Witten. . Mechthild Weickenmeier geht in den Ruhestand. Über 36 Jahre war sie für den Paritätischen tätig. Sie gründete u.a. die Selbsthilfe-Kontaktstelle.

Nach über 36 Jahren Dienstzeit ist Mechthild Weickenmeier, die Geschäftsführerin der Kreisgruppen EN und Hagen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, am Freitag mit einem großen Empfang in der Werkstadt verabschiedet worden. Rund 120 Gäste, darunter Landrat Olaf Schade und Jochen Winter, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege im EN-Kreis, würdigten die 62-Jährige als kluge, streitbare und hartnäckige Kollegin, die viel für den Kreis und seine Menschen erreicht habe. Im Gespräch mit der WAZ blickte die Wittenerin anschließend auf die vergangenen Jahre zurück.

Welche Veränderung hat sie am meisten beschäftigt?

Weickenmeier:Das unglaubliche Wachstum im Verband. Es sind immer mehr Mitgliedsorganisationen hinzugekommen, die Zahl unserer Einrichtungen im Kreis ist von 100 auf jetzt 150 gestiegen. Und viele von denen haben anfangs Pionierarbeit geleistet.

Sie haben mit dem Viadukt die gemeindepsychiatrische Versorgung nach Witten geholt, die Selbsthilfe-Kontaktstelle gegründet und die Gehörlosen-Beratung auf die Beine gestellt — um nur einiges zu nennen. Gibt es einen Erfolg, auf den Sie besonders stolz sind?

Stolz? Ich weiß nicht. Ich habe immer nur gemacht, was gemacht werden musste und wo es Bedarf gab. Das lag mir alles am Herzen. Aber die Versorgung von psychisch Kranken hat mich in all der Zeit am intensivsten beschäftigt.

Mechthild Weickenmeier und ihr Nachfolger Jan-Philipp Krawinkel (re.).
Mechthild Weickenmeier und ihr Nachfolger Jan-Philipp Krawinkel (re.). © Bastian Haumann

Viele öffentliche Kassen sind leer. Sind die Zeiten für den Paritätischen schlechter geworden?

Um mit Konrad Schily zu antworten: „Wenig Geld gab’s schon immer.“ Die ersten Sparrunden hatten wir schon 1983. Schwierig war es immer schon zu erklären, warum wir Geld für Strukturen brauchen – für den Verband oder die Kontaktstelle etwa. Das ist heute noch schwerer geworden. Die Politiker sind nicht mehr so verwurzelt in den Verbänden.

Was geben Sie Ihrem Nachfolger Jan-Philipp Krawinkel mit auf den Weg?

Ach, der bringt schon viel mit. Vor allem das Wissen und den Mut, sich immer zu Wort zu melden, dranzubleiben, aufzuklären. Aber der Pflegenotstand, der wird ihn sicher noch lange beschäftigen – das ist ein dickes Thema. So wie die Unterversorgung im Bereich der Kitas und Kindergärten – auch finanziell.

Das klingt nicht so, als könnten Sie entspannt in den Ruhestand gehen.

Eigentlich schon. Nur die neuen Teilhabe-Beratungsstellen für Menschen mit Behinderungen, die wir gerade auf den Weg gebracht haben, die hätte ich wirklich gerne noch begleitet. Denn die halte ich für ganz wichtig. Aber ich habe jetzt Zeit für Dinge, die lange zu kurz gekommen sind – Besuche zum Beispiel.

Menschen, die Sie schätzen, gibt es viele, das haben wir heute gehört.

Ja, das war wirklich überwältigend. Danke dafür!

Der Paritätische in Daten und Zahlen

Der Paritätische ist der Dachverband für rechtlich selbstständige, gemeinnützige Vereine und Gesellschaften sowie für Initiativen, die mit ihren Angeboten vielfältige soziale Hilfen für die Menschen vor Ort bereit halten.

Im EN-Kreis/Hagen gehören rund 150 Mitgliedsorganisationen dazu – darunter die Lebenshilfe, der Verein Viadukt, das Krankenhaus Herdecke – und etwa 200 Einrichtungen. In diesem Bereich sind für den Paritätischen 6000 Hauptamtliche tätig.