Witten. . Knebels Affentheater will Donnerstag (14.6.) im Saalbau mit viel Musik begeistern. Uwe Lyko über 30 Jahre auf der Bühne, Bluthochdruck, Fußball.
Lust auf einen fetzigen Abend? Am Donnerstag (14.6.) steht Knebels Affentheater ab 20 Uhr mit den Gastmusikern „Henjek und Stenjek Popolski“ auf der Saalbaubühne. Zuschauer können sich auf ein Programm der besonderen Art mit ganz viel Musik freuen. Motto: „Rocken bis qualmt.“ Ein Interview mit Uwe Lyko – alias Herbert Knebel – über 30 Jahre Affentheater, Bluthochdruck und Fußball.
Sie hatten ja schon einige Auftritte in Witten. Wie gefällt Ihnen die Stadt?
Uwe Lyko: Das Wittener Publikum ist toll. Zur Stadt selbst kann ich nichts sagen, weil ich mich da nie groß aufgehalten habe. Ich wohne in Essen-Werden, da fährt man abends wieder nach Hause.
Was wollen Sie Ihrem Publikum am Donnerstag bieten?
Unterschiedlichste Musik. Etwa von den Beatles, den Temptations, es gibt eine Jazz- und eine Swing-Nummer, Balladen und extrem rockige Stücke. Natürlich alles mit den knebelschen eingedeutschen Texten. Aber es ist kein reines Musikprogramm! Es gibt eine Menge witziger Anmoderationen und Geschichten zu den Songs. Ich finde es ist eine gute Mischung aus Kabarett, Comedy und Musik. Wir sind damit bundesweit unterwegs. Ab Herbst gibt’s wieder ein ganz normales Affentheater-Programm.
„Wir haben immer neues Publikum dazubekommen“
Am Donnerstag beginnt die Fußball-WM. Sie sind doch fußballbegeistert. Kein guter Tag für einen Auftritt?
Nee, nee. Donnerstag möchte ich nicht fernsehen. Wer spielt da? Ach ja – Russland gegen Saudi-Arabien. Wenn das ein Hinderungsgrund ist, unsere Veranstaltung zu besuchen, sollte ich in den vorzeitigen Ruhestand gehen.
In Aktion: Herbert Knebel mit Gitarrist Ozzy Ostermann. Foto: Heinrich Jung / FUNKE Foto Services
Sie sind 63 und feiern in diesem Jahr Ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum mit Herbert Knebels Affentheater. Hätten Sie das beim Start gedacht?
Dass wir über drei Jahrzehnte erfolgreich sein würden, das hätte ich damals nicht gedacht. Viele Leute sind mit uns älter geworden, aber wir haben auch immer wieder neues Publikum dazubekommen. Auch in Witten werden viele 60-Jährige sein, aber auch viele 40-Jährige.
Gibt es so Typen wie den Frührentner Herbert Knebel aus Essen-Altenessen heute eigentlich noch? Leute mit einer Schiebermütze, Hosenträgern und viel watt und datt?
Knebel ist eine Kunstfigur, eine Maskerade. Solange sich die Figur mit aktuellen Themen auseinandersetzt, überlebt sie sich nicht. Sie überlebt sich dann, wenn das Repertoire auf den Bergbau und Arbeitersiedlungs-Romantik beschränkt ist. Ich erzähle als Knebel Geschichten, beschäftige mich mit aktuellen Sachen und Trends. So einfach is datt. Aber so Geschichten wie Knebel an der Wursttheke, das kann man sich doch immer wieder anhören. Es gibt Leute, die lachen sich da immer noch kaputt drüber, obwohl das mindestens schon 20 Jahre alt ist.
Hand aufs Herz: Bringen Sie nur auf der Bühne oder auch privat Leute zum Lachen?
Ich glaube, dass ich auch privat sehr witzig sein kann. Dieses Ammenmärchen vom Clown in der Manege, der zuhause todtraurig ist, das halte ich für den größten Blödsinn aller Zeiten.
Herbert Knebel mit seinen Musikern bei einem Auftritt in Gelsenkirchen vor zwei Jahren. Da brauchte Ozzy Ostermann (Mi.) ein Schweißtuch.
Foto:
ujesko
Gibt es Dinge, über die Sie sich nie lustig machen würden?
Alles, was mit Rassismus und Sexismus zu tun hat und mit einem Vorführen von Leuten.
Wo haben Sie die besten Ideen für die Bühne?
Wenn ich mit meinen beiden Coautoren am Schreibtisch zusammensitze. Oft isset so, dass man sich die Ideen auch erarbeiten muss. Drauf zu warten, dass man eine gute Idee hat, da kann die Karriere ganz schnell zu Ende sein.
„Man wird ja zugeschissen mit Fußball“
Sie bezeichnen sich als eine Mischung aus Komiker und Kabarettist, nicht als Comedian. Da seien Ihnen viele Vertreter zu platt und zu laut, heißt es.
Es gibt Comedians, die ich wirklich sehr witzig finde. Aber ich habe so ein bisschen ein Problem mit der neuen Generation von Comedians, die mit so einem Rock ‘n’ Roll-Gehabe auftreten, die das Publikum mit dem Namen der Stadt begrüßen, in der sie auftreten. Also: Hey, hallo Witten, seid Ihr gut drauf? Die sind unheimlich laut, unheimlich schnell, rennen auf der Bühne ständig hin und her. Das geht mir manchmal auf den Zünder.
Herbert Knebel, der Geschichtenerzähler, in seiner „Arbeitskleidung“: Schiebermütze, braune Hose, Hosenträger, beige Jacke. Foto: Kerstin Bögeholz
Nochmal zurück zur Fußball-WM. Werden Sie sich viele Spiele ansehen?
Wenn wirklich interessante anstehen. Bei mir hat die Fußball-Euphorie ein bisschen nachgelassen. Man wird ja zugeschissen mit Fußball. Bei der WM halte ich zu Deutschland. Aber sie müssen auch guten Fußball spielen. Wenn die sich da sowas zusammengurken wie jetzt gegen Salzburg, dann sollen sie auch verlieren.
Sie sind bekennender BVB-Fan.
Ja, aber der hat mir in dieser Saison nicht viel Freude bereitet. Mich ärgert immer noch, dass die den Tuchel vom Hof gejagt haben. Ich glaube, das war ein ganz, ganz großer Fehler. Das hat man ja auch in der Saison gesehen. Tuchel mag schwierig sein. Aber hallo – alle Trainer sind ein bisschen schwierig. Ich weiß nicht, was da an männlichen Eitelkeiten zwischen Herrn Watzke (BVB-Boss), Herrn Zorc (BVB-Sportdirektor) und Herrn Tuchel abgelaufen ist.
„Sieben Kilo sind weg. Ich fühle mich sehr leichtfüßig“
Sie wohnen als gebürtiger Duisburger in Essen-Werden, haben auch einen Garten. Ist Ihnen privat Idylle wichtig?
Lyko: Ich fühle mich da einfach wohl, lebe nah am Rand der Natur und bin nicht weit weg vom Stadtleben, das ich auch schätze. Die Nähe zu Düsseldorf und Köln, die Ruhrgebietsstädte sind auch keine Dörfer, da wird einem kulturell viel geboten. Eigentlich kann man sich ja nur glücklich schätzen, in dieser Region zu leben. Man hat hier alles, auch wunderschöne Gegenden.
Joggen Sie eigentlich noch?
Ja wieder! Ich habe das lange Zeit nicht mehr gemacht, bin ein bisschen träge geworden, habe dann dadurch auch ordentlich zugenommen und sogar Bluthochdruck bekommen. Dann habe ich vor ein paar Monaten die Reißleine gezogen, eine Fastenkur gemacht und meine Ernährung umgestellt.
Wie haben Sie gefastet?
Ich habe Tee und Wasser getrunken, mittags Brühe. Ich habe während der Kur den Bluthochdruck verloren, brauche keine Medikamente mehr! Sieben Kilo sind weg. Ich fühle mich sehr leichtfüßig und habe auch wieder angefangen zu laufen.
Ich laufe immer 40 bis 45 Minuten. Früher bin ich mal 15 bis 20 Kilometer gelaufen, aber da macht man sich die Knochen mit kaputt.
Wie lange wollen Sie noch auf der Bühne stehen?
Solange
ich fit bin und Spaß habe. Ich kann Geschichten erzählen, singen, tanzen, Gitarre spielen. Ich habe so viele Möglichkeiten mit der Figur Herbert Knebel.
>>> EINTRITTSKARTEN ZU GEWINNEN
Das Wittener Kulturforum spendiert drei mal zwei Karten für „Herbert Knebels Affentheater – Rocken bis qualmt!“ am Donnerstag, 14.6., im Saalbau. Wer sie gewinnen möchte, sollte sich am Montag, 11. 6., ab 16 Uhr bei der Hotline Tel. 02302/581 2441 melden.
Ansonsten gibt’s Karten an der Saalbaukasse (Tel. 02302/581- 2441) und bei allen bekannten Vorverkaufsstellen. Preise: im Vorverkauf 32,40 Euro, an der Abendkasse 36,50 Euro.