Witten. . Es gibt viele Kriterien, nach denen man die Qualität einer Opernaufführung beurteilen kann. Da gibt es die Gesangssolisten, den Chor, das Orchester, die Balletteinlagen, das Bühnenbild sowie die Beleuchtungstechnik. Bei all diesen Merkmalen kann man voraussetzen, dass sie bei einem so berühmten Opernhaus wie „The Royal Opera“ aus London optimal besetzt werden. Das war auch bei der Übertragung auf der Videoleinwand im Saalbau absolut der Fall.

Es gibt viele Kriterien, nach denen man die Qualität einer Opernaufführung beurteilen kann. Da gibt es die Gesangssolisten, den Chor, das Orchester, die Balletteinlagen, das Bühnenbild sowie die Beleuchtungstechnik. Bei all diesen Merkmalen kann man voraussetzen, dass sie bei einem so berühmten Opernhaus wie „The Royal Opera“ aus London optimal besetzt werden. Das war auch bei der Übertragung auf der Videoleinwand im Saalbau absolut der Fall.

Aber es gab eine Besonderheit, die alle anderen Qualitätsmerkmale bei weitem überragte. Gemeint ist die in jeder Hinsicht überzeugende und von allen überlieferten Klischees befreite Inszenierung von Regisseur Barrie Kosky. Ohne Spanienfolklore und Zigeunerkitsch spielte die Handlung auf einer riesigen Freitreppe als einziges Bühnenbild und lenkte die Aufmerksamkeit der gebannt lauschenden Zuhörer auf das dramatische Geschehen um die vielen Facetten der Liebe wie erotische Hörigkeit, reine Gefühle, rasende Eifersucht und blinder Mord.

Neu war auch, dass die Hauptdarstellerin Carmen mit einer unterlegten Stimme ihre Geschichte selbst erzählte und nach ihrer Ermordung durch José am dramatischen Schluss aufstand und durch eine Geste zu verstehen gab: „Seht, so sind die Menschen – sie haben es so gewollt“.

Anna Goryachova als Carmen wurde ihrer Rolle als in Liebesdingen leichtsinniges und verführerisches Zigeunermädchen voll gerecht. Dabei vereinigte sich ihre warme Mezzosopranstimme mit einer bemerkenswerten schauspielerischen und tänzerischen Qualität. Francesco Meli als liebestoller und höriger Don José, Kostas Smoriginas als kraftstrotzender Torero Escamillo sowie die mit reinem Jungmädchencharme auftretende Kristina Mkhitaryan als Micaela komplettierten das Solistenquartett.

Eine Weltklasseleistung zeigte der Chor, der neben gesanglicher Strahlkraft auf der steilen Freitreppe auch noch für turbulente Szenen sorgte und dabei alles andere als statisch und steif wirkte. Ein gut aufgelegtes Orchester unter der Leitung von Jakub Hrusa bescherte den leider wieder nur wenigen Zuhörern einen unvergesslichen Opernabend.