Witten. . Ein ehemaliger Eisenbahner will die Straßenbahn bis zum Freizeitbad verlängern. Beim Zeltfestival könnten mehrere Bahnen hintereinander halten.
„Freizeitbad Heveney, Endstation, bitte alle aussteigen!“ Geht es nach Harald Bredow (67), wird das eines Tages für die Fahrgäste der Linie 310 Realität. Sie könnten dann in Heven-Dorf, heute Endhaltestelle, sitzen bleiben und bis zum Stausee weiterfahren. Bei Stadt und Kreis stößt er damit durchaus auf offene Ohren. Allein: Geld ist dafür in den nächsten Jahren nicht in Sicht.
In einer „offenen E-Mail“ an die Stadt, Bogestra, VRR und die WAZ macht der Leser aus Heven dazu einen konkreten Vorschlag und liefert gleich eine Skizze mit: Die Straßenbahn soll eine Schleife über die Universitätsstraße bis Heveney fahren und von dort über das Sträßchen Luhnsmühle – die alte Hauptverbindungsstraße – zurück.
Bredow ist pensionierter Eisenbahner. In seiner aktiven Zeit bei der DB Netz AG hat er großräumige Umleitungen bei Bahnbaustellen geplant und dabei „jeder Weiche nachgetrauert, die Herr Mehdorn abgebaut hat“ – weil das die Alternativen stark beschnitt.
Ausweichproblem bei höherem Takt
Ausgangspunkt für seinen Vorschlag ist denn auch „ein Knackpunkt“, auf den ein Laie so schnell gar nicht kommt. „Bei der Linie 310 ist zwischen Bahnhofstraße und Endhalte bis auf die beiden Ausweichstellen in der Hans-Böckler-Straße und am Hellweg alles eingleisig.“ Da könnte es am eingleisigen Endhaltepunkt Heven-Dorf künftig „richtig eng werden“, glaubt Bredow, wenn die Bogestra dort eines Tages ihren Takt erhöht.
Das ist nicht nur Zukunftsmusik: Noch fährt die 310 zur Hauptverkehrzeit alle zwanzig Minuten. Wenn die Neuführung durch Langendreer fertig ist, nach Plan Ende 2019, soll sie jede Viertelstunde fahren. Deshalb schlägt Bredow keine reine Verlängerung bis Heveney, sondern eine Schleife vor. Dann kämen sich keine Bahnen in die Quere. Und: „Beim Zeltfestival oder anderen großen Events könnten mehrere Bahnen hintereinander halten.“ Für den Neubau müssten zwar zwei Kilometer Schienen und Oberleitung gebaut werden, aber keine neue Brücke und keine neue Rampe. „Im Vergleich zu den Großprojekten in Bochum ist das eine recht bescheidene Aktion.“
Stadt und Kreis stehen positiv zur Verlängerung
„Vom Grundgedanken her ist die Idee gut“, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük. Im Projekt „Beschleunigung der Linie 310“ sei eine Weiterführung bis zum Freizeitbad „bereits enthalten und vorgedacht“. Allerdings: „Momentan stehen dafür jedoch keine Haushaltsmittel zur Verfügung.“ Und anderes gehe vor: Davor seien noch der Lückenschluss am Crengeldanz, der Umbau der Herbeder Straße und der weitere Ausbau barrierefreier Haltestellen an der Reihe.
Auch der EN-Kreis habe die Verlängerung der 310 „in der mittel- bis langfristigen Perspektive“ auf dem Schirm, bestätigt Jürgen Tannenfels, Verkehrsplaner in Schwelm. Im aktuellen Nahverkehrsplan sei ein Prüfauftrag vorgesehen. Der habe aber eine niedrige Priorität, und es gebe keine Haushaltsmittel dafür. Vorrang hätten hingegen andere Überlegungen: Wenn die 310 nach dem Umbau in Langendreer Ende 2019 tatsächlich im Viertelstundentakt in Heven-Dorf ankommt, soll die Anbindung an die vielen Buslinien dort deutlich verbessert werden. Kernidee ist, die Endstation der 310 leicht zu verschwenken und die Busse dann direkt auf der anderen Seite des Bahnsteigs halten zu lassen.
Verlängerung bleibt „Fernziel“
Über diese Verbesserung spreche man gerade mit der Stadt Witten, so Tannenfels. Bis 2019 werde man diesen Umbau wohl nicht mehr schaffen. Dabei werde man aber auf jeden Fall darauf achten, die Möglichkeiten für eine spätere Verlängerung bis Heveney „mitzudenken“ und nicht zu verbauen. „Sie bleibt ein Fernziel, aber da habe wir keinen Handlungsdruck.“
Lange Wege für Umsteiger an der Endstation der 310
In der Nähe der Endstation Heven-Dorf der Linie 310 halten heute fünf Buslinien: 320, 375, 376, SB 67 und NE 17. Ende 2019 soll eine weitere (Herbede-Ruhruni) hinzukommen. Für Umsteiger gibt es längere Laufwege.
Kritiker wenden ein, um eine Bahnlinie wirtschaftlich zu betreiben, brauche man eine stabile Nachfrage. Das Freizeitbad ziehe regelmäßig Gäste an, der See nur bei schönem Wetter. Fürs Festival reichten Veranstaltungsbusse.