Witten. . Das zehnjährige Bestehen feiern die Ruhrtal-Engel nicht nur mit einem Fest. Der Verein startet auch ein neues Projekt mit Sammelcontainern.

Wenn Hans-Peter Skotarzik durch die Vereinsräume geht, dann hat er für jeden ein freundliches Wort. Gerade steht er aber vor der Tür an der Annenstraße und grüßt fast jeden, der vorbeikommt. Zum Beispiel die Kinder der benachbarten Kita. „Seid ihr mal so brav wie ich früher“, scherzt er. Der Vorsitzende der Ruhrtal-Engel freut sich gerade über den Container, der seit zehn Minuten neben dem Eingang steht: Er ist Teil eines neuen Projekts und quasi ein Geschenk, das der Verein sich selbst zum zehnjährigen Bestehen gemacht hat.

Der Container leuchtet in den Farben des Vereins: Blau und Gelb. Kleider- und Schuhspenden sollen hinein. Wer eine Tüte einwirft, der tut gleichzeitig Gutes. Denn: eine Spende gleich ein Mittagessen. Das steht auch an der Seitenwand und ist Hans-Peter Skotarzik ganz wichtig. „Nicht der Container an sich soll den Menschen im Bewusstsein bleiben, sondern dass damit etwas Positives verbunden ist“, sagt der 58-Jährige.

Regelmäßig kommen Grundschulkinder zum Mittagessen in die Räume der Ruhrtal-Engel. Auch Rafia und Lea hat’s dort schon mal geschmeckt.
Regelmäßig kommen Grundschulkinder zum Mittagessen in die Räume der Ruhrtal-Engel. Auch Rafia und Lea hat’s dort schon mal geschmeckt. © Ralf Rottmann

Ein regelmäßiges Mittagessen bieten die Ruhrtal-Engel immer montags bis freitags für bedürftige Grundschulkinder an. Eine Tonne Altkleider würde etwa 300 Euro bringen. Damit können die ehrenamtlichen Köche schon was Leckeres zaubern. Um ordentlich was zusammenzukriegen, reicht natürlich ein Container alleine nicht aus. Insgesamt 24 hat der Verein bestellt und schon 15 Plätze bei der Stadt angemeldet. Auch Firmen bieten ihr Gelände als Stellfläche an: Ostermann, Dr. Ausbüttel, Günzel. Weitere sind willkommen. Gerade kommt eine Frau am Container vorbei: „Eine tolle Aktion“, sagt sie.

Eine von vielen, die die Ruhrtal-Engel in zehn Jahren auf die Beine gestellt haben. „Ob etwas funktioniert, weiß man ja vorher nicht“, sagt Skotarzik rückblickend. „Aber es muss eine Weiterentwicklung geben.“ Kinderbetreuung und Mittagessen waren von Anfang an die Grundpfeiler des Angebots, das der Wittener gründete, um der zunehmenden Verarmung von Kindern in der Stadt entgegenzuwirken. Längst gibt es auch eine Hausaufgabenbetreuung, ein Weihnachtsessen für jedermann und eine Weihnachtswunschaktion.

© Fischer

Als der Verein vor fünf Jahren von einem Hinterhof an der Annenstraße in die heutigen Räume wechselte, kam noch eine riesige Halle dazu. Die dient den Kindern als Indoorspielplatz, hier finden Trödelmärkte statt. Hinten raus hat sich eine Fläche, von der aus man die Werkskulisse von Böhmer sieht, zum Gartenparadies gemausert. Eine Outdoor-Küche ist gerade in Arbeit. Einzig die Kleiderkammer, die die Engel in der Beethovenstraße einrichteten, mussten sie wieder aufgeben, weil sich zu wenig Ehrenamtliche fanden.

Fexhrije Rama (38), Fe genannt, engagiert sich seit fünf Jahren im Verein. Sie macht nicht nur den besten Kartoffelsalat, sondern ist zweite Vorsitzende. „Als ich 2002 aus dem Kosovo nach Deutschland geflüchtet bin, haben wir so viel Hilfe bekommen.“ Für sie sei es selbstverständlich, jetzt etwas an andere Menschen zurückzugeben. „Das ist hier“, sagt sie über die Arbeit bei den Ruhrtal-Engeln, „als ob ich zu Hause bin“.

>> INFORMATION

  • Die Ruhrtal-Engel feiern ihr zehnjähriges Jubiläum am Sonntag, 10. Juni, von 11 bis 18 Uhr mit einem großen Fest und vielen Kinder-Aktionen in den Räumen an der Annenstraße 83.
  • Der Verein freut sich über Unterstützung. Gesucht werden Spenden und ehrenamtliche Helfer. Wer Interesse hat, kann sich melden unter 203 96 72 oder info@ruhrtalengel.de