Witten. . Grünzug rund um die Privat-Uni erhält zum Beispiel Gärten, ein renaturiertes Gewässer und einen Quartiersplatz. Auch Bürger liefern gute Ideen.

Das Pferdebachtal soll schöner werden. Denn der Grünzug rund um die Uni Witten-Herdecke hat eine wichtige Bedeutung als Naherholungsort – nicht nur für Studierende, sondern auch für umliegende Wohn- und Gewerbegebiete. Doch Wege und Aufenthaltsqualität lassen zu wünschen übrig. Deshalb plant die Stadt, das Tal im Rahmen des „Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzepts (ISEK) Universität und Umfeld“ aufzuhübschen.

Markus Schürmann
Markus Schürmann © Sabrina Didschuneit

Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie erarbeitet, um bestehende und neue Ideen in Projekten zu konkretisieren. Auch die Bürger konnten bei einer Beteiligungswerkstatt am Montagabend im Forschungs- und Entwicklungszentrum (FEZ) Anregungen und Kritik äußern. Der große Saal war gut gefüllt. Doch bevor die Besucher tatsächlich zu Wort kamen, informierte Landschaftsarchitekt Markus Schürmann vom Dortmunder Büro ST-Freiraum umfassend über die zehn Maßnahmen, die zum ISEK gehören.

Klar ist: Neben dem ZBZ soll ein Parkhaus gebaut werden. „Wir wissen aber noch nicht, wie das aussieht.“ Die Uni wird erweitert und ein Platz im Pferdebachtal als Teil des Campus ausgewiesen – „wo, ist noch unklar“. Ein „Garten der Kreativität“ sowie ein „Garten der Ruhe“ sollen entstehen. Letzterer im östlichen Bereich des Tals nahe dem Christopherushof im Wullen, der selbst um ein inklusives Wohnprojekt für alle Menschen erweitert wird. Dort, sagt Schürmann, könne man sich auch heute schon schön ins Gras legen.

Das geht schöner: ein Weg im Pferdebachtal.
Das geht schöner: ein Weg im Pferdebachtal. © Sabrina Didschuneit

Das Wohngebiet Dirschauer Straße soll einen Quartiersplatz erhalten. Der dortige Spielplatz wird erneuert. Es soll Bereiche für Jüngere, aber auch eine Ballwiese geben. Dieser Umbau, so Barbara Bokel vom Planungsamt, die das Projekt Pferdebachtal leitet, werde vermutlich als erstes umgesetzt. Der Sportplatz am Sonnenschein soll als Bürgersportplatz eingebunden werden. Nicht zuletzt steht die Renaturierung des Pferdebachs – als i-Tüpfelchen des Grünzugs – auf dem großen Plan.

Grünzug mit hohem Freizeitwert

Was sich derzeit noch als „verwunschenes und verwachsenes Tal“ präsentiert, könnte sich laut Planer Markus Schürmann zu einer der ganz großen Landschaften innerhalb der Stadt entwickeln. Neue Fuß- und Radwege mit besonderen Blickachsen, beschilderte Eingänge, Plätze und Bänke, die zum Verweilen einladen – all das soll den Freizeitwert des Pferdebachtals steigern und zu einem Pfund machen, mit dem Witten in Zukunft wuchern kann.

Noch liegt der Grünzug südlich der Autobahn 44 und nördlich des Stadtkerns aber im Dornröschenschlaf. Doch was von oben betrachtet tatsächlich einem „plattgedrückten Eichhörnchen“ ähnelt – so sehen es die mit der Planung befassten Landschaftsarchitekten augenzwinkernd – soll sich im Laufe der Jahre zu einer Art Park entwickeln. Dabei soll auch die Uni, die sich bislang oft hinter Bäumen versteckt, zum markanten Blickpunkt inmitten der Natur werden.

Idyllisch: Der Christopherushof  liegt am Rande des Pferdebachtals.
Idyllisch: Der Christopherushof liegt am Rande des Pferdebachtals. © Thomas Nitsche

„Die Planer sind alle noch nicht weit gekommen. Aber das finde ich gut“, so Schürmann. „Denn dann können wir Ihre Anregungen noch aufnehmen.“ Firmeninhaber, Anwohner, Studierende, Bewohner des Christopherushofes, Vertreter der Pferdebachschule und der Kita sind zur „Beteiligungswerkstatt“ ins FEZ gekommen, um eigene Ideen einzubringen.

Sarah Pruß zum Beispiel träumt von einem alternativen Wohnprojekt, einem Jurten-Garten im Pferdebachtal. „Dafür suchen wir ein Grundstück“, sagt die 19-jährige Studentin, die, ganz der Natur verbunden, barfuß unterwegs ist. Diese Jurten, also Nomadenzelte, würden nachhaltiges und günstiges Wohnen ermöglichen. Ganz wichtig für Sarah Pruß: „Dafür müssten keine Böden versiegelt werden“. Die junge Frau und ihre Kommilitonen meinen es ernst, haben sogar schon mit der Stadt darüber gesprochen. Die zeigt sich durchaus offen für die ungewöhnliche Idee.

Etliche „Geistesblitze“ haben die Besucher auf Wunsch der Veranstalter auf einem Plakat notiert. Sie fordern Regelungen für Hunde(-halter), wünschen sich einen Außentreffpunkt für Jugendliche, ein Insektenbeet, einen Pfad aus Baumrinde. Oder sie fragen, ob der renaturierte Pferdebach für Kinder bespielbar sein wird. Und sie sorgen sich, dass die vielen Eingriffe der Natur auch schaden könnten. Schürmann verspricht „Sensibilität, bei allem, was wir machen“.

Drei Kleingartenvereine wollen sich öffnen

Begeistert zeigt sich der Landschaftsarchitekt von der Kooperationsbereitschaft der drei Kleingartenvereine Sonnenschein, Gemeinwohl und Annen-Süd. Sie liegen am Rande des Tals und wollen sich öffnen. Wie, das ist noch offen.

Gute Nachrichten von TuRa Rüdinghausen: Die neue Disc-Golf-Anlage soll zum „Garten der Kreativität“ gehören und am 13. Mai mit einem kleinen Turnier offiziell eröffnet werden. Bis dahin seien auch die Abwurfplätze und die Beschilderung fertig, so Vereinsmitglied Frank Oelbüttl.

Fritz Gerlach (76), der im Bebbelsdorf wohnt, befürchtet zwar ein Verkehrsproblem rund um das Tal und dass es zuwenig Parkraum gibt. Doch trotzdem gefallen ihm die Maßnahmen: „Ich hoffe, dass das, was hier geplant ist, auch tatsächlich kommen wird.“

>> INFORMATIONEN

  • Das Radwegekonzept befindet sich in der Analysephase. Im Sommer wird es eine Planungsradtour durchs Pferdebachtal geben. Zuvor laden die Planer alle Interessierten zu einem Radcafé ein. Es findet am 24. April um 18 Uhr auf Zeche Nachtigall statt.
  • Und wie geht es nach der Veranstaltung im FEZ weiter? „Das Büro ST-Freiraum wird die Ideen der Bürger auswerten und ein Leitbild für das Tal entwickeln“, sagt Barbara Bokel von der Stadt. Im Spätsommer soll dieses der Öffentlichkeit vorgestellt werden.