Witten. . Ob Breddegarten, Annener Bahntunnel oder Rheinischer Esel. Gerade bei Dunkelheit meiden viele Leute solche Orte. Auch aus Furcht vor Überfällen

Der tödliche Streit unter jungen Männern auf der Annenstraße war gestern großes Gesprächsthema im Stadtteil. „Furchtbar. Aber auch insgesamt ist Annen unsicherer geworden“, weiß Armin Hübner. „Wenn’s dunkel wird, meide ich manche Ecken wie den Rheinischen Esel aus Angst, überfallen zu werden“, sagt der 69-Jährige.

„Abends sitzen dort wenig vertrauenserweckende Gruppen. Dazu gehören aggressiv wirkende Jugendliche. Andere trinken dort in Ruhe ihr Bierchen“, haben Anja und Alexander Hamm festgestellt. Tagsüber sind die beiden Annener regelmäßig zu Fuß oder mit dem Rad auf dem Rheinischen Esel unterwegs. „Aber abends nie. Dort sind schon mehrere Leute ausgeraubt worden.“

Aber es ist längst nicht der einzige Angstraum in Witten. „Wenn ich einkaufen gehe, nehme ich immer größere Straßen. Ich würde zum Beispiel niemals Schleichwege wie den Fischertalweg wählen. Denn da würde gar keiner mitbekommen, wenn man überfallen würde“, sagt Inge Linnert. Auch der Breddegarten ist der 86-Jährigen nicht immer geheuer. „Bevor ich dort durchgehe, schaue ich mir genau an, welche Leute sich da aufhalten. Im Zweifelsfall wähle ich dann einen anderen Weg.“

Hundekot und Abfall am Rheinischen Esel

Für Schüler Leon ist die Sprockhöveler Straße ein wenig vertrauenerweckender Ort. „In manchen Teilen ist sie ziemlich runtergekommen. Wenn ich da hergehe, habe ich meist ein mulmiges Gefühl“, sagt der 16-Jährige. Passiert sei ihm dort bisher aber nichts, er sei auch noch nicht angepöbelt worden.

Als Angstraum sieht Armin Hübner auch die Bahnunterführung an der Stockumer Straße. „Da gehe ich höchstens durch, wenn die Schranke unten ist und ich nicht warten möchte.“

„Ich bin kein ängstlicher Mensch. Aber abends würde ich diese Unterführung auch meiden“, bestätigt Katharina Stevens. Beim Besuch des düsteren Tunnels am Montagmittag stinkt es dort nach Urin, der Putz bröckelt, die Wände sind verschmiert. „Ich wohne in Kiel. Aber so dreckige Ecken findet man da so gut wie gar nicht“, sagt die 52-Jährige, die aus Witten stammt und hier auf Verwandtenbesuch ist. Sie hat sich direkt bei der Bahn beschwert, hat dorthin eine E-Mail mit Fotos der Unterführung und des Bahnübergangs mit den Schmierereien geschickt.

Verschlimmert hat sich auch der Zustand des Rheinischen Esels. „Überall am Rand liegt Hundekot und Abfall“, hat das Ehepaar Hamm festgestellt. „Die Menschen haben den Respekt verloren. Vor ihrer Umwelt und vor ihren Mitmenschen.“