Witten. . In der Awo-Kita haben 50 der 70 Kinder einen Migrationshintergrund. Viele Projekte und eine Fachberaterin erleichtern das Deutschlernen.

Der sechsjährige Alakssa aus Syrien schiebt die bunten Karten auf dem Tisch vor sich hin und her. „Ein Hund, zwei Hunde“, beschreibt er, was darauf abgebildet ist. „Ein Auto, fünf Autos.“ Bravo Alakssa, alles richtig. Der Junge grinst und freut sich. Er besucht die Awo-Kita Crengeldanz, in der etwa 50 von 70 Kindern einen Migrationshintergrund haben. Eine Herausforderung für alle Beteiligten, denn „der ganze Tag ist ja besetzt mit Dingen, die mit Sprache zu tun haben“, sagt Leiterin Manuela Dargel (42).

Deshalb ist die Einrichtung in der weißen Villa nicht nur seit über einem Jahr vom Bund geförderte Sprach-Kita. Dort arbeitet auch eine Sprachfachberaterin, die die Erzieherinnen vier Jahre lang begleitet. Svenja Heidelberg (27) bringt Projekte auf den Weg, die einfach in den Alltag eingebaut und nach kurzer Zeit selbstverständlich werden. Zum Beispiel die „Kulturzeit“.

Üben gerade Einzahl und Mehrzahl mit Sprachförderkarten: Sprachfachkraft Svenja Heidelberg mit Alakssa (li.) und Zahra aus der Gelben Gruppe.
Üben gerade Einzahl und Mehrzahl mit Sprachförderkarten: Sprachfachkraft Svenja Heidelberg mit Alakssa (li.) und Zahra aus der Gelben Gruppe. © Jürgen Theobald

Dabei treffen sich die Eltern einmal im Monat und stellen der Reihe nach ihre Kulturen vor. 16 Nationalitäten besuchen die Kita – die Familien sind arabischer, syrischer, türkischer oder bosnischer Herkunft. „Wir kochen gemeinsam landestypische Gerichte und klönen. Die Kinder malen die passenden Fahnen“, sagt Manuela Dargel. „Dabei unterstützen sich die Eltern gegenseitig und übersetzen auch mal füreinander.“ Ansonsten helfen vor allem Mimik und Gestik bei der Kommunikation.

„Inzwischen verständigen wir uns aber nur noch in Ausnahmefällen über Dolmetscher, etwa wenn wir zum Wohle eines Kindes Fachbegriffe nutzen müssen“, sagt die Leiterin. Vor allem die Familien mit Fluchterfahrung seien sehr engagiert, was das Erlernen der deutschen Sprache anbelangt. „Und bei den Kindern ist es eine wahre Wonne zu sehen, wie schnell sie Deutsch können.“ Nach ein bis zwei Monaten funktioniere das meist schon gut.

Vor zwei Jahren kamen 25 Flüchtlingsfamilien

Allerdings erinnert sich Manuela Dargel auch noch an die Zeit vor rund zwei Jahren, als während der Flüchtlingswelle auf einen Schlag 25 Familien in die Kita kamen, die nur ihre Muttersprache beherrschten. Da hätten sie gern schon das Buch „Kita-Alltag“ gehabt, das über Bilder Themen wie Eingewöhnung, Tagesablauf und Feste erklärt. Damals half vor allem die Farbgebung der drei Gruppen, sich zu orientieren: Blau, Gelb, Rot. Und überall hingen zur Information Schilder mit Zeichnungen, etwa an der Eingangstür ein Bild vom Garten, wenn die Gruppen draußen waren. Damit die Eltern beim Abholen Bescheid wussten. Und die Zufriedenheitsabfrage, die die Awo jedes Jahr macht, wurde ins Arabische übersetzt.

Es sei nicht etwa so, dass die Kinder ihre Muttersprache in der Kita gar nicht mehr sprechen dürften. Tun sie es jedoch zu ausgiebig untereinander, „dann sagen wir schon mal: Ich habe dich jetzt nicht verstanden“, so Svenja Heidelberg. Aber sie singen auch „Bruder Jakob“ in mehreren Sprachen. „Und wir lernen viel voneinander.“

Geht mit Worten tatsächlich mal gar nichts, erkenne man oft auch an der Körperhaltung eines Kindes, was es will, sagt Manuela Dargel: etwa „dass es Zeit ist, auf die Toilette zu gehen“.

>> INFORMATIONEN

  • Die Kita Crengeldanz nutzt viele Projekte zur Sprachförderung. Demnächst soll es z.B. einen Büchereiwagen geben, in dem sich die Gruppen Lesestoff in verschiedenen Sprachen für Zuhause ausleihen können.
  • Aktuell bewirbt sich die Kita außerdem darum, Familienzentrum zu werden, um weitere Angebote schaffen zu können.