Witten. Wittener Personalrat hält es für einen Fehler, bei der Gebäudereinigung Private einzusetzen. Klagen über fremdgereinigte Häuser häufen sich.

Die Buchholzer Kinder bekamen am Montag, 16. April, bekanntlich schulfrei. Der Rektor hatte die Grundschule wegen hygienischer Mängel kurzerhand geschlossen. Ein Hilferuf, denn schon länger gab es Ärger mit dem privaten Reinigungsunternehmen. Diese Vorkommnisse griff der Personalrat der Stadt jetzt in einem Flugblatt auf. Darin erteilt Vorsitzender Christian Derksen der Fremdreinigung eine klare Absage. Statt weiter zu privatisieren, solle die Stadt wieder eigene Kräfte einstellen.

Auch interessant

Neue Reinigungskraft wird nun angelernt

In Buchholz hat sich der Schulbetrieb wieder normalisiert. Die Turnhalle wurde eine Woche lang von einer städtischen Angestellten geputzt, weil die private Reinigungsfirma kein Personal stellen konnte. Nun hat eine neue Kraft für Turnhalle und OGS die Arbeit aufgenommen. „Ich habe den Eindruck, es ist jetzt in Ordnung“, sagt Stefan Richter. Von den Eltern wurde die Schließung durchweg positiv aufgenommen und auch für ihn gab es keine Konsequenzen. „Viele haben gedacht: Das war einfach mal nötig.“ Der Rektor hofft, „dass die Firma jetzt verstanden hat: Entweder sie wird zuverlässiger oder gibt den Auftrag ab“.

Schwierig, Verträge zu lösen

Das Unternehmen Piepenbrock hatte den Auftrag von der Stadt nach einer europaweiten Ausschreibung vor gut drei Jahren bekommen. Der Vertrag bezieht sich auf mehrere Gebäude, darunter die Kita, OGS und Schule Buchholz. Er läuft noch bis 2019. Forderungen, die Vereinbarung wegen der Mängel zu kündigen, sind nicht leicht umzusetzen.

Die Stadt hatte das 2016 in einem anderen Fall versucht und war vor Gericht gescheitert. „Denn wir konnten in unserer Dokumentation nicht in allen Details nachweisen, dass die vereinbarte Leistung nicht erbracht wurde“, so Sprecherin Lena Kücük. Die Stadt musste der Firma sogar den Verdienstausfall erstatten.

Auch interessant

Für den Personalratsvorsitzenden Christian Derksen kam der Ärger mit privaten Putzfirmen – die Stadt beschäftigt drei externe Unternehmen – „alles andere als überraschend“. Klagen über „fremdgereinigte Häuser“ gäbe es etliche: Manchmal werde gar nicht oder nur teilweise gereinigt, häufig kämen immer wieder neue Kräfte, die man erst einweisen müsste, Beschäftigte der Firmen brächten ihre Angehörigen mit, die dann beim Putzen helfen würden weil die Arbeit sonst überhaupt nicht zu schaffen sei.

Zwölfjähriger hilft Mutter beim Putzen

In einem Fall habe eine Frau sogar ihren Sohn mitgebracht. Derksen: „Bei so was dreht sich mir der Magen um. Da muss der zwölfjährige Bengel helfen, weil die Mama, die für einen Mindestlohn putzt, es gar nicht schaffen kann.“ Skandalös sei auch, dass städtische Reinigungskräfte „hinterherputzen“ müssten, damit die schlechte Leistung des Privatunternehmens nicht auffalle.„All dies ist letzten Endes das Ergebnis einer Personalpolitik, die den eigenen Reinigungsdienst in den letzten Jahren planmäßig abgewirtschaftet hat und an seine Stelle das angebliche „Allheilmittel“ der Privatisierung gesetzt hat“, so Derksen.

>> Piepenbrock-Sprecher weist Angaben zurück

„Wir hoffen, dass die Maßnahme in Buchholz jetzt dauerhaft gut läuft“, betont Ralf Dobmeier, Sprecher des Unternehmens Piepenbrock. Zustände, wie sie der Personalrat in seinem Flugblatt beschreibt, weist er zurück.

Piepenbrock arbeite in allen Objekten, die die Firma im Auftrag der Stadt Witten reinigt, mit fest zugewiesenen Mitarbeitern. Alle zur Reinigung benötigten Materialien würden direkt „im Objekt“ vorgehalten. Reinigungsprodukte würden von einem Vertragspartner angeliefert. Um die Reinigungstextilien kümmere sich ein extra dafür angestellter Piepenbrock-Mitarbeiter.

Alle Personen, die für Piepenbrock Reinigungsdienstleistungen ausführen, hätten einen Arbeitsvertrag des Unternehmens. Es gebe aber Fälle, in denen mehrere Angehörige einer Familie angestellt sind.