witten. . Am Rande des Drachenboot-Cups haben sich über 2000 Menschen zum größten Rudelgucken in Witten getroffen. Gefeiert wurde hinterher auch in Mitte.

Die lautesten Jubelschreie hallen über das Ruhrufer. Als in der 95. Minute endlich dass erlösende Tor durch Toni Kroos fällt, gibt es auch bei den über 2000 Menschen, die sich im Anschluss an den 20. Drachenboot-Cup vor einer Großleinwand auf den Ruhrwiesen versammelt haben, kein Halten mehr. Bis zu dem erlösenden Treffer in allerletzter Minute bestimmten Anspannung und viele betretene Gesichter das Bild beim größten Public Viewing am Samstagabend in der Stadt.

Die Wiese neben dem Kanu-Club in Heven ist brechend voll, als die WM-Vorrundenpartie um 20 Uhr angepfiffen wird. Die ersten haben ihre Stühle schon um kurz nach sieben vor der Großleinwand aufgestellt. Viele tauschen ihre Drachenbootkostüme jetzt mit Deutschlandtrikots. Schwarz-Rot-Gold – wohin man blickt. Hüte, Girlanden oder die Nationalfarben gleich ins Gesicht gemalt – die Fans sind auf Sieg eingestellt, Mexiko hin, Mexiko her.

Na, da lacht ja jemand schon wieder: zwei junge Damen beim Rudelgucken auf dem Gelände des Kanu-Clubs nach dem Drachenbootrennen.
Na, da lacht ja jemand schon wieder: zwei junge Damen beim Rudelgucken auf dem Gelände des Kanu-Clubs nach dem Drachenbootrennen.

Leichtsinnige Fehler gemacht

Doch je mehr Chancen Jogis Jungs verpassen oder je näher die Schweden ans deutsche Tor kommen, desto größer wird das Raunen im Publikum. Ob an der Ruhr oder in der Werkstadthalle, in der Szenekneipe im Wiesenviertel oder unter der Kirche in Annen – die Fans leiden und lachen, nichts für schwache Nerven. Als die Skandinavier in der 32. Minute das 1:0 erzielen, schreien einige Rudelgucker in der Werkstadt vor Verzweiflung laut auf.

Sie schlagen die Hände über den Köpfen zusammen und stöhnen: „Das gibt’s doch nicht!“ Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. „In der Anfangsphase haben die Deutschen leichtsinnige Fehler gemacht, doch sie spielen deutlich besser als gegen Mexiko“, sagt Thomas Seifert in der Halbzeitpause. Schon seit dem Sommermädchen 2006 ist Public Viewing fast schon Pflicht für ihn. „Es macht einfach viel mehr Spaß als vor dem eigenen Fernseher.“

Manchmal war es zum Verzweifeln: Diese Zuschauer sahen sich das Spiel in der Werkstadt an.
Manchmal war es zum Verzweifeln: Diese Zuschauer sahen sich das Spiel in der Werkstadt an.

Begeistert von der Atmosphäre in der Werkstadt

Die Atmosphäre in der Werkstadt kommt auch bei Renate Will und Nadine Breuker-Will sehr gut an. „Wir waren bereits beim Spiel gegen Mexiko hier und sind begeistert.“ Daneben liegt Renate Will allerdings mit ihrem Tipp, wer das erste Tor für Deutschland schießt: „Ganz klar Müller.“ Egal, dann eben Reus! Als er den Ball in der 48. Minute irgendwie über die Linie bringt, können sich die Fans kaum noch auf den Stühlen und Bänken halten. Laute Musik dröhnt durch den großen Saal: „Oh, wie ist das schön...!“

Jetzt steigt die Laune von Minute zu Minute. Doch die Zeit verrinnt und es steht immer noch 1:1. Aber dann, als keiner mehr damit rechnet, kommt Kroos und die Halle steht Kopf. Alle springen auf. Wieder Musik, Klatschen, die Besucher liegen sich in den Armen.

Beim Rudelgucken der Drachenbootfahrer am Ruhrufer hat Handballer Andreas „Fürst“ Lehmann offenbar den siebten Sinn. „Fertig machen zum Jubeln“, ruft er, als Kroos den Freistoß bekommt. Und schon fällt das Tor. Der „Fürst“ klettert auf eine Bank, und alle feiern den Sieg. In der Innenstadt ertönt derweil lautes Hupen auf den Straßen, Fans tröten Fans auf der Ardeystraße aus ihren Autos heraus und schwingen Fahnen in Schwarz-Rot-Gold. „Oh, wie ist das schön.“ Wir lernen: Ab Mittwoch ist Autokorso Pflicht.

Da ist es geschafft: Die Freude über den deutschen Sieg war riesig
Da ist es geschafft: Die Freude über den deutschen Sieg war riesig