. Wittener Fahrlehrer sind sauer: Die Prüfstelle hat zu wenig Personal, um die Praktische abnehmen zu können. Termine werden immer verschoben.
Bei vielen Wittenern Fahrschulen hat sich Frust angestaut: Ihre Schüler können nicht die Führerscheinprüfung machen, weil es zu wenig Prüfungstermine gebe. Der TÜV Nord, der in Westfalen die einzige Behörde ist, die die Prüfung abnimmt, habe zuwenig Personal. Vier Wochen müsse man zurzeit auf eine Prüfung warten, sagt Fahrlehrerin Kornelia Richter. Oft würden nur einige der Prüftermine besetzt, der Rest falle ersatzlos aus.
Schüler zahlen 200 Euro zusätzlich
„Ich melde zwölf Prüflinge an. Aber nur vier werden zugelassen, weil der Prüfer danach keine Zeit mehr hat“, beschreibt Kornelia Richter die Situation. Jürgen Pohl, der die älteste Wittener Fahrschule an der Annenstraße betreibt, schätzt, dass man zwei Monate auf eine Prüfung warten muss. „Von fünf Prüflingen werden zwei gestrichen. Die soll ich dann neu beantragen und dass dauert wieder vier Wochen.“ Die Schüler und Eltern seien oft enttäuscht und sauer. „Man möchte ja Übung für die Prüfung haben, deswegen bucht man drei bis vier Stunden zusätzlich. Das sind 200 Euro.“
Grund für den Engpass beim TÜV sei eine gestiegene Zahl an Führerscheinprüfungen – 2017 um zehn Prozent, im ersten Halbjahr 2018 um weitere 5,3 Prozent. Irena Tsagurnis, Sprecherin des TÜV Nord, erklärt dies mit mehreren Faktoren: Es machen mehr Menschen ihren Führerschein, so sei etwa der Motorradführerschein gefragter denn je. Des Weiteren sei die Quote nicht bestandener Prüfungen gestiegen, so dass viele wiederholen. Dann hätte es im Mai viele Feiertage gegeben. Ein wesentlicher Faktor seien aber die „Umschreiber“ – Menschen mit ausländischem Führerschein, die hier keinen Unterricht nehmen, aber für die deutsche Fahrerlaubnis Theorie- und Praxisprüfung wiederholen müssen.
„Manche bereiten sich gut vor, aber ein Großteil der Umschreiber überschätzt sich“, sagt Kornelia Richter, die auch Leiterin des Unterbezirks Witten im Fahrlehrerverband Westfalen ist. „Die Leute wollen sich das Geld für die Fahrstunden sparen, brauchen aber sechs, sieben Anläufe, um die Prüfung zu schaffen.“ Auch Jürgen Pohl schult zurzeit zwei Umschreiber, die ja zumeist Flüchtlinge sind. Dass diese für Probleme sorgen, hält er für absurd: „Ich glaube, so begründet der TÜV die Tatsache, dass er in den letzten Jahren zuviel Personal abgebaut hat.“
„Mancher von uns könnte Kurzarbeit beantragen“
Friedel Thiele vom Fahrlehrerverband Westfalen kritisiert: „Die Fahrschulen sind vom TÜV Nord als Prüforganisation abhängig. Wir können nicht so viele Schüler aufnehmen, wie wir gerne möchten. Mancher von uns könnte Kurzarbeit beantragen.“ Er fordert: Die Zahl der Samstagsprüfungen solle man erhöhen, mehr Personal einstellen und im Sommer eine Urlaubssperre verhängen.
Irena Tsagurnis vom TÜV betont, dass man bereits Mitarbeiter aus anderen Arbeitsgebieten einsetze und Mehr- sowie Samstagsarbeit nutze. Zudem sei Personal eingestellt worden. Die neuen Mitarbeiter werden in Kürze ihre Ausbildung abschließen. „Dann sollte sich die Lage wieder entspannen.“
Konny Richter nennt mit einem Augenzwinkern eine andere Idee: Der Gesetzgeber solle das Monopol des TÜV abschaffen: „Konkurrenz belebt das Geschäft.“
>> Fahrlehrer arbeiten mit Wartelisten
Das Beantragen einer Fahrprüfung scheint zum Katz- und Maus-Spiel zu geraten. Fahrlehrer Pohl erzählt: „Letzten Monat habe ich fünf Prüflinge gemeldet, drei davon wurden ersatzlos gestrichen. Eine Woche später hatte ich drei Prüfungen bestellt, da wollte ich einen der drei Abgewiesenen zupacken. Auf diese Anfrage wurde nicht reagiert. Es wurden nur zwei bestätigt.“
Inzwischen beantrage er alle zwei Wochen pauschal eine Prüfung und arbeite mit Wartelisten.