Witten. . Die Burgfreunde Hardenstein haben sich von Teilen ihres Archivs getrennt. Kreisarchivar würdigt Ehrenamtliche: „Ohne sie wäre alles weg.“

Die Burgruine Hardenstein, dass sie nicht – von Grün überwuchert – verfiel und ein touristisches Highlight im Wittener Ruhrtal wurde, ist ein Verdienst von ehrenamtlich engagierten Menschen – den Burgfreunden Hardenstein. Der 1974 von Hans Dieter Radke gegründete Verein hat seinen Einsatz an der Ruine in Arbeits- und Bautagebüchern dokumentiert, Presseartikel und Fotos gesammelt, Jahresberichte verfasst. Teile seines Archivs hat er jetzt an den Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark übergeben. Ein Stück Stadtgeschichte.

„Zum einen brauchen wir Platz in unserem Archiv und Burgmuseum in der Herbeder Grundschule. Zum anderen können wir sicher sein, dass unsere Unterlagen im Märkischen Museum ordnungsgemäß gelagert und betreut werden und dort auch für Interessierte zugänglich sind“, erklärt Radke.

Gäbe es die Burgfreunde nicht, „wäre alles weg“

Die Burgruine wird, wenn es dämmrig wird, beleuchtet. Ein romantischer Anblick.
Die Burgruine wird, wenn es dämmrig wird, beleuchtet. Ein romantischer Anblick. © Bastian Haumann

Dr. Dietrich Thier, Kreisarchivar und Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde, freut sich über das Geschenk, das eine ganze „Palette“ füllt, wie er schmunzelnd erzählt. Die Arbeit der Burgfreunde könne gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, betont Thier. „Es ist nicht selbstverständlich, dass sich Privatleute ehrenamtlich um ein Denkmal kümmern und dieses erhalten.“ Gäbe es die Burgfreunde nicht, „wäre alles weg und überwuchert“. Anerkennende Worte für seinen Verein, der heute 90 Mitglieder zählt, über die sich Hans Dieter Radke freut.

Eine Wertschätzung, die sich der 72-Jährige für sein seit 44 Jahren engagiertes Burgfreunde-Team auch seitens der Stadt wünschen würde. „Ich werde jährlich zur Ehrenamtsveranstaltung der Stadt eingeladen. Das war es dann. Das tut mir schon ein bisschen weh“, gesteht der Herbeder, der sich – wie seine Mitstreiter – in der Vergangenheit auch nicht von Vandalen auf dem mittlerweile videoüberwachten Burggelände die Freude an der dortigen Arbeit vermiesen ließ.

Vereinsmitglieder betätigten sich als „Archäologen“

Eigentümer des Denkmals ist der Bommeraner Friedrich Oberste-Frielinghaus, dem auch das Bethaus im Muttental gehört. Pächter der Ruine ist bis 2030 die Stadt Witten. Oberste-Frielinghaus weiß um die Leistung der Burgfreunde, sagte schon einmal früher gegenüber unserer Zeitung: „Wenn es den Verein nicht geben würde, wäre da kein Stein mehr auf dem anderen.“

Hans Dieter Radke mit einem Krug aus dem 18. Jahrhundert, mit dem auf der Burg Hardenstein früher vermutlich Wein ausgeschenkt wurde.
Hans Dieter Radke mit einem Krug aus dem 18. Jahrhundert, mit dem auf der Burg Hardenstein früher vermutlich Wein ausgeschenkt wurde.

Als Autodidakten haben sich die Vereinsmitglieder in ihren Anfangsjahren auf dem Gelände der ehemaligen Wasserburg auch als Hobby-Archäologen betätigt. Sie förderten unter anderem alte Krüge für Wein, Öl oder Essig zutage – darunter eine hübsch verzierte aus dem 18. Jahrhundert, gefertigt nach Westerwälder Art. Die Stücke stehen heute in Vitrinen des Burgmuseums, das im Keller der Herbeder Grundschule untergebracht ist und das auf Anfrage besucht werden kann.

„Nicht im Mauerwerk herumklettern“

Dort zu sehen ist auch die Ladekammer eines Hinterlader-Geschützes – samt Kugeln. Und ein Modell der Burganlage, das zeigt, wie diese wohl um 1800 ausgesehen hat – samt Bauhaus mit seinem hübschen Fachwerk, „in dem Vieh und Burgpersonal unter einem Dach untergebracht waren“, so Radke. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die einstige Wasserburg 1363, von einer Burgkapelle war da die Rede. Tausende Besucher im Jahr lockt die Ruine heute jährlich ins Ruhrtal. Was Hans Dieter Radke und sein Team freuen würde: „Hunde auf dem Gelände keine tiefen Löcher scharren lassen. Auch nicht im Mauerwerk herumklettern. Da geht viel Substanz verloren!“

Mehr über die Burg und die Burgfreunde unter: www.burgfreunde-hardenstein.de. Kontakt – auch zum Museum: Tel. 02302/738 09.

>>> NEUER FREIZEITFÜHRER ZU BURGEN UND SCHLÖSSERN

Wasserschlösser, Adelshäuser, Rittersitze – im Ruhrgebiet wurde die Geschichte nicht nur von Kohle und Stahl geprägt. Die WAZ-Redakteure Maren Schürmann und Georg Howahl stellen in einem 160-seitigen mit Fotos reich bebilderten Freizeitführer historische Gemäuer im und um das Ruhrgebiet herum und deren Geschichte vor. Titel: „Schlösser, Burgen und Ruinen“.

Historische Gemäuer und ihre Geschichte stellt der neue 160-seitige Freizeitführer vor.
Historische Gemäuer und ihre Geschichte stellt der neue 160-seitige Freizeitführer vor. © Klartext

Es gibt viel zu entdecken: Von der Burg Altena im Sauerland bis zum Schloss Moyland im niederrheinischen Bedburg-Hau, von der Burg Linn in Krefeld bis zum Haus Martfeld in Schwelm. Witten ist natürlich mit der Burg Hardenstein und dem alten Adelssitz Haus Herbede im Freizeitführer vertreten. Auch Hans Dieter Radke kommt dort zu Wort, der sich mit seinen Burgfreunden Hardenstein um den Erhalt und die Pflege der Burgruine kümmert, die deutschlandweit durch die Sage vom Zwergenkönig Goldemar und seinem schrecklichen Treiben bekannt ist.

Das Taschenbuch „Schlösser, Burgen und Ruinen“ lädt zu vielen Tagesreisen ein. Klartext-Verlag, Essen 2018, 160 Seiten, 14,95 Euro.