witten. . Die Teilnehmer der Planungsradtour haben Sicherheitslücken im Radwegenetz schonungslos offen gelegt. Selbst Fahren in der Gruppe war gefährlich.
Wie kann Witten fahrradfreundlicher werden? Bei der Erarbeitung eines Radverkehrskonzeptes biegt die Stadt, was die Bürgerbeteiligung angeht, allmählich auf die Zielgerade ein. Nach dem Radcafé zum Auftakt im April auf Nachtigall und einem Info-Stand kürzlich auf dem Markt konnten die Wittener jetzt selbst in die Pedale treten. Eine „Planungsradtour“ am Freitagabend zeigte insbesondere, dass es an vielen Stellen an Sicherheit und Abstellplätzen mangelt.
Wir starten am Bahnhof und schon auf der Breite Straße (Tempo 30!) wird so mancher Autofahrer ungeduldig und überholt die Traube von Radlern. Gerade in Richtung Karl-Marx-Platz wird es eng – auch für Fahrradfahrer. Rechts parken vereinzelt Autos. Markierungen für Fahrradfahrer – Fehlanzeige. Da muss man besonders aufpassen, wenn dann noch links Autos vorbeisausen. Fahrradfreundlich ist dieser Abschnitt nicht. Aber darum geht es auf dieser Tour bis zum Café del Sol ja: Gemeinsam mit den Experten sollen Stärken und Schwächen diskutiert werden, um daraus am Ende ein neues Radverkehrskonzept zu basteln.
Oft fehlen Markierungen für Radfahrer
Die Breite Straße ist nicht das einzige Beispiel, wo es für Radfahrer unangenehm werden kann. An vielen Stellen fehlen entsprechende Markierungen, so dass sich Fahrrad und Auto, Bus oder Laster gefährlich in die Quere kommen können. Frank Reuter vom Planungsbüro zeigt den Tour-Teilnehmern Poster mit positiven Beispielen aus Köln, wo es getrennte Wege gibt. „Die Markierung ist so geführt, dass Fahrradfahrer da entlangfahren müssen“, sagt Reuter. „Das Wichtigste ist natürlich, dass Radfahrer im Sichtfeld der Autofahrer sind.“ Oft ist das nicht der Fall. Direkt am Busbahnhof etwa kommt der Radweg zu dicht an die Haltestellen heran. „Das muss man natürlich ändern“, sagt der Planer.
An der Breite Straße ergibt sich das nächste Problem, sobald man eine Pause einlegen will. Wo soll der Drahtesel eigentlich abgestellt werden? Vor der Pizzeria am Karl-Marx-Platz ist ein Fahrrad etwa notdürftig am Verkehrsschild befestigt. Ungünstig für Fußgänger, unsicher für die Eigentümer. Aber bei der geplanten Umgestaltung zum Quartiersplatz soll das demnächst berücksichtigt werden, wie Caroline Huth vom Planungsamt sagt. „Die Stellplätze für Pkw sollen hier verringert werden.“ Dafür soll es Fahrradboxen in Form von abschließbaren Häuschen geben.
Galeria-Tiefgarage als Parkplatz für Fahrräder?
Weiter geht es in die Einkaufspassage am Rathaus, wo sich das gleiche Problem ergibt. Oft können die Räder nur an Bügeln oder Laternen abgeschlossen werden. Eine sichere Alternative könnte die Tiefgarage unter Galeria Kaufhof werden. „Es gibt noch keine konkreten Ideen, alles ist offen“, sagt Huth. Kaufhof-Geschäftsführer Oliver Klein signalisiert im Gespräch mit den Teilnehmern der Radtour aber durchaus Sympathien für die Idee. „Das Parkhaus ist nur wenige Tage im Jahr ausgelastet. Daher sind wir ganz offen dafür.“
Das kann sich auch Dagmar Schultz vorstellen. Zu oft musste sich die 53-Jährige bei Regen wieder auf das nasse Fahrrad schwingen. „Ich wäre froh darüber, wenn ich das im Winter oder bei schlechtem Wetter nutzen könnte.“ Dann, hofft sie, wäre auch eine Videoüberwachung gewährleistet. Dann setzt sie sich wieder aufs Rad, um mit der Gruppe zur nächsten Station zu radeln. Die Mängelliste ist noch längst nicht abgefahren.