Witten. . Die flächendeckende Versorgung mit 50 Mbit/s wird 2018 verfehlt. Aber im EN-Kreis liegt Witten vorne. Die Ränder werden bis Ende 2019 versorgt.
Die alte Landesregierung hatte 2015 einen flächendeckenden Breitbandausbau versprochen. Bis Ende 2018 sollten alle NRW-Haushalte Zugang zum schnellen Netz haben, mit einer Surfgeschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde. Das wird Witten nicht schaffen. Ulrich Schilling, Breitbandbeauftragter des Kreises, gibt der Ruhrstadt trotzdem eine gute Note. „Witten kriegt von mir eine Zwei plus.“
Nur in Schwelm sei der Ausbau des Glasfasernetzes weiter vorangeschritten. Die Kreisstadt habe aber Startvorteile. Schilling: „Schwelm ist die flächenkleinste Stadt im Kreis, hat nicht viele Außenbezirke, dort ist fast alles Innenstadt.“ In Witten werden 96,2 Prozent der 50 000 Haushalte Ende 2019 mit mindestens 30 Mbit/s versorgt sein. Heißt: Glasfaser liegen bis zum Verteiler in der Straße. Die „letzte Meile“ bis ins Haus ist Kupferkabel, das mit „Vectoring“-Technik flottgemacht wird. Das ermöglicht bis zu 100 Mbit/s.
Netcologne und Telekom decken 82 Prozent ab
Die tatsächliche Leistung hängt von der Entfernung ab. Und: Der Kunde müsste auch einen Vertrag mit dem Anbieter abschließen. 50 Mbit/s aufwärts werden Ende 2019 aber für mehr als 90 Prozent der Wittener Haushalte möglich sein, schätzt Schilling. Netcologne hat fünf Millionen Euro in den Breitbandausbau in Witten investiert. Bis März 2018 hat die Kölner Stadtwerketochter mit ihrem Partner Innogy 200 Technikgehäuse aufgestellt, diese mit 60 Kilometern Glasfaserkabel verbunden. Damit haben 31 000 Haushalte und 1000 Firmen Zugang zum Daten-Highway. Unter Vertrag hat Netcologne bisher 1400 Kunden in Witten. Der Anbieter beschränkt sich auf die dicht besiedelten Stadtteile zwischen A 44 und Ruhr: Mitte, Annen, Rüdinghausen und Heven. Er deckt 65 Prozent der Haushalte ab.
Den Ausbau in Bommern, Herbede und Teilen von Stockum übernimmt die Telekom. Der EN-Agentur hat sie signalisiert, dass sie damit bis Juni fertig sein will. Dann werden weitere 17 Prozent und damit 82 Prozent der Haushalte Zugang zum schnellen Netz haben.
Geförderter Ausbau an Rändern soll 2019 beginnen
Während Netcologne und Telekom den Ausbau selbst finanzieren, wird die Versorgung in den Randbereichen mit öffentlicher Förderung vorangetrieben. 18 Millionen Euro, je die Hälfte von Bund und Land, stehen dem Kreis zur Verfügung. Die EN-Agentur hat die EU-weite Ausschreibung gerade auf den Weg gebracht. Schilling rechnet damit, dass der Auftrag im Herbst vergeben wird und der Ausbau im Frühjahr 2019 beginnt.
Dann werden in Witten auch in bisher unversorgten Teilen von Vormholz, Durch-, Bommerholz und Stockum (Düren und Tiefendorf) Glasfaserkabel bis zum Verteilerkasten eingezogen. Im Herbst 2019 wäre dann die rechnerische Versorgung von 96,2 Prozent (30 Mbit/s) erreicht. „Wäre ich Politiker, würde ich sagen, damit ist das Ziel doch erreicht“, meint Schilling. „Die neue Landesregierung hat gerade ein Gigabit versprochen, flächendeckend bis 2025.“
>> An Rändern auch künftig keine Vollversorgung
Ein neuer Verteilerkasten mit Innenleben koste ca. 20 000 Euro, so die EN-Agentur, der Tiefbau weitere 70 pro Meter. Bei zehn Anschlüssen je Verteiler koste es so rechnerisch mindestens 2000 Euro pro Anschluss.
Das gelte aber nur dann, wenn die zehn Anlieger diesen Glasfaseranschluss überhaupt wollten. Eine Vollversorgung per Kabel sei eine Frage der Wirtschaftlichkeit. Auch zukünftig werde wohl nicht jedes Haus angebunden.