Witten. . Die zehnte Pflanzentauschbörse der Naturschutzgruppe Witten fand großen Zuspruch. Wichtigstes Anliegen der Organisatoren ist naturnahes Gärtnern.

„Weggebracht habe ich nichts, nur erstanden.“ Tanja Simon ist gerade auf dem Weg zurück zum Auto. In den Händen hält sie eine kleine Palette mit ihrer Beute. „Ich habe hier Schneeglöckchen, Akelei und Lichtnelken für meinen Garten. Das sind naturnahe Pflanzen – und das ist mir absolut wichtig. Ich pflanze auch Gemüse.“

„Viele kaufen sich exotische Pflanzen“

Was die Wittenerin sagt, ist eines der zentralen Themen, die auch auf dieser zehnten Pflanzentauschbörse im Muttental immer mitschwingen: naturnahes Pflanzen. „Viele Menschen“, so die Vorsitzende der Naturschutzgruppe Witten (NaWit) Birgit Ehses, „kaufen sich exotische Pflanzen, an die unsere Insekten aber nicht herangehen“.

Und der derzeitigen Insektenflucht und dem befürchteten Insektensterben kann auch so eine Pflanzentauschbörse entgegensteuern. Die Idee einer solchen Aktion ist in etwa die gleiche wie bei einer Briefmarkenbörse, nur biologischer. Man gibt ab, was im eigenen Garten zu viel ist, und tauscht gegen etwas Neues. „Es ist ein Geben und Nehmen“, sagt Ehses. Doch kamen auch viele, die, wie Tanja Simon, auch gar nichts abgaben.

Wer sich auskennt, kann gewinnen

Oder einfach das schöne Wetter nutzten, um sich im Naturgarten der NaWit nahe der Zeche Nachtigall auszutauschen, zu klönen, Waffeln und Baguette mit Bärlauchpaste zu essen, Kaffee oder Streuobstwiesenapfelsaft zu trinken.

Auch der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt war mit einem Stand auf der Tauschbörse vertreten. Hier konnte man auch etwas gewinnen.
Auch der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt war mit einem Stand auf der Tauschbörse vertreten. Hier konnte man auch etwas gewinnen.

Wer mit einer neuen Sammlung Pflanzen nach Hause geht, wird dabei auch nicht arm. „Ich habe fünf Euro bezahlt“, sagt Tanja Simon. Wer Glück hatte oder sich als kenntnisreich erwies, konnte auch ohne Geld absahnen. Beim Stand des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt konnten die Besucher ihre Pflanze gewinnen. Auf dem Tisch standen Pflanzen in Töpfen, darunter etwa Tomate, Pastinake, Sauerampfer oder Kohl. Daneben lagen Schilder mit den Namen, die der Teilnehmer also zuordnen musste. War er gut, konnte er sich seine Lieblingspflanze aussuchen.

„Wir freuen uns über jede Biene!“

Die abgegebenen Pflanzen, die keinen neuen Besitzer bekommen, bleiben entweder bei der NaWit oder werden an den „Blumenpott“ weitergegeben, der auch mit einem Stand vertreten war. Die städtische geförderte Initiative engagiert sich im „Urban gardening“, begrünt also öffentliche Flächen.

Begeistert von der Pflanzentauschbörse ist auch Iris Müller. Die Wittenerin hat sich von Vexiernelken, weißen Margeriten, gelbblühendem Frauenmantel und Glockenblumen getrennt. Dafür hat sie sich Tomatenpflanzen und weiße Anemonen geholt. Auch sie weiß um die Wichtigkeit der Naturnähe. „Wir haben im Garten zwei Insektenhotels und drei Vogelnistkästen.“ Und natürlich gehört sie auch nicht der Fraktion an, die beim sommerlichen Pflaumenkuchenessen die Insekten verscheucht. „Wir freuen uns über jede Biene!“

>>>DAS RATEN DIE EXPERTEN

Naturnah und somit insektenfreundlich sind u.a. Kornblume, Witwenblume und Lichtnelke, so Birgit Ehses. „Negative Pflanzen“ sind solche, die hier eigentlich nicht beheimatet sind, etwa Geranien, Hortensien, Narzissen.

Nico von der NaWit betont die Wichtigkeit der Brennnessel und beklagt die „Verkieselung“ der Gärten, die kleinen Tieren den Lebensraum nehmen. „Das ist Grabgestaltung.“