Witten. . Auf dem Grundstück des früheren Adelssitzes Haus Herbede soll ein Gästehaus entstehen. Stadt prüft die „planungsrechtlichen Grundlagen“.
Auf dem Grundstück des früheren Adelssitzes Haus Herbede wird ein Gästehaus mit 30 bis 40 Doppelzimmern geplant. Der künftige Betreiber soll auch das Restaurant bewirtschaften, erfuhr unsere Zeitung von Wilfried Perner, Geschäftsführer der Haus Herbede Betriebs- GmbH.
Nachdem das Pächterehepaar Esther und Andreas Becker ihr Lokal im Oktober 2016 aus persönlichen Gründen, wie es hieß, Hals über Kopf aufgegeben hatte, übernahm der Wittener Michael Keuser die Veranstaltungsgastronomie vor Ort. Aufgetischt wird seither im Haus Herbede aber nur, wenn im historischen Gemäuer geheiratet wird, Geburtstags- oder Firmenfeiern stattfinden. Einen festen neuen Gastronomen habe man für das Haus nicht suchen wollen, erklärt Perner. Denn wenn auf dem Grundstück gebaut werden könne, solle der Betreiber des Gästehauses auch die Gastronomie übernehmen. „Sonst rechnet sich das nicht.“
Zwei interessierte Investoren gibt es schon
Es soll bereits zwei interessierte Investoren geben. Handelt es sich um Wittener? „Dazu sage ich nichts“, betont Volker Marquaß, ebenfalls Geschäftsführer der Haus Herbede Betriebs-GmbH. Gerade haben sich zwei Denkmalpflegerinnen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe mit Sitz in Münster die geschichtsträchtige Örtlichkeit angesehen. Marquaß: „Für den Bau eines Gästehauses bietet sich ein Standort auf dem Gelände an. Und zwar zwischen dem einstigen Biergarten-Pavillon links vom Haus Herbede und dem dahinter liegenden Straßendamm.“
Zuvor habe es Überlegungen zu drei möglichen Standorten auf dem Grundstück gegeben. „Eine ist als die verträglichste für das Haus Herbede übrig geblieben“, so Marquaß. Die Stadt prüfe derzeit die „planungsrechtlichen Grundlagen“ für das Projekt. „Für den zeitlichen Ablauf ist dann entscheidend, ob ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden muss oder ob dies nicht notwendig ist“, erklärt Volker Marquaß.
„Die Stadt steht dem Ganzen sehr positiv gegenüber“
Was auch Wilfried Perner freut: „Die Stadt steht dem Ganzen sehr positiv gegenüber.“ Ein Gästehaus mit 30 bis 40 Doppelzimmern könnte Tagungs- und Seminar-Teilnehmer nach Herbede bringen.
Auch die Künstler und Kunsthandwerker, die im Vorhof des einstigen Adelssitzes ihre Ateliers betreiben, werden sicherlich eine neue feste Gastronomie und ein Gästehaus begrüßen. Petra Stöcker, die als Schmuck-Designerin seit 22 Jahren vor Ort ist: „Seit das Restaurant geschlossen ist, kommen weniger Leute. Ich kann nicht für andere Ateliers sprechen, aber für mich wäre es schön, wenn das hier wieder belebter wäre.“
Sommerfest steigt Anfang August
Volker Marquaß ist wichtig zu betonen, dass es auch derzeit im und am Haus Herbede „keine Friedhofsruhe“ gibt. „Es gibt eine Galerie, es werden viele Trauungen und auch andere Feste gefeiert. Es gab hier im März den Frühlingsmarkt, am 4. und 5. August gibt’s das Sommerfest.“ Was Marquaß bedauert ist, dass der ehemalige Biergarten am Haus nicht bespielt wird. „Da sind wir im Gespräch. Dass das in diesem Jahr noch etwas wird, glaube ich aber nicht.“
>>> Einst Wohnsitz der Familie von Elverfeldt
Der Gerichtsherrensitz Haus Herbede wird ab 1200 urkundlich erwähnt. Von 1311 bis 1889 lebte die Familie von Elverfeldt auf Haus Herbede. Ein Adelsgeschlecht, dessen Wappen – fünf rote Balken auf goldenem Grund – noch dort zu sehen ist.
Der einstige Adelssitz, der mit zu den wichtigsten Herrenhäusern im westfälischen Teil des Ruhrgebietes zählt, wurde 1985 von der Freizeitzentrum Kemnade GmbH gekauft und saniert und dann als öffentliche Kultur- und Begegnungsstätte neu eröffnet.