Witten. . Städtische Mitarbeiter gießen Blumen und Jungbäume jetzt häufiger. Auch Kleingärtner greifen oft zur Gießkanne. Landwirte fahren Ernte ein.

Die anhaltende Trockenheit bringt erste Probleme mit sich: In den Wäldern steigt die Brandgefahr, warnt die Feuerwehr. Die Gerstenernte der Bauern fällt leicht unterdurchschnittlich aus. Und die Mitarbeiter des Grünflächenamtes müssen das Stadtgrün häufiger gießen.

Blumen am Kreisverkehr in Rüdinghausen.
Blumen am Kreisverkehr in Rüdinghausen. © Nitsche

Wasser brauchen vor allem die Wildblumenbeete: „Ganz zu Beginn, wenn sie aufkeimen, aber auch aktuell wegen der Trockenheit mal zwischendurch“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Das Betriebsamt, Abteilung Grünflächen, gießt in diesen Tagen vor allem verstärkt die Jungbäume, die im Stadtgebiet noch relativ neu gepflanzt sind, etwa auf den Kreisverkehren in Herbede. „Damit sie keinen Schaden nehmen und gut anwachsen.“

Wälder und Parks sind auf Regen angewiesen

Doch Wälder, Parks und Friedhöfe sind auf die natürliche Wasserzufuhr in Form von Regen angewiesen. „Wir haben 200 Hektar Grünfläche, 31 Hektar Friedhofsfläche, 716 Hektar Wald und 30 000 Bäume im Stadtgebiet“, sagt die Sprecherin. Diese künstlich zu bewässern – „das geht einfach nicht“. Wenn das Wetter so bleibt, „werden wir eben mal eine gelbe Wiese zu sehen kriegen“. Erst wenn die Trockenheit dramatischere Ausmaße annehme, müsse man die Situation neu überdenken.

Für die Stadtwerke ist die Hitze kein Problem: „Natürlich gibt es ohnehin Schwankungen zwischen dem Wasserverbrauch im Sommer und im Winter“, so Sprecher Thomas Lindner. „Aber das macht sich nicht groß bemerkbar.“ Liegt der Wasserverbrauch an einem „normalen“ Tag bei 17 000 Kubikmeter, steige er an extrem trockenen Tagen maximal um zehn Prozent. Das Netz sei aber auf einen deutlich höheren Verbrauch ausgelegt. Den gab es früher, als z.B. Waschmaschinen mehr Wasser brauchten.

Hitze stresst die Tomaten und den Mais

Auf dem Boden rund um den Stamm des Apfelbaums auf dem Gelände der Kleingärtnervereine Gemeinwohl und Annen-Süd liegen ein paar unreife Früchte. Die Blütenblätter der Hortensien kräuseln sich in der Mittagshitze. Immer mehr Rasenflächen haben ihre sattgrüne Farbe verloren und sind mit ihren gelbbraunen Stellen nicht mehr unbedingt des Kleingärtners Augenweide. Keine Frage: Die anhaltende Trockenheit macht den Pflanzen so langsam zu schaffen.

Ewald Schauer in seinem Garten.
Ewald Schauer in seinem Garten. © Theobald

„Der Boden ist total trocken“, sagt Helmut Lattemann. „Wer sich an seinen Blumen erfreuen will, der muss gießen, gießen, gießen.“ Auch die Böhnchen, die sich gerade emporranken, brauchen dringend Wasser. Ebenso die Kartoffeln, „sonst bleiben die klein“. Richtig Stress haben die Tomaten. „Eine Durststrecke verzeihen die nicht“, sagt der Stadtverbandsfachberater für die Wittener Kleingärtner. Besonders sensibel reagieren laut Lattemann auch Stachelbeeren auf die ständigen Wetterkapriolen. Seit ein paar Jahren beobachte er, dass die drei bis vier Wochen eher reif sind. „Der Klimawandel ist da“, sagt Helmut Lattemann. „Gucken Sie doch bloß mal oben in die Spitzen der Bäume. Die werden schon braun.“

Seinen Rasen hat er trotzdem noch nicht gesprengt. Zum Gießen reicht ihm auch weiterhin der Vorrat seines Wasserbeckens, das 12 000 Liter fasst. „Aber es müsste schon mal wieder einen Tag und eine Nacht durchregnen.“

Ertrag bei Wintergerste leicht unter Durchschnitt

Bio-Landwirt Jan Bockholt ist allerdings noch ganz zufrieden mit dem schönen Wetter. Denn die Ernte der Wintergerste läuft jetzt auf Hochtouren. 70 bis 80 Doppelzentner fährt er pro Hektar ein. Es habe schon bessere Jahre gegeben, doch der Ernteertrag sei nur leicht unterdurchschnittlich. „Denn die Pflanzen sind ja vor allem im Frühjahr gewachsen und da gab es zwischendurch immer mal Niederschläge, die der Boden gespeichert hat.“ Zum Glück, denn Bewässern sei schwierig bei der oft hügeligen Lage der Felder im EN-Kreis, sagt Dirk Kalthaus.

Kribbelig wird der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Ennepe-Ruhr/Hagen, wenn er an den Mais denkt: „Der liebt zwar Sonne und Wärme, braucht aber auch viel Wasser.“ Das Problem kennt Bert Schulze-Poll vom Trantenrother Hof zur Genüge. Der Demeter-Landwirt muss seinen Zuckermais und andere Gemüsepflanzen tatsächlich täglich mit rund 6000 Litern bewässern. Beim Raps erwartet Jan Bockholt ebenfalls eine schlechtere Ernte als sonst. Den habe in der Blütezeit ein harter Frost mit gleich darauf folgender Hitze stark getroffen.

„Der Rasen fängt an zu leiden“

„Der Rasen fängt an zu leiden, die Regenfässer sind leer“, sagt Marita Joswig, die gerade mit ihrem Mann Rolf im Kleingarten an der Dirschauer Straße nach dem Rechten sehen will. Trotzdem wird höchstens einmal am Tag gegossen. „Das muss reichen.“ Die 62-Jährige findet: „Dafür, dass die Erde so trocken ist, blüht doch hier eigentlich alles ganz schön.“ Vor allem ihren Lavendel liebt sie, den Hummeln und Schmetterlinge umschwirren. Sogar Salat habe sie neulich noch gepflanzt. „Da musste ich die Erde halt etwas anfeuchten.“

Das wird Marita Joswig wohl auch in Zukunft so machen müssen. Denn ein Ende der Schönwetterperiode ist, glaubt man den Vorhersagen, nicht wirklich in Sicht.

>> INFORMATION

  • Die richtige Zeit, die Pflanzen im Garten zu gießen, sei frühmorgens. Diesen Tipp gibt Helmut Lattemann, Stadtverbandsfachberater für die Wittener Kleingärtner und selbst Besitzer eines Schrebergartens. „Das ist wichtig, damit die Pflanzen nicht über Nacht nass bleiben. Sonst könnten sie zum Beispiel Mehltau bekommen.“
  • Einmal am Tag gießen, das reicht, sagt Kleingärtnerin Marita Joswig. „Wenn Pflanzen viel Wasser kriegen, dann merken sie sich das und wurzeln nicht mehr so tief.“ Doch in den oberen Schichten speichere der Boden nicht so viel Wasser.