Witten. . Die Stadt veröffentlicht die Unterstützer. Die Transparenz soll auch Korruption vorbeugen. Mitarbeiter dürfen höchstens billigen Kuli annehmen.
Die Stadt Witten lässt die Hose runter: Mit der Veröffentlichung der Sponsoring-Leistungen 2017 gibt sie Rechenschaft, wer der Gemeinde Geld oder Sachleistungen zur Verfügung gestellt hat und was er dafür bekommen hat. Getreu der Devise „Ross und Reiter nennen“ geschieht das offiziell auch zur Korruptionsvorbeugung.
Für die Ferienspiele haben die Stadtwerke wieder 10 000 Euro hingeblättert, Sparkasse und Siedlungsgesellschaft je 1000 Euro. Anders als Spender haben Sponsoren Anspruch auf eine vereinbarte Gegenleistung. Bei den Ferienspielen ist das die Namensnennung in Schwimm- und Ferienpässen – sowie gegenüber der Presse. Anderes Beispiel: Eine Werbeagentur stellt dem Betriebsamt für fünf Jahre ein Erdgasauto zur Verfügung – und nutzt den Fiat Punto im Gegenzug als rollende Werbefläche.
Dienstanweisung zur Korruptionsvorbeugung
Mit der Veröffentlichung des erlaubten Sponsorings folgt die Stadt ihrer eigenen „Dienstanweisung zur Vorbeugung von Korruption und zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“. Die Stadt setze auf volle Transparenz, um eine Vorteilsnahme schon im Vorfeld zu verhindern, erläutert die städtische Antikorruptionsbeauftragte Kornelia Gehrts. Das Strafgesetzbuch setze für den öffentlichen Dienst schärfere Regeln als in der Privatwirtschaft – „und bei einer Verurteilung ist das genauso strafbewehrt wie Landesverrat“.
Die Stadt habe die umfangreiche Dienstanweisung deshalb auch aus Fürsorge für die Mitarbeiter besonders streng gefasst und biete dazu regelmäßig interne Schulungen an. Bargeld dürften diese überhaupt nicht annehmen – „das fängt schon bei einem Cent an“. Das wundere Bürger bisweilen. „Da hat sich mal jemand gefreut, dass er seinen Reisepass noch rechtzeitig bekommen hat. Er lässt das Wechselgeld auf dem Tresen der Bürgerberatung liegen – „und wir mussten es ihm zurückschicken“.
Lebensretter dürfen Kuchen annehmen
Kleinstartikel wie Kugelschreiber dürfen Bedienstete theoretisch annehmen, aber nur bis zu einem Wert von fünf Euro. „Aber auch hier geben wir die Empfehlung, gar nichts anzunehmen, um sich nicht angreifbar zu machen“, so Gehrts. Auf ganzer Linie könne man dieses Prinzip aber nicht einhalten. „Wenn die Feuerwehr jemanden gerettet hat und der sich mit einem selbst gebackenen Kuchen bedanken will, dann ist das natürlich sozial angemessen.“
Sponsoring und Spenden
Weiteres Stadt-Sponsoring: je 500 Euro Stadtwerke, Ostermann, Sparkasse für Geburtsvorbereitungsbroschüre. Je 800 Babyhandtücher (Ostermann) und Fläschchen (Stadtw.) zur Geburt. Schulübergang-Schatzkisten und Kind-in-Witten-Ordner: zusammen ca. 3300 Euro (Sparkasse).
Den Wittener Ausbildungsmarkt (Empfänger: Stadt) unterstützten die Stadtwerke mit 5000 Euro, die Sparkasse mit 2500 Euro. Insgesamt (alle Empfänger) gaben die Stadtwerke 2017 für Sponsoring und Spenden rund 300 000 Euro aus, die Sparkasse rund 400 000 Euro.