. © Fischer

Uwe Spelly entdeckte seinen Fiat 500 aus dem Jahr 1970 vor drei Jahren. „Der ist vorher 46 Jahre lang auf Sizilien gefahren.“ Nach dem Kauf hat er 52 Mandelschalen im Inneren des kleinen Flitzers gefunden. Diesen Rest der sizilianischen Spezialität hat er kurzerhand aufbewahrt: Die Schalen haben ihren Platz auf der Heckablage.

„Ich bin Italien-Fan“, sagt der Lüdenscheider, „war aber noch nie da. Mein Traum ist es, mit meiner Frau Marion in diesem kleinen Fiat einmal nach Sizilien zu fahren“. Für 6300 Euro habe er ihn von einem Italiener gekauft. „Heute ist er rund 10 000 Euro wert, aber verkaufen werde ich den nicht“, ist sich der 52-Jährige sicher.

Die Leidenschaft für Autos vom Vater geerbt

So denkt auch Andre Johannsen. Nach seinem MG Midget von 1965 hat er lange gesucht und ihn schließlich über eine Anzeige gefunden. „Meine Autoleidenschaft habe ich von meinem Vater Jürgen geerbt“, sagt der 55-jährige Bochumer. „Er hat mich angesteckt. Mit ihm habe ich schon als Kind in der Garage an alten Autos gebastelt.“ Vater Jürgen steht daneben und lächelt – wie der Vater, so der Sohn.

Es war ein herrlich entspanntes Oldtimer-Wochenende auf der Zeche Nachtigall. Zum zehnjährigen Jubiläum zeigte sich das Wetter von seiner schönsten Seite. Zur Unterhaltung leistete „Kelsey’s Cowboy Music“ einen lässigen Beitrag. Musik in den Ohren waren aber auch die Motorengeräusche.