Witten. . Damen der Ev. Frauenhilfe Schnee nähen winzige Strampler, häkeln Mützchen und stricken Söckchen – damit der Klinikalltag ein wenig Farbe bekommt.

In einer Ecke des Ev. Gemeindehauses Schnee steht ein Tisch mit Kleidung. Winzig kleine Strampler liegen darauf, Mützchen, Anzüge, Schmusetücher und Söckchen in Mini-Format. Mit Sternchen, Tupfen und Ringeln. Mit Schmetterlingen, Autos oder Mäusen. Die meisten hat Margitta Stehmeier, Leiterin der Frauenhilfe, genäht. Die Sachen werden kostenlos an Eltern verteilt, deren Kind als Frühchen zur Welt kommt. Sie sollen die schwere Zeit im Krankenhaus ein wenig bunter machen.

Es war im vergangenen Jahr, da sei die Freundin ihres Sohnes, die als Krankenschwester auf der Frühgeborenenstation des Marien-Hospitals arbeitet, auf Margitta Stehmeier zugekommen und habe gefragt: „Kannst du mir Nähen beibringen?“ Als die 59-Jährige den Grund erfuhr, zögerte sie nicht lange. Hatte sie zuletzt ein Sakko für ihren Mann genäht, dann widmete sie sich jetzt eben kleineren Formaten. Im Januar legte sie los – mit der Unterstützung von inzwischen drei Krankenschwestern. Im März hielten Eltern die ersten Outfits für ihre Winzlinge, die in Witten geboren wurden, in den Händen.

Mit viel Liebe zum Detail genäht: die Kleidung für Frühgeborene.
Mit viel Liebe zum Detail genäht: die Kleidung für Frühgeborene. © Foto: Zabka

Die Krankenschwestern, die sich in dieser Sache ehrenamtlich engagieren, wissen: Eltern von Frühchen sind auf diese Extremsituation meist nicht vorbereitet. Sie haben oft Berührungsängste, wenn sie das kleine Wesen anschauen, das da verkabelt in seinem Brutkasten liegt, haben Angst, etwas kaputt zu machen. „Wenn die Kinder ein Wollmützchen oder Söckchen anhaben, dann wirken sie größer.“ Viel wichtiger sei natürlich die medizinische Betreuung, „aber den Eltern bringt das ein Stück Normalität“.

Margitta Stehmeier hat sich inzwischen angesehen, wer ihre Sachen trägt. Es habe sie berührt, als sie ein Kind in einem bunten Hemdchen gesehen hat. „Da lief schon ein Tränchen.“ Briefe erreichen die Frauen vom Schnee, in denen Eltern ihre Dankbarkeit ausdrücken. „Das ist uns weiterer Ansporn.“

Zusätzlich zur Nährunde ist unlängst eine Häkel- und Strickrunde unter der Leitung von Annegret Rosenberg (72) entstanden. Und fürs Finanzamt dokumentiert Gisela Buschmann (67) die Aktivitäten. Denn es fließen natürlich Spenden für das Material. Die erste Finanzspritze kam von der Ev. Kirchengemeinde selbst.

Der Pfarrer unterstützt das Engagement der Frauen

Denn Pfarrer Carsten Griese begrüßt das Engagement der Frauen. „Sie aktivieren Menschen in der Gemeinde, für andere etwas zu tun.“ Auch für die betroffenen Eltern sei es schön, wenn sie merken, dass ihnen jemand in dieser schwierigen Situation helfen will. Wittener Geschäftsleute unterstützen das Frühchen-Projekt, und manches Gemeindemitglied gibt, weil es nicht nähen kann, mal einen Schein. „Viele Leute hängen sogar Tüten voller Wollreste an die Tür des Gemeindehauses“, sagt Margitta Stehmeier. Bei Handarbeitsgeschäften in der Stadt hat sie angefragt. Dort bringen Kundinnen vorbei, was sie nicht mehr brauchen.

Längst hat Stehmeier Routine beim Nähen der besonderen Sachen. Sie weiß: Druckknöpfe werden im Inkubator heiß. Und es braucht Schlitze für die Schläuche. Sie näht aber auch Einschlagtücher für jene „Sternenkinder“, die tot geboren werden oder kurz nach der Geburt sterben. Der Hit der Kollektion sind jedoch Schmusetücher mit dem Aufdruck „1000 Gramm“. Sie markieren einen Meilenstein in der Entwicklung des Kindes.

>> INFORMATION

  • Jede Klinik, die an der Kleidung für Frühgeborene interessiert ist oder Eltern darüber informieren möchte, kann sich bei der Ev. Frauenhilfe Schnee melden. Diese gibt die Sachen dann kostenlos weiter. Betroffene Eltern können sich auch direkt dorthin wenden.
  • Die Strick- und Häkelrunde für Frühgeborene trifft sich jeden zweiten und vierten Montag im Monat, die Nährunde jeden dritten Montag im Ev. Gemeindehaus am Hackertsbergweg 28a. Wer mitmachen will, ist willkommen. Info: 800189 (Stehmeier).