Witten. . In den nächsten zwölf Jahren werden in Witten rund 1600 neue Wohnungen und Eigenheime benötigt. So sieht es das „Handlungskonzept Wohnen“ vor.
Witten wird bis zum Jahr 2030 915 neue Wohnungen und 670 weitere Eigenheime benötigen, um den voraussichtlichen Bedarf am örtlichen Wohnungsmarkt zu decken. Dies geht aus einem Entwurf zum städtischen „Handlungskonzept Wohnen Witten 2030“ hervor, der am Mittwoch (9.5.) im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umweltschutz vorgestellt wird.
Präsentiert wird das 134 Seiten starke Konzept von dem Institut InWIS. Die Bochumer waren im Auftrag der Stadt bereits für die Erstellung des neuen Mietspiegels verantwortlich, der im März in Kraft getreten ist. Dieser fußt auf Daten von Wittener Haus- und Wohnungseigentümern, die auch in die Erstellung des neuen Handlungskonzeptes Wohnen eingeflossen sind.
In 45 Prozent der Haushalte lebt nur eine Person
Stadtbaurat Stefan Rommelfanger betont, dass man bei den Berechnungen davon ausgehe, dass man Wittens Einwohnerzahl bis 2030 stabil bei 98 000 halten könne. Von den 915 bis dahin benötigten Wohnungen sollten 130 frei finanziert, weitere 585 öffentlich gefördert sein. Außerdem würden noch 200 Eigentumswohnungen benötigt. Laut Handlungskonzept gibt es in den nächsten zwölf Jahren auch einen Bedarf an 670 weiteren Eigenheimen im Stadtgebiet.
Rommelfanger weist darauf hin, dass es in einem Zehnjahresvergleich zu einem Anstieg der Haushalte gekommen sei – von 49 000 im Jahr 2006 auf über 50 500 im Jahr 2016. Der Grund für den Zuwachs sei, dass viele Haushalte kleiner geworden seien. 2017 lebte in 45 Prozent der Wittener Haushalte nur noch eine Person. Und: Schon heute ist jeder zweite Wittener über 50 Jahre alt. Tendenz steigend.
Am 14. Mai wird das Konzept dem Rat vorgelegt
Auch dies werde Folgen für den Wohnungsmarkt haben, sagt Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Die mit Blick auf die geplante Bebauung des Kornmarktes hinzufügt, dass es ältere Menschen zum Wohnen oft wieder in die City ziehe. Am 14. Mai soll das Handlungskonzept als städtebauliches Entwicklungskonzept durch den Rat beschlossen werden. Leidemann: „Ein aktuelles Handlungskonzept ist auch notwendig, um Städtebaufördermittel beantragen zu können.“
Auch heutige Hausbesitzer in der Stadt sollen für Sanierungen und Modernisierungen gewonnen werden. Denn: 40 Prozent der Wittener Wohnungen wurden in den 50er und 60er Jahren gebaut, weiß der Leiter des Planungsamtes, Sebastian Paulsberg.
Über die Hälfte der Mietwohnungen in privater Hand
Was das neue Handlungskonzept auch zeigt: Fast 54 Prozent des Mietwohnungsbestandes ist in privater Hand. Wer Wohnungen älteren Datums auch künftig vermieten will, müsse in den Bestand investieren, wie dies auch Wohnungsgesellschaften in der Stadt gemacht haben und weiterhin machen, betont auch Stadtbaurat Stefan Rommelfanger. Der in diesem Zusammenhang auf gelungene Projekte wie etwa die „Soziale Stadt Annen“ verweist und auf das laufende Stadterneuerungsprogramm Heven-Ost/Crengeldanz.
Stichwort: bezahlbarer Wohnraum. Die Zahl der in der Stadt angebotenen Sozialwohnungen ist seit Jahren rückläufig, da Häuser mit einstigen Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung herausgefallen sind. Laut Rommelfanger gab es 2006 noch 4270 Sozialwohnungen in Witten, 2015 waren es 2520, 2030 würden es noch 980 sein – „wenn nicht neue entstehen“. Das Bochumer InWIS-Institut hatte während der Erstellung des neuen Mietspiegels dennoch festgestellt, dass die Mietpreise in Witten generell „moderat“ seien.
Mögliches Bauland genau anschauen
Zum Thema Neubauten weist Anja Reinken, Leiterin des Amtes für Bodenmanagement und Wirtschaftsförderung, auf ein derzeit „potenzielles Flächenangebot von 55,7 Hektar“ hin. Dies würde für den ermittelten Flächenbedarf bis 2030 mehr als ausreichen. Ein Problem sei jedoch, dass mögliches Bauland oft mit Restriktionen, also Einschränkungen, belegt sei.
„Das heißt, dass ein Eigentümer eine Fläche zum Beispiel gar nicht verkaufen möchte, dass eine Fläche schwierig zu entwickeln ist oder sich eine Entwicklung nicht rechnet. Es gibt natürlich auch Flächen, die Altlasten aufweisen“, so Reinken. Daher müsse man sich die zur Verfügung stehenden Flächen in der Stadt jetzt genau anschauen.
„Initiativkreis Wohnen“ wird sich dreimal jährlich treffen
Am neuen Handlungskonzept Wohnen hat ein Arbeitskreis mitgewirkt, in dem nicht nur die Stadt vertreten ist, sondern auch Wohnungsgesellschaften sowie weitere „Akteure des Wohnungsmarktes“ wie etwa der Mieterverein und der Eigentümerverband Haus & Grund.
Der Arbeitskreis wird als „Initiativkreis Wohnen“ fortgeführt. Er wird sich dreimal jährlich treffen und auch mit dem Thema Leerstand beschäftigen. Für die Stadt sei das Handlungskonzept Wohnen „ein zentrales Steuerinstrument“, betont Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Zielsetzungen der Wohnungspolitik würden so in einer Gesamtstrategie gebündelt.