Witten. . Die Große Koalition hatte einen Plan B für eine abgespeckte Sanierung gefordert. Den legt die Stadt nun vor. Alternativen zeigt sie nicht auf.

Für den Fall, dass bei der Rathaussanierung alle Stricke reißen – also die Kosten aus dem Ruder laufen oder Fördermittel nicht fließen –, hatte das bürgerliche Rathausbündnis (SPD/CDU) von der Stadtverwaltung einen Plan B verlangt. Diesen Notfallplan hat die Stadt jetzt vorgelegt. Nur: Tatsächliche Alternativen zu der vor Jahren beschlossenen Rathauserneuerung zeigt das neue Verwaltungspapier nicht auf.

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Von JohannesKopps

Die Gesamtkosten für das Mammutprojekt (2015-2022) sind bereits von 25,85 Millionen Euro, die zum Baubeginn angesetzt wurden, auf jetzt geschätzte 29,63 Millionen geklettert. Diese Lücke, maßgeblich gerissen durch einen steigenden Baukostenindex (plus 11,2 Prozent), hofft die Stadt aber noch durch niedrigere Investitionszinsen auszugleichen. Da auch weniger Kassenkredite anfallen sollen, sieht sie sogar noch einen finanziellen „Puffer“ von 7,3 Millionen für weitere Verschlechterungen.

Noch kein Bescheid für Innenausbau

Davon bereits eingetreten: Der Südflügel ist freigezogen, doch dessen Außensanierung (Dach, Fassade, Fenster) konnte nicht planmäßig im Frühjahr beginnen, weil kein Dachdecker ein Angebot auf die EU-weite Ausschreibung eingereicht hat. Noch folgenschwerer: Die Förderzusage für die Innensanierung des Südflügels (5,7 Mio) fehlt immer noch. Hier hängt alles an ergänzenden Bundesmitteln – es gibt aber immer noch keinen beschlossenen Bundeshaushalt.

Der Innenhof des Südflügels heute: Er ist zugebaut und ein Standort für Container. Vor die Fenster sind Netze gespannt, um Tauben abzuhalten.
Der Innenhof des Südflügels heute: Er ist zugebaut und ein Standort für Container. Vor die Fenster sind Netze gespannt, um Tauben abzuhalten. © Thomas Nitsche

„Sofern eine Förderzusage im September 2018 erfolgt“, werde mit dem Innenausbau Anfang 2019 begonnen, äußert sich die Stadt dazu jetzt vorsichtig. Das Problem: Der Innenausbau des Südflügels ist viel aufwendiger als die Sanierung der Hülle. Beim Umbau des Innenhofs zur glasüberdachten Bürgerhalle wird im Erdgeschoss kaum eine Wand stehen bleiben. Diese Teilmaßnahme, für die anderthalb bis zwei Jahre eingeplant sind, lässt sich auch nicht weiter hinausschieben, ohne den Gesamtzeitplan zu sprengen.

Baurat: Alle Maßnahmen folgen Gesamtkonzept

Auf die Frage der GroKo, auf welche Ausbaustufe man gegebenenfalls verzichten könnte, schließt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger eine Teilsanierung des Süd- oder Nordflügels jetzt klar aus. Dasselbe gelte für eine Beschränkung auf einzelne Gewerke oder Geschosse. Der Sanierung und Neustrukturierung des Rathauses liege ein Gesamtkonzept zugrunde, dessen Ziele sich nur im Zusammenhang verwirklichen ließen. Das gelte auch für Maßnahmen, die Voraussetzungen für eine Förderung sind, wie Barrierefreiheit zu schaffen, die Erhöhung der Zahl an Arbeitsplätzen oder die geplanten energetische Verbesserungen.

Selbst wenn man sich jetzt noch auf reine Sanierungsmaßnahmen beschränken wollte, so Rommelfanger, „wäre dafür eine komplette Neuplanung erforderlich“.

>> Standards für Decken, Türen und Innenwände

Die Stadt sollte auch die Ausbaustandards überprüfen. Grundsätzlich lägen einfache Standards für öffentliche Gebäude zugrunde. Die Anforderungen an Denkmal- und Brandschutz seien speziell. Wo ein Baukostenindex einen Vergleich zulässt, liege man beim einfachen und teilweise mittleren Standard.

Ein Senken der Standards bei Schallschutz oder Lüftung widerspräche Zielen der Rathaussanierung, so die Stadt. Der weitgehende Verzicht auf Einzelbüros erfordere besseren Schallschutz. Bei Trennwänden könne man durch geringere Glasanteile sparen. Das dürfe aber nicht auf Kosten des Schallschutzes gehen.