Witten. . Eisenbahnfreunde Witten leben ihr Hobby mit Leidenschaft. Sie tüfteln Strecken aus, bauen Landschaften nach und lauschen dem Surren der Züge.
Wenn Sören Grünebaum und Michael Städing am Schaltpult vor den Modelleisenbahnen stehen, leuchten ihre Augen. Langsam lassen sie die kleine Lok mit mehreren Waggons leise surrend über die Schienen fahren. Sören ist 13 Jahre alt, Städing seit 15 Jahren im Ruhestand. Doch beide sind Mitglieder der Eisenbahnfreunde Witten, die mal wieder zu einem Tag der offenen Tür eingeladen haben.
Wer hier mitmacht, sollte nicht nur geschickt sein, sondern auch etwas von der Elektronik verstehen, mit der die Bahnen betrieben werden. Michael Städing und Sören Grünebaum stehen oft im Dachgeschoss des Vereinsheims im Hauptbahnhof vor den Modellen. Oder im Keller vor ganz eigenen Kreationen. „Ich bin hier groß geworden, kenne jeden Winkel im Gebäude“ erzählt Sören. Sein Vater hat ihm die Leidenschaft in die Wiege gelegt. Denn Jens Grünebaum ist Mitglied im Verein und seit 30 Jahren Lokführer. Als sein Sohn drei Monate alt war, hat er ihn schon mit auf den Führerstand genommen. „Andere sitzen den ganzen Tag vor dem Computer, das könnte ich nicht“, sagt Sören. Er sei glücklich, wenn er sich mit seinen Bahnen beschäftigen könne.
Wie der Vater so der Sohn
Wie Jens Grünebaum hat auch Kevin Ullrich den Beruf mit seinem Hobby verknüpft. Anfang des Jahres hat er seine Ausbildung als Lokführer beendet. Gerade blättert er durch einen Katalog. Auf einem kleinen Zettel hat er bereits notiert, welche Stücke er sich anschaffen will. Dabei geht’s durchaus um größere Summen. Eine Lok, die gerade mal knapp zehn Zentimeter groß ist, könne schon mal mit 270 Euro zu Buche schlagen. „Und das nur, wenn sie neu ist. Für ein altes Modell kann man bis zu 400 Euro ausgeben“, sagt Kevin. Es wird aber nicht immer alles neu gekauft, viele Modellbahnen entstehen auch durch Resteverwertung.
Eines der Ausstellungsstücke im Vereinsheim ist die „Wittruper Kreisbahn“. Zu sehen sind das Ruhrgebiet und das Münsterland der 60er und 70er Jahre. Häuser und kleine Gärten säumen die Strecke. Auf etwa 3000 Einzelteile schätzt Sören das Modell. Sogar die Koteletts und Würstchen auf der Theke einer Metzgerei sind zu erkennen. Ein Häuschen weiter stehen winzige Schaufensterpuppen in einem Modegeschäft. Der Mann hinter diesen kleinteiligen Arbeiten heißt Egon Hübl, „der Optiker“, wie er sich selbst nennt. „Ich bin hier fürs Auge zuständig.“
Die „Mariazellerbahn“, die in einer Ecke des Dachgeschosses steht, ist von Bergen und vielen Bäumen umgeben. „Zwei Wochen habe ich alleine für einen kleinen Berg und ein Häuschen gebraucht“, so Hübl. Warum, das erkennt, wer ganz genau hinsieht. Winzig kleine Stöckchen hat er aufgeschichtet, sie sollen Holzscheite darstellen.
An der Bahn, die auf der Modellplatte steht, bauen die Mitglieder der Eisenbahnfreunde seit September vergangenen Jahres. Sören erklärt, dass zunächst der Grundriss entsteht. „Dann erst kommt die ganze Anlage drauf und am Ende müssen wir uns natürlich noch um die Elektrik kümmern.“ Klappt alles, leuchten wieder viele Augenpaare vor Begeisterung.