Witten. . Der scheidende Ralf Tietz und Nachfolger Rolf Schwake plaudern aus dem Alltag im Kommissariat. Beide lieben ihren Beruf und gucken gerne Tatort.

Für beide erfüllte sich mit der Arbeit bei der Polizei ein Traum. Ralf Tietz hat ihn jedoch bald ausgeträumt. Der 62-Jährige Kriminalhauptkommissar aus Heven verlässt nach 20 Jahren als Leiter in Kürze das Kommissariat an der Casinostraße. Seinen Job übernimmt dann Rolf Schwake (56), der in Recklinghausen lebt, und Tietz schon seit Mai über die Schulter schaut. Im Interview sprechen die Herren über alte Zeiten, die Veränderungen im Job, Leichen und TV-Krimis.

Was lieben sie an Ihrem Job?

Ralf Tietz: Eigentlich alles. Die Zusammenarbeit im Team. Dass man Beamter ist. Dass sich die Arbeit, bei der viel am Schreibtisch erledigt wird, minütlich ändern kann, wenn etwa ein Raubüberfall passiert und ein zweiter Mann vor Ort gebraucht wird. Und dass man in Witten mittendrin ist im Geschehen – die Wache ist vor Ort, ich höre die Sirenen. Ach ja, Streifenwagenfahrten fand ich als junger Mann klasse. Und ich freue mich über jeden Räuber, den wir schnappen.


Rolf Schwake: Schon als Kind fand ich die Arbeit der Polizei spannend und aufregend. Obwohl es damals noch verpönt war, dann tatsächlich zur Polizei zu gehen. Und das erste Mal in Uniform war schon komisch. Plötzlich sahen alle gleich aus. Ich war im Laufe der Zeit, etwa alle sieben Jahre habe ich woanders gearbeitet, auch mal Mitglied der Mordkommission. Da hatten wir einen Fall, bei dem ein Vater Frau und Kinder erstochen hatte. Ich musste den Tatort aufnehmen und war die ganze Nacht mit den Leichen in der Wohnung. Eine gruselige Geschichte.

Was hat sich im Laufe der Zeit an der Arbeit verändert?

Tietz: Die technische Ausstattung hat sich dramatisch verändert. Ich habe noch auf einer Olympia-Schreibmaschine angefangen. Die Fahrzeugflotte ist schöner geworden. Die Uniform ist jetzt blau statt grün. Statt über Fingerabdrücke, laufen jetzt die meisten Identifizierungen über die DNA. Und ich bin froh über jedes Handy, dass ich auswerten darf.

Schwake: Ganz früher gab’s im Büro noch Telefone mit Wählscheibe und ohne Wiederholungstaste. Fürchterlich.

Musste man früher auch so fit sein, wie heute beim Einstellungstest?

Tietz: Damals war die Hürde die ärztliche Untersuchung. Ich sah ziemlich vermackt aus, weil ich Fußball gespielt habe. Führerschein, Sportabzeichen – heute muss man diese Nachweise schon vorher haben, früher konnte man sie während der Ausbildung erbringen. Übrigens: Fit sein muss man auch heute noch. Nicht nur, weil wir keinen Aufzug hier im Gebäude haben und in der zweiten Etage sitzen.

Schwake: Ich glaube, ich würde es noch aus dem Stand hinkriegen, 3000 Meter in der geforderten Zeit zu laufen.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit?

Schwake: Der Alltag mit meiner Lebensgefährtin, ihren 19-jährigen Drillingen und einem lebhaften Cockerspaniel ist mindestens genauso spannend wie mein Beruf. Ich liebe die Niederlande, Surfen, Segeln und Bootfahren.

Tietz: Ich werde mich nun als Pensionär mehr um Haus, Garten und Familie kümmern, mehr Sport treiben und im Winter endlich mal meine Hörbücher genießen.

Sitzen Sie am Sonntagabend eigentlich auch vor dem Fernsehgerät, um den Tatort zu gucken?

Schwake: Ja sicher. Aber mir ist schon klar, dass das ein Kunstprodukt ist.

Tietz: Ich mag den Tatort auch. Manchmal sind die sogar nah an der Realität dran, dann kann man vielleicht noch was lernen. Allerdings ist hier noch keine Kollegin im Rock zur Arbeit erschienen. Ich gucke auch gern englische Krimis wie Inspector Barnaby oder Lewis. Nur der Münster-Krimi mit Wilsberg, der geht gar nicht.

>> INFORMATIONEN

  • Seit dem 5. Januar 1998 hat der – so die korrekte Bezeichnung – Erste Kriminalhauptkommissar Ralf Tietz das Kommissariat in Witten geleitet. Am 1. Oktober 1974 begann er seinen Grundlehrgang an der Polizeischule Münster.
  • Nachfolger Rolf Schwake trat am 1. Oktober 1979 in den Polizeidienst. Nach dem Aufstieg in den gehobenen Dienst durchlief er u.a. Stationen in Köln, Bochum und Wanne-Eickel. Witten lernte er während der Ausbildung kennen.