Witten. . Prof. Heinz-Josef Bontrup spricht auf der DGB-Kundgebung am 1. Mai. Er kritisiert die Vermögensverteilung, spricht von 6 Millionen Arbeitslosen.

Am Dienstag (1.5.) lädt der DGB Witten zur Mai-Kundgebung mit anschließendem Familienfest auf den Rathausplatz ein. Als diesjähriger Redner konnte der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Heinz-Josef Bontrup gewonnen werden. Der Wahl-Wittener mit Lehrstuhl an der Westfälischen Hochschule in Recklinghausen ist bekannt für seine scharfe Kritik an der Wirtschafts- und Finanzpolitik in Deutschland.

So betont Bontrup, dass es zwischen 1991 und 2017 eine „gigantische Umverteilung“ von Einkommen zugunsten von Unternehmen und Kapitaleigentümern auf der einen Seite und zu entsprechenden Einbußen bei Löhnen und Gehältern auf der anderen Seite gekommen sei. „Zehn Prozent der Deutschen gehören 67 Prozent des gesamten Vermögens im Land.“ Jeder zweite Deutsche habe überhaupt kein Vermögen. „Das sind Leute ohne jegliche Rücklagen.“

„In Wirklichkeit haben wir sechs Millionen Arbeitslose“

Der Wirtschaftsprofessor, der auch für Wittener Betriebsräte als Gutachter tätig wird, betont, dass die offizielle Arbeitslosenzahl von derzeit rund 2,5 Millionen Menschen eine schöngerechnete sei. „In Wirklichkeit haben wir sechs Millionen arbeitslose Menschen“, so der Experte für Arbeitsökonomie.

So würden aus den offiziellen Statistiken unter anderem Menschen herausgerechnet, die etwa aufgrund ihres Alters als nicht mehr vermittelbar gelten würden. Auch Ein-Euro-Jobber und Menschen, die an einer Weiterbildung teilnehmen, würden nicht mehr offiziell als arbeitslos gelten.

Die Teilzeit und der Fachkräftemangel

Nicht zuletzt macht sich Bontrup in der Finanzpolitik für ein Abrücken von der „schwarzen Null“ stark, die auch der neue Bundesfinanzminister Olaf Scholz von der SPD vor sich hertrage „wie eine Monstranz in der Kirche“. In Deutschland seien aber umgekehrt jährliche Milliarden-Investitionen von staatlicher Seite notwendig – etwa für die Bereiche Bildung und Infrastruktur. Allein um die Infrastruktur bundesweit „in Ordnung zu bringen“, müssten jährlich 120 Milliarden Euro eingeplant werden.

Im Bereich Steuerpolitik setzt sich der Wirtschaftswissenschaftler für eine massive Entlastung der unteren und mittleren Einkommen ein. Mathias Hillbrandt, Vorsitzender des DGB in Witten, spricht vor der Mai-Kundgebung das Thema Fachkräftemangel in der Wirtschaft an. Ein Problem auch der örtlichen Arbeitgeber. Angesichts der hohen Zahl von Teilzeitbeschäftigten stelle sich jedoch die Frage, warum Betriebe diesen Mitarbeitern dann nicht volle Stellen anbieten würden.

„Abschwung wird auf Arbeitsmarkt durchschlagen“

Hillbrandt betont, dass das derzeitige positive Wirtschaftsklima auch in Wittener Betrieben zu spüren sei. Dennoch müsse man in den Firmen für Zeiten des Abschwungs gerüstet sein. Dass wieder ein Abschwung komme, hält Prof. Heinz-Josef Bontrup für sicher, der für seine Aufklärungsarbeit in Sachen Wirtschaft jüngst mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. „Der Abschwung wird massiv auf den Arbeitsmarkt durchschlagen“, lautet seine Prognose.

>>> KUNDGEBUNG IST AUCH EIN FAMILIENFEST Die Mai-Kundgebung auf dem Rathausplatz wird um 11 Uhr vom Vorsitzenden des DGB Witten, Mathias Hillbrandt, eröffnet. Bürgermeisterin Sonja Leidemann wird ein Grußwort sprechen.

Nach der Rede von Prof. Heinz-Josef Bontrup können sich Besucher auf ein Familienfest mit der Band Keen Sense, Stelzenläufer, Kinderschminken sowie Speisen und Getränke freuen.