Witten. . Sie kommen aus Italien, Oberhausen und einer rheinischen Kleinstadt. Was drei junge Leute verbindet: Sie studieren in Witten. Ihre Geschichten.

Sie sind für ihr Studium nach Witten gezogen, neu in der Stadt. Rund 130 Studenten mehr hat die Uni Witten/Herdecke seit dem Sommersemester, das gerade begonnen hat. Drei junge Leute erzählen, für welche berufliche Laufbahn sie sich entschieden haben, wie ihnen Witten gefällt und wie sie sich ihre Zukunft vorstellen.

Micol Livraghi stammt aus der Nähe von Mailand. Aus einer kleinen Stadt namens Casalpusterlengo. Die 21-Jährige ist im sechsten Semester. „Ich studiere in Südtirol an der Uni Bozen. Meine Fakultät ,Tourismus, Sport und Eventmanagment’ hat ihren Standort aber im Ort Bruneck“, erzählt die Italienerin. Was hat sie aus dem Südtiroler Pustertal nach Witten verschlagen? „Ich habe mich für ein Erasmus-Stipendium beworben und es bekommen.“

„Ich habe in einer Halle in Mailand trainiert“

Micol Livraghi (21) ist als Erasmus-Studentin an der Uni Witten/Herdecke. Das Foto zeigt sie im Foyer der Hochschule. Foto: Bastian Haumann / Funke Foto Services
Micol Livraghi (21) ist als Erasmus-Studentin an der Uni Witten/Herdecke. Das Foto zeigt sie im Foyer der Hochschule. Foto: Bastian Haumann / Funke Foto Services

Das Erasmus-Programm ist ein Förderprogramm der Europäischen Union, das vor allem allgemeine sowie berufliche Bildung, Sport und Jugend unterstützt. Besonders beliebt ist das Austauschprogramm von Erasmus, das Studenten ermöglicht, durch einen Auslandsaufenthalt an einer Uni innerhalb der EU zu studieren oder ein Praktikum zu absolvieren. „Ich bin für vier Monate an der Uni Witten/Herdecke – bis Juli“, freut sich Micol Livraghi. Das Sommersemester absolviert sie im Studiengang Management. „Das ist eine tolle Möglichkeit für mich.“

Deutsch hat sie als Schülerin auf dem Gymnasium gelernt. Was kennt sie schon vom Land? „Einiges. Wir waren früher mit der Schule am Bodensee, auch in Berlin und München.“ An der Wittener Uni fühlt sich die 21-Jährige sehr wohl, wie sie betont. „Es ist alles überschaubar, das finde ich gut.“ Sie wohnt in einer WG im Wittener Zentrum, „zusammen mit einer Frau und einem Mann, die beide Zahnmedizin studieren“. Hat sie schon ihre nähere Umgebung erkundet? „Ja, ich war schon mit meinen Rollschuhen am Kemnader See.“ In Italien gebe es die Disziplin Rollkunstlauf. „Ich habe in einer Halle in Mailand trainiert, auch an Wettkämpfen teilgenommen.“

„Italiener kochen nach dem Herzen“

Was mag Nicole Livraghi nicht in Deutschland? Lachen: „Ich mag das deutsche Essen, aber nicht, wenn Deutsche italienisches Essen kochen.“ Ihre Erklärung: „Deutsche kochen nach Plan. Steht auf dem Paket, dass die Pasta zwölf Minuten braucht, machen sie das, auch wenn alles schon nach zehn Minuten fertig ist.“ So etwas könnte Italienern nicht passieren. „Die kochen nach dem Herzen!“

Johannes Harmes  hat sein Abi mit 17 gemacht. Danach absolvierte er eine Ausbildung als Rettungssanitäter. Jetzt studiert er im ersten Semester Humanmedizin an der Uni Witten/Herdecke. Foto: Bastian Haumann/Funke Foto Services
Johannes Harmes hat sein Abi mit 17 gemacht. Danach absolvierte er eine Ausbildung als Rettungssanitäter. Jetzt studiert er im ersten Semester Humanmedizin an der Uni Witten/Herdecke. Foto: Bastian Haumann/Funke Foto Services

Johannes Harmes kommt aus Oberhausen, hat mit 17 sein Abi gemacht, danach eine Ausbildung zum Rettungssanitäter. Denn sein Ziel war klar: Ich möchte Medizin studieren. Das liegt in der Familie. Seine Mutter ist auch Ärztin. Der jetzt 18-Jährige hatte sich auch an staatlichen Universitäten beworben – in Köln, an der Uni Duisburg-Essen, auch in München. „Ich habe dort Absagen bekommen, weil ich einen Abischnitt von 1,5 habe, der Numerus clausus aber bei 1,0 lag.“

„Man hat hier als Student viele Freiheiten“

Die Studiengänge der Uni Witten/Herdecke sind NC-frei. Wer zum Studium zugelassen wird und wer nicht, wird in persönlichen Auswahlgesprächen entschieden. Johannes Harmes bekam seinen heiß ersehnten Platz. Der 18-Jährige suchte sich seine erste eigene Wohnung in der Wittener Innenstadt. Da habe er sich zunächst ein wenig alleine gefühlt, gibt er zu. „Ich habe drei Geschwister, komme aus einer Familie, wo immer jemand zuhause war.“ Wie gefällt ihm die Uni? „Sehr gut. Alle sind hilfsbereit und offen. Man hat hier als Student viele Freiheiten.“ Was wünscht sich Johannes Harmes für seine Zukunft? „Ich hätte später gerne eine eigene Praxis.“

Die Rheinländerin Mara Krohn studiert seit dem Wintersemester 2017/18 Zahnmedizin in Witten. Ihr Abitur machte die 26-Jährige auf dem zweiten Bildungsweg. Foto: Bastian Haumann / Funke Foto Services
Die Rheinländerin Mara Krohn studiert seit dem Wintersemester 2017/18 Zahnmedizin in Witten. Ihr Abitur machte die 26-Jährige auf dem zweiten Bildungsweg. Foto: Bastian Haumann / Funke Foto Services

Mara Krohn ist „schon 26“. Nach dem Fachabi machte sie zunächst eine Ausbildung zur zahnmedizinischen Fachangestellten, „die frühere Zahnarzthelferin“. Danach hat sie ein knappes Jahr bei einem Zahnarzt gearbeitet. „Mein Abitur habe ich 2017 auf dem zweiten Bildungsweg gemacht.“ Die 26-Jährige kommt aus einer Kleinstadt, Übach-Palenberg, im Kreis Heinsberg. Den Tag, als sie erfuhr, dass sie Zahnmedizin in Witten/Herdecke studieren kann, wird sie nie vergessen. „Es war der 12. Juli 2017! Ich war bei einer Freundin zum Babysitten und begann morgens die Mail von der Uni. Ich habe sie mehrere Male gelesen und dann so laut vor Freude geschrien, dass meine Freundin aus ihrer Kanzlei darunter hochkam, weil sie dachte, es sei etwas passiert.“

„Die Leute sind hier sehr ehrlich und geradeaus“

Ihr Studium hat die Rheinländerin mit 44 Kommilitonen im vergangenen Wintersemester begonnen. „Die Uni ist supertoll. Wir sind alle stolz, hier studieren zu können. Denn das ist nicht selbstverständlich.“ Mara Krohn wohnt im Wiesenviertel. „Das ist schön, da ist man mittendrin.“ Witten mag sie gerne, sagt sie. „Die Leute sind hier sehr ehrlich und geradeaus. Ich komme aus einer Kleinstadt und finde: In Witten hat man alles, was man braucht.“ Ihr beruflicher Wunsch für die Zukunft: „Eine eigene Zahnarztpraxis!“

>>> UNI WITTEN/HERDECKE HAT RUND 2500 STUDENTEN

Rund 130 neue Studentinnen und Studenten haben jetzt zum Sommersemester ihr Studium an der Universität Witen/Herdecke aufgenommen, heißt es von der Uni-Pressestelle.

Derzeit studieren rund 2500 Frauen und Männer an der privaten Hochschule. Davon sind allein rund 1700 in der Fakultät für Gesundheit eingeschrieben, zu der auch die Psychologie gehört.