Witten. . Timo Budzinski ist ein Kind des Ruhrgebiets – und das zeigt er mit seiner Modemarke „Pottitüde“. Dem 31-Jährigen geht es auch um Nachhaltigkeit.
Grubenhelden, Pottpeople, Ruhrpottclothing – es gibt viele Modelinien mit Heimatbezug. Seine Liebe zum Ruhrgebiet will auch Timo Budzinski mit seiner Marke „Pottitüde“ transportieren – eine Schöpfung aus Pott und Attitüde. Vor einem halben Jahr hat er seine erste Kollektion herausgebracht.
Werktags arbeitet der 31-Jährige als Ingenieur für Arbeits- und Umweltschutz. In seiner Freizeit versucht er sein Label „Pottitüde“ aufzubauen. „Es ist ein Hobby mit sehr viel Herzblut drin. Zum Überleben reicht das nicht.“
Auf dem Küchentisch in seiner Wohnung im szenigen Wiesenviertel liegen die ersten Modelle: T-Shirts in weiß, schwarz oder bordeaux, sowie ein Kapuzenpulli, der Männlein wie Weiblein passt. Timo Budzinski fotografiert die Mode an einer rostigen Wäschestange im Hinterhof des Mietshauses. Da sprießt Unkraut aus den Fugen, grüßt ein Nachbar mit Bierchen, kurz: dieser Ort hat „Pottitüde“.
Shirts aus Bio-Baumwelle
Zurzeit vertreibt Timo Budzinski seine Kollektion über das Internet, er verkauft aber auch im Friseurladen „Barbarossa“ und auf Märkten, wie dem Tummelmarkt oder dem Essener Designgipfel. Ein eigenes Ladenlokal hätte er gerne.
Schon vor sieben Jahren war der 31-Jährige selbstständig und führte ein kleines Musik-Independent-Label. Dafür ließ er T-Shirts bedrucken. Ein Motiv zeigte das Muttental – ein Bestseller, Freunde gierten nach mehr. „Aber Ruhrgebiets-Shirts machen so viele, das Thema war für mich eigentlich ausgelutscht.“ Darum will er sich mit zwei Verkaufsargumenten von der Konkurrenz abheben: Nachhaltigkeit und Geschichtsbewusstsein.
Relativ lange hatte es gedauert, bis Timo Budzinski eine Druckerei gefunden hatte, die seine T-Shirts aus Bio-Baumwolle mit unbedenklichen, zertifizierten Farben bedruckt. Eine Kölner Firma erhielt den Auftrag, einen „mittleren vierstelligen Betrag“ investierte der junge Firmengründer.
Historische Fotos auf Oberteile gedruckt
2011 schon hatte er das Logo entworfen. Ein Blatt, das das Gerüst eines Förderturms auseinanderbiegt – schön philosophisch interpretiert er so den Strukturwandel. Das Grüne spaltet die Industrie, die Zechenstadt weicht dem Naherholungsgebiet. In der nächsten Kollektion möchte er „Kulturgeschichte aus dem Ruhrgebiet aufs T-Shirt transportieren.“ Ihm schwebt vor, historische Fotos auf die Oberteile drucken zu lassen. „Wir verhandeln gerade über die Bildrechte.“
Als Wittener fühlt man sich ja eher als Ruhri in Randlage. Timo Budzinski aber stammt aus Duisburg-Rheinhausen. Das erklärt vielleicht die Revier-Romantik: „In den Ferien habe ich immer bei meinen Großeltern am Fenster gestanden und auf die Hochöfen geguckt. Wenn da die Flamme rauskam, war das interessanter als fernsehen.“
>> INFO: Wiesensprossen – ein Treff für junge Gründer
Timo Budzinski ist auch ein Gründer der „Wiesensprossen“, dem Gründerstammtisch im Wiesenviertel. Dort treffen sich regelmäßig junge Menschen, die gerade ein Unternehmen gegründet haben oder wollen.
Themen sind zum Beispiel Versicherungen für Jungunternehmen oder die neue Datenschutzgrundverordnung. Am Stammtisch sind auch neue Gesichter willkommen. Info auf Pottitüde.