Witten. . Dagmar Schmitz verzichtet für die drei Wochen des Stadtradelns Witten auf einen motorisierten Untersatz. Kein Problem: sie besitzt 15 Fahrräder.

„Ich hab’ schon immer einen Fahrrad-Knall gehabt“, sagt Dagmar Schmitz. Eine gute Voraussetzung, schließlich ist die 53-Jährige der diesjährige Stadtradelstar von Witten – also hier vor Ort so etwas wie die Botschafterin der bundesweit laufenden Aktion, die Menschen für das Umsteigen auf das Fahrrad im Alltag begeistern will.

Und als „Star“ geht Schmitz natürlich mit gutem Beispiel voran: Für die drei Wochen des Stadtradelns nutzt sie lediglich das Fahrrad als Fortbewegungsmittel, nicht einmal als Beifahrerin dürfte sie sich in ein Auto setzen. Das besitzt die quirlige Werkstoffprüferin aber ohnehin nicht.

Mit der Ape holt sie Futtersäcke

Ihr einziger motorisierter Untersatz im Alltag ist sonst ein dreirädriges Rollermobil mit etwa drei PS – eine Ape des italienischen Herstellers Piaggio. Die hat Schmitz für die Zeit des Stadtradelns nun stillgelegt – symbolisch mit einer Fahrradkette verschlossen.

Aber auch sonst benutzt die 53-Jährige die Ape nur selten. „Eigentlich nur um die Futtersäcke für meine Schafe ranzuschaffen. Das habe ich einmal mit dem Lastenfahrrad versucht, aber das ist wirklich kein Spaß“, erzählt Schmitz.

Von Kindesbeinen an dem Fahrrad treu

Eigentlich sei sie von Kindesbeinen an dem Fahrrad treu geblieben, sagt Schmitz. Zwischendurch habe das Zweirad aber pausiert. Vor drei Jahren dann stieg die 53-Jährige ganz bewusst wieder vermehrt aufs Rad. „ Ich hatte gesundheitliche Probleme und habe gemerkt, dass ich etwas tun muss“, erinnert sie sich.

Im Laufe der Zeit avancierte das Rad zu ihrem Hauptverkehrsmittel. Rückenprobleme, Kribbeln in den Fingern, zu viele Kilos auf den Rippen – heute kein Thema mehr.

Jeden Tag zehn Kilometer zur Arbeit - und zurück

Jeden Tag fährt die Werkstoffprüferin rund zehn Kilometer vom heimischen Bommern zu ihrem Arbeitsplatz in der Nähe der Ruhr-Universität und zurück – bei Wind und Wetter, ob Sommer oder Winter.

„Es macht einfach Spaß abseits der viel befahrenen Straßen unterwegs zu sein“, beschreibt der „Star“, was für sie den Reiz des Radelns ausmacht. „Wenn ich zur Arbeit fahre, höre ich Vogelgezwitscher, sehe ab und an eine Blindschleiche, es ist einfach idyllisch.“

Suche nach Stadtradelstar war schwierig

Dass Schmitz nun das Gesicht der Aktion ist, war eher Zufall. „Die Suche hat sich relativ schwierig gestaltet“, sagt Koordinatorin Sonja Eisenmann. Eigentlich war angedacht, dass ein Promi Aktionsbotschafter wird. Im letzten Jahr war es Stefan Borggraefe von der Wittener Piraten-Fraktion.

Mitmachen ist auch jetzt noch möglich

183 Teilnehmer in zwölf Teams haben sich bislang für das Stadtradeln in Witten registriert. Die Aktion läuft noch bis 22. Juni. Sie will für das Fahrrad als Verkehrsmittel für den Alltag werben.

In Witten wurden seit Beginn am 2. Juni rund 8 500 km geradelt.

Nachmeldungen sind noch möglich unter www.stadtradeln.de/witten.

Auf der Stadtradeln-Seite findet man unten auch einen Link zum Blog von Dagmar Schmitz. Dort berichtet der Stadtradelnstar fast täglich und lädt viele Fotos der Touren hoch.

„Doch dann hat sich Frau Schmitz gemeldet, und das hat einfach zu gut gepasst“, sagt Eisenmann. Die war über die Internetseite der Aktion auf die Suche aufmerksam geworden. „Dagmar Schmitz lebt das wirklich. Sie zeigt, dass es möglich ist das Fahrrad in den Alltag einzubauen und auch, was für positive Auswirkungen das haben kann“, freut sich Eisenmann.

Und wer könnte besser für das Rad werben als eine Frau, die 15 Fahrräder besitzt – vom Lastenrad bis hin zum BMX-Rad?! Das ehemalige Kinderzimmer des erwachsenen Sohnes hat Schmitz dafür zur „Schrauberbude“ gemacht.