Witten. . Das Unternehmen ZF sucht neue Fachkräfte auf einem ungewöhnlichen Weg. Banner an der Pferdebach- und Ardeystraße weisen auf offene Stellen hin.

Wer im Bereich der Kreuzung Pferdebach-/Ardeystraße unterwegs ist, sieht zwei auffällig blaue Banner. Darauf ist zu lesen, dass die ZF-Industrieantriebe Witten GmbH für viele Arbeitsbereiche neue Fachkräfte sucht. „Im Ruhrgebiet gibt es viele Menschen, aber auch viel Wettbewerb um die besten Köpfe, den wir so an anderen Standorten nicht haben“, begründet Gernot Hein, als Sprecher zuständig für den Bereich Industrietechnik des weltweit agierenden Konzerns ZF, den ungewöhnlichen Weg der Mitarbeitersuche.

Elf offene Stellen möchte der Industrietechnologiekonzern aus Friedrichshafen am Bodensee in Witten möglichst zeitnah besetzen. Der Standort sei derzeit mit Aufträgen gut ausgelastet, betont Hein. Gesucht werden unter anderem Ingenieure, Werkstudenten, ein Instandhaltungselektriker. Der ZF-Sprecher, der sein Büro im fernen Passau hat, musste feststellen, dass es eine „Herausforderung“ ist, im Ruhrgebiet die richtigen Kräfte für vakante Stellen zu finden.

In der Vergangenheit gab es am Standort Kurzarbeit

In Witten werden Großgetriebe produziert, die zum Beispiel dafür sorgen, dass Ölplattformen und Seilbahnen bewegt werden können, auch Getriebe für Windkraftanlagen, die so groß sind wie ein kleiner Lkw. Dass es für ZF angesichts der guten wirtschaftlichen Lage in Witten rund läuft, ist erfreulich für den Arbeitgeber, aber auch die dortigen Arbeitnehmer.
880, darunter 80 Zeitarbeitnehmer, verdienen im Werk an der Mannesmannstraße derzeit ihr Geld.

Nachdem der Technologiekonzern im Dezember 2015 die Industrie- und Windgetriebesparte des Unternehmens Bosch Rexroth übernommen hatte, gab es im Januar 2016 am Wittener Standort schon Kurzarbeit. Grund sei „die Nachfrageschwäche bei den Großgetrieben, die in Witten gefertigt werden“, so damals ZF-Sprecher Andreas Veil. Die schwächelnde Absatzlage änderte sich lange nicht. Anfang 2017 sollten ZF-Beschäftigte deswegen Lohneinbußen zustimmen, hieß es vom Betriebsrat.

Werk Gelsenkirchen soll zum Jahresende schließen

Jetzt könnte Witten vielleicht zum neuen Arbeitsplatz von ZF-Mitarbeitern werden, die derzeit noch in Gelsenkirchen beschäftigt sind. Der dortige Automobilzulieferer ZF-TRW will seine Produktion am Standort Schalke Nord voraussichtlich zum Jahresende schließen.

Betroffen sind mindestens 350 Beschäftigte, heißt es. In Gelsenkirchen würden zu fast 100 Prozent Lenkungen für Autos gefertigt, erklärt Andreas Veil. Diese könnten Mitbewerber heute zu deutlich günstigeren Preisen herstellen. „In den vergangenen fünf Jahren hat das Werk keine großen Aufträge mehr bekommen.“ Man habe über andere Produkte für das Werk Gelsenkirchen nachgedacht, „aber keine Lösung gefunden“. Jeder betroffene Mitarbeiter bekomme jedoch ein Jobangebot für andere ZF-Standorte. Sprecher Veil: „Da ist auch Witten dabei, das ja nur rund 30 Kilometer entfernt liegt.“

Weltweit beschäftigt der Technologiekonzern derzeit 146 000 Mitarbeiter, davon rund 51 000 an seinen gut 30 Produktionsstandorten in Deutschland.

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Der Technologiekonzern ZF aus Friedrichshafen am Bodensee hatte 2015 die Industrie- und Windgetriebesparte des Unternehmens Bosch Rexroth übernommen. Ab dem 1. Dezember 2015 gehörten 1200 Mitarbeiter an den Standorten Witten, Peking und Lake Zurich (USA) zum ZF-Konzern.

Für ZF bedeute die Übernahme den Einstieg ins Geschäft mit großen Industriegetrieben, die etwa in Ölbohrplattformen, Tunnelbohrmaschinen oder Seilbahnen zum Einsatz kommen, hieß es damals in einer Pressemeldung des Konzerns.