Witten. . Eventplanerin Gabriele Diedrichs hat offenbar andere Vorstellungen vom Herbeder Oktoberfest als die Bürger im Ort. Die Emotionen kochen hoch.
In Herbede kochen die Emotionen hoch, seit bekannt wurde, dass die Lokalmatadoren der Band BOP (Band ohne Proben) nicht beim Oktoberfest auftreten sollen. Die Wittener Eventplanerin Gabriele Diedrichs, die die Veranstaltung in diesem Jahr zum ersten Mal auf die Beine stellt, hat anderes im Sinn.
Die fünf Jungs der Herbeder Band sind seit 2010 mit einer Ausnahme jedes Jahr aufgetreten. Und haben die Fans in Scharen angelockt: „Etwa 500 waren immer da“, sagt Bernd Richter. Zuletzt spielten BOP auf dem Platz an der Schmiede. Dort habe es Beschwerden gegeben, dass die Musik zu laut sei, so Gabriele Diedrichs. Außerdem habe sie bereits andere Bands organisiert. Seasick Fish, die Crazy Rollers oder Best Before stehen nun auf dem Programm, das sie auf ihrer Homepage präsentiert (www.die-eventplanerin-witten.de).
Für den Auftritt der Band BOP war alles vorbereitet
Dabei sei für den Auftritt von BOP schon alles vorbereitet gewesen, sagt Heinz Sprinke. Er ist selbst Musik- und Eventveranstalter (allerdings ausgelastet in diesem Jahr), betreibt die „Hopfenklause“ und hat bereits die Bühne sowie Licht- und Ton-Technik bestellt, als es von Seiten der Planerin geheißen habe: „Ihr seid raus.“ Sprinke: „Jetzt bleiben wir auf den Kosten sitzen.“ Die Gage für BOP ist dabei nicht das Hauptproblem: „Wir hätten für kleines Geld gespielt, quasi für eine Aufwandsentschädigung“, so die Band. Es sei kein Problem, dass andere Bands spielen, aber „es wäre schön gewesen, wenn die Planerin wenigstens mit uns geredet hätte“, sagt Bernd Richter.
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Auf Facebook wird Gabriele Diedrichs nicht nur schlechte Planung vorgeworfen, sondern auch, dass sie das Herbeder Oktoberfest überhaupt nicht kenne. Sie bestreitet dies nicht, sondern argumentiert: „Ich wollte mal was anderes machen. Die Leute sollen doch erst mal abwarten, was daraus wird, bevor sie rummeckern.“ Ein holländisches Dorf sei zum Beispiel geplant, kostenloses Kaffeetrinken für Senioren, der Auftritt des Shanty-Chors und vielleicht sogar eine Open-Air-Disco. Die Benefizveranstaltung für das Eiscafé Vizzini allerdings, die Diedrichs zuletzt plante, hatte nach Abzug aller Kosten gerade mal 50 Euro Erlös erbracht.
Diedrichs: „Es tauchen so viele Lügen auf“
„Ich habe die Herausforderung angenommen, innerhalb kürzester Zeit ein Fest zu zaubern“, sagt Diedrichs über die Herbeder Veranstaltung. „Und ich muss ganz schön kalkulieren, trage alle Kosten und Risiken.“ Sanitäre Einrichtungen, Absperrungen, ein Sicherheitsdienst – all dies müsse zusätzlich zu Ständen und Aufritten mit einbezogen werden. Sie rechne mit Kosten zwischen 9000 und 10 000 Euro. Mitte Mai erst hatte sie die Vereinbarung mit der Werbegemeinschaft Herbede über die Planung unterschrieben – nachdem das Stadtmarketing sich aus personellen Gründen von der Traditionsveranstaltung zurückgezogen hatte.
Nun ist Gabriele Diedrichs „ziemlich angefressen“ und kurz davor, das Handtuch zu werfen: „Es tauchen so viele Lügen auf, das grenzt ja schon an Mobbing. Warum also sollte ich weitermachen?“
Auch Werbegemeinschaft ist unzufrieden
Auch die Werbegemeinschaft Herbede, die das Oktoberfest einst aus der Taufe gehoben und es dann 2005 aus personellen und finanziellen Gründen ans Stadtmarketing abgegeben hat, ist mit der Entwicklung unzufrieden. „Die Veranstaltung können wir uns so nicht mehr auf die Fahne schreiben“, sagt Vorsitzender Dominik Grütter.
Als Schirmherren fungieren die Mitglieder der Werbegemeinschaft noch, die Planung haben sie an Gabriele Diedrichs abgegeben. „Aber wir wollten ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen. Davon hat sie selten Gebrauch gemacht. Sie war äußerst beratungsresistent.“ Außerdem sei bereits mündlich abgesprochen gewesen, dass die Hopfenklause eine Bühne organisiert. Auch die Beteiligung der Schaustellervereinigung Witten habe man längst klar gemacht. Die Werbegemeinschaft würde die Werbung übernehmen und die Straßen schmücken. „Das halbe Fest war also schon organisiert, doch plötzlich hat sie alles umgehauen und aus dem Programm wurde eine Sparbüchse“, so Grütter enttäuscht.
Ein Herbeder Bürger möchte zurück zu den Wurzeln, also ein Fest „im kleinen Kreis“. Er wolle die Interessen der Herbeder gewahrt sehen: „Kommerzielles wie ein holländisches Dorf gehört nicht dazu.“ Damit spricht er Dominik Grütter aus der Seele. Trotzdem wäre das Schlimmste für ihn: wenn es das Oktoberfest gar nicht mehr gäbe.