Witten. . E-Bikes steigern die Begehrlichkeit der Langfinger. Auch mehr Sachbeschädigungen. Kripo-Chef Ralf Tietz gibt seinem Nachfolger ein Lagebild.

Während die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Ruhrstadt sinkt, steigt die der Fahrraddiebstähle und Sachbeschädigungen. „Graffiti-Schmierereien haben in den letzten zwei Jahren extrem zugenommen“, sagt der Wittener Kripo-Chef Ralf Tietz.

Der scheidende Kommissariatsleiter (62) ist gerade dabei, seinem Nachfolger Rolf Schwake (56) einen Eindruck davon zu vermitteln, wie stark die Kriminalität in Witten ist. Beschädigungen durch Graffiti sind sein Lieblingsthema. Schließlich wohne er auch in der Stadt und findet: „Sie könnte schöner sein.“ Mit Berichten über Erfolge im Kampf gegen Sprayer, wie überhaupt über das Thema, halte er sich aber lieber zurück. „Die Szene fühlt sich sonst gebauchpinselt, wenn sie ständig in den Medien auftaucht.“

Kripo-Chef Ralf Tietz (re.) und sein Nachfolger Rolf Schwake.
Kripo-Chef Ralf Tietz (re.) und sein Nachfolger Rolf Schwake. © Jürgen Theobald

Witten, sagt Tietz, sei keine Insel der Glückseligen, „aber im Vergleich mit den Nachbarstädten ist es hier ruhig und sicher“. Natürlich gebe es vom Autoaufbruch bis zum Diebstahl die gesamte Palette auch in der Ruhrstadt. Und immer seien neue Phänomene darunter. Messerstechereien etwa, erinnert er an die jüngsten Fälle. „Im Moment ist das bei Jugendlichen offenbar cool, ein Messer zu haben. Aber das wird sich wieder normalisieren.“

Häusliche Gewalt dagegen, die gefühlt zunehme, habe es schon immer gegeben, sagt Ralf Tietz. „Man geht jetzt nur noch sensibler damit um“, ergänzt sein Nachfolger Rolf Schwake. Damit meint er etwa die Nachbetreuung der Opfer. Da funktioniere auch die Zusammenarbeit mit dem Jugend- oder, in anderen Fällen, mit dem Ordnungsamt gut. Die Ursache für die Häufung von Fahrraddiebstählen sei übrigens auf die zunehmende Zahl hochwertiger E-Bikes und Pedelecs zurückzuführen, ergänzt Polizeisprecher Volker Schütte.

Ein Leiter und zwölf Sachbearbeiter – alle in Vollzeit, darunter eine Beamtin – kümmern sich im Wittener Regionalkommissariat um all diese Fälle. Eigentlich. „Im Ist-Zustand sind wir immer weniger“, sagt Tietz. Nicht nur aufgrund von Urlaub, Krankheit oder weil Mitarbeiter auf Lehrgängen sind, fehlen Leute.

Viele Kollegen sind über 50

„Wir befinden uns gerade im Umbruch. Viele Kollegen sind über 50 Jahre alt. Die Urgesteine gehen. Zwei Sachbearbeiterstellen liegen brach.“ All das versuche man irgendwie zu überbrücken. Im September könnte sich die Lage etwas entspannen. Dann erfährt das Kommissariat, ob sich die angegebenen Stellenwünsche tatsächlich erfüllen.

>> INFORMATION

  • Nicht jede kriminelle Tat, die sich in Witten ereignet, landet automatisch auf dem Tisch der hiesigen Kriminalpolizei, sagt Volker Schütte, Polizeisprecher des Präsidiums Bochum, zu dem auch die Städte Witten und Herne gehören.
  • Bei Mord zum Beispiel schaltet sich zeitnah die Bochumer Kripo ein, auch bei Raubüberfällen auf Spielhallen oder Geldinstitute. Geschäftseinbrüche oder Taschendiebstähle sind dagegen Sache der Regionalkommissariate in den Städten.