Der Kanu-Club Witten richtet den Drachenboot-Cup bereits zum 20. Mal aus. Angefangen hat 1998 alles mit 14 Teams. Am Wochenende sind es fast 100.
„Dum! ... Dum! ... Dum! ...“ – an einem Wochenende im Juni hallen nun schon seit 20 Jahren dumpfe Trommelschläge wie Donner durchs Ruhrtal. Es ist der Takt, zu dem bunt bemalte Drachenboote über die Ruhr bei Herbede förmlich fliegen. Angetrieben von starken Frauen und Männern, die auf schmalen Holzplanken, immer in Zweierreihen sitzend, ihre Paddel im Gleichschlag ins Wasser eintauchen. Seit 1998 richtet der Kanu-Club Witten nun schon die „Days of Thunder“ aus. Der Drachenboot-Cup hat sich vom kleinen Sommerfest inzwischen zu einem bunten Spektakel mit Gästen von nah und fern entwickelt.
Zum 20-Jährigen am Samstag (ab 9 Uhr) und Sonntag (ab 9.30) kommen diesmal so viele Teams wie noch nie zuvor. Genau 98 haben sich angekündigt. „Das ist Wahnsinn. 1998 haben wir mit 14 Teams aus Witten und der näheren Umgebung angefangen“, sagt Cornelia Witzmann, Pressewartin des Kanu-Clubs. Der Stein des Anstoßes war eine Drachenboot-Regatta auf dem Hannoveraner Maschsee, an der einige Vereinsmitglieder zwei Jahre zuvor teilnahmen. Die waren so begeistert, dass man sich entschloss, selbst eine Drachenbootsport-Abteilung aufzumachen. Der erste „Drache“, der beim KCW einzog, wurde „Fuchur“ getauft. Benannt nach dem Glücksdrachen aus Michael Endes märchenhaftem Roman „Die unendliche Geschichte“.
Miss Piggy begrüßt Sturmtruppler
Ob die Geschichte des Drachenboot-Cups unendlich ist, wird wohl niemand jemals beantworten können. Dass sie aber eine von großem Erfolg ist, steht außer Frage. Über die Jahre haben die Ruhrstädter zahlreiche Freundschaften mit Drachenboot-Begeisterten aus dem ganzen Land geschlossen. Aus Dresden, Hamburg, Riesa, Ulm und sogar aus Wien reisen jeden Sommer Helfer und Mitfahrer an. „Einige nehmen sich für Aufbau und Organisation extra zwei Wochen Urlaub“, spricht Witzmann vor allem auch für die Wittener Vereinsmitglieder, die bereits lange im voraus fleißig schuften und das Vereinsgelände für die große zweitägige Party herrichten.
Denn neben dem anstrengenden Kräftemessen in den Booten auf dem Wasser steht vor allem der Spaß ganz oben auf der Prioritätenliste. Auf der großen Festwiese haben die Teams ihre abgesteckten Zeltplätze. Oder besser gesagt: Themenlandschaften. Schließlich gibt’s Pokale für die beste Kostümierung und den besten Gesamtauftritt zu gewinnen. Und was da in den letzten zwei Dekaden schon so zu bestaunen war, ist eigentlich kaum zu glauben.
Den Besuchern im Gedächtnis geblieben sein dürften zum Beispiel die „Söhne Siegfrieds“: Ein Bommeraner Freundeskreis, der schon einmal ein komplettes gallisches Dorf nachgebaut hatte und seinen Häuptling auf einem Schild übers Vereinsgelände trug. 2017 führte man die Muppet-Show auf. Kermit, Miss Piggy und Fozzy Bär – sie alle waren da. „Ein Klavier hatten sie auch dabei. Das haben sie uns geschenkt und es steht nun im Clubheim. Aber natürlich total verstimmt, weil es zwei Tage draußen auf der Festwiese stand“, erinnert sich Witzmann.
Gut anzusehen – vor allem wohl fürs weibliche Auge – waren derweil die Spartaner. Die Bodybuilder trieben ihre Drachenboote mit freiem Oberkörper übers Wasser. Vorher stimmten sie sich mit dem Schlachtruf aus dem Hollywood-Streifen „300“ ein: „Ahuu! Ahuu! Ahuu!“. Von der Filmfabrik inspiriert war auch das Team „Los Avernos“. Einige Filmfans bewiesen, dass man auch als stilecht verkleideter Sturmtruppler aus Star Wars noch ganz gut paddeln kann. Die riesige chinesische Pagode auf ihrem Zeltplatz war schon von weitem zu erspähen. Ebenso wie das nachgebaute Holzschiff von „Black Pearl“. Viele Teilnehmer kommen auch immer wieder, weil es so bunt zugeht. Wie die Evangelisten von „Ewig Jubelt Hägar“, die noch kein Mal aussetzen mussten und vor ihrer 20. Teilnahme stehen. Das ist Rekord.
Anekdoten mit Erinnerungswert
Beim Drachenboot-Cup tragen sich Geschichten zu, an die man sich noch lange erinnert. Wie der Wolkenbruch 2014. „Wir standen knietief im Matsch“, blickt Cornelia Witzmann zurück. Die Autos der Teilnehmer mussten teilweise mit Traktoren von der Park-Wiese gezogen werden. 2009 nahm ein Team aus China teil. „Die haben alle ein Jahr lang in derselben Firma gearbeitet und sich ‘Fließband’ als Teamnamen gegeben“, so die KCW-Pressewartin schmunzelnd.
Auch dieses Wochenende wird Teilnehmern wie Besuchern wohl mindestens ein Jahr lang im Gedächtnis bleiben, denn dann fliegen die „Drachen“ auch schon wieder über die Ruhr. Zum 21. Mal.