Witten. . Der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid ist 2017 leicht gesunken. Umweltexperte glaubt, dass die Luftreinhaltepläne langsam Wirkung zeigen.
Durchatmen in der Ruhrstraße und bei der Stadt Witten: Die Stickstoffdioxid-Belastung ist im Vorjahr leicht gesunken. Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv), das die kleine Messstation in Höhe des Burg-Kinos betreibt, hat jetzt den für 2017 errechneten Jahresmittelwert veröffentlicht: Mit 43 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft liegt er unter dem von 2016 (45 µg/m3). Nur einmal seit 2008 war das Ergebnis besser – 2015 mit 42 µg/m3. Und schaut man sich den Verlauf der letzten zehn Jahre an, lässt sich ein positiver Trend ablesen.
„Das ist eine Verbesserung, mit der wir schon mal ganz zufrieden sind“, freut sich Andreas Berg, der in der städtischen Stabsstelle Umwelt für den Luftreinhalteplan verantwortlich ist. Er hatte wegen der Großbaustelle Husemann-/Ardey-/Dortmunder Straße eigentlich Schlimmeres erwartet. Auch diese Ertüchtigung des City-Außenrings soll auf Dauer die Ruhrstraße entlasten. Der Ausweichverkehr durch die Ruhr- und Hauptstraße während der Bauzeit 2017 habe sich aber nicht so stark ausgewirkt wie befürchtet.
Ziel ist Grenzwert von 40 µg/m3
Die Besserung in der Ruhrstraße ist aus Bergs Sicht „nicht zufällig“. Sie sei „das Ergebnis des Gesamtpakets der getroffenen Maßnahmen“. Der EU-Grenzwert für das Reizgas Stickstoffdioxid, das die Atemwege und das Herz-Kreislaufsystem belastet, beträgt 40 µg/m3. Berg ist zuversichtlich, dass „wir diesen Wert auch irgendwann erreichen werden, wenn wir die beschlossenen Maßnahmen sukzessive weiter umsetzen“. Die Bezirksregierung hatte 2010 einen Luftreinhalteplan Innenstadt mit der Stadt vereinbart, diesen mit dem Luftreinhalteplan 2016 fortgeschrieben. Die Pläne enthalten eine Latte von Eingriffen. Sie zielen darauf, reine „Durchfahrer“ aus der Ruhrstraße zu vergraulen und den verbleibenden Verkehr flüssiger zu machen.
Etliches wurde bereits umgesetzt: Linksabbiege- und Halteverbote, Tempo 30; Poller wurden entfernt und Parkplätze aufgegeben, um die Busse nicht durch Ein- und Ausparker zu behindern. Nach der Beobachtung von Einzelhändlern vor Ort werden diese Eingriffe teilweise durch die massive Zunahme der Paketdienste konterkariert.
Fußgängerüberweg wird verkürzt
Die Hälfte der Stickoxidbelastung wird dem Straßenverkehr zugerechnet, 29 Prozent den Bussen. Hier setzt die nächste Maßnahme an: In der zweiten Jahreshälfte 2018 soll der Fußgängerüberweg in Höhe Mc Donald’s verkürzt werden – durch Aufgabe der Rechtsabbiegespur. Das Kalkül dahinter: Die Fußgänger sollen schneller auf der anderen Seite sein, die Busse nicht so lange stehen müssen.
Außerdem soll dann die Ampelschaltung besser abgestimmt werden. Heute müssen Fußgänger oft zweimal auf Grün warten, selbst dann, wenn kein Bus weit und breit zu sehen ist. Laut Stadt Witten liegt das auch daran, dass ein Signalgeber im Bus grünes Licht anfordert, ein Bus dann aber auf der Ruhrstraße aufgehalten wird.
Messpunkt & Busflotte
Passivsammler sind laut Lanuv besonders geeignet, um kleinräumig Unterschiede der Luftbelastung zu erfassen. In einem Schutzgehäuse befinden sich Röhrchen, die Schadstoffe (NO2) aufnehmen. Sie werden regelmäßig eingesammelt und im Labor analysiert. Das Lanuv errechnet Jahresmittelwerte.
Die Bogestra hat gerade 23 Busse mit der Abgasnorm Euro VI angeschafft. Elf davon sind für Witten bestimmt. Sie werden noch für den Linienbetrieb vorbereitet, sollen spätestens ab Ende Mai eingesetzt werden.